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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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worden war. Das Ding hier aber war ein Vermögen wert. Es war aus Gold, der Diamant war makellos: Es war das erlesenste Stück englischer Handwerkskunst, das er je gesehen hatte.
    Mit ungeschickten Fingern öffnete er das Gehäuse und schaute erneut die signierten Miniaturen an, die den Wert noch steigerten. Vor Aufregung brach ihm der Schweiß aus. Das war die Chance seines Lebens, ein Vermögen zu machen. Er kannte den richtigen Menschen, dem er es verkaufen konnte, und noch heute würde ein Schiff nach Amerika auslaufen.

Einundzwanzig
    Sydney Cove, März 1793
    E
rnest stand vor der Tür und bat Millicent inständig zu öffnen. Er hatte tags zuvor die Nachricht von seiner Mutter bekommen und war die ganze Nacht hindurch geritten. »Millie. Bitte, sprich mit mir! Wenigstens lass mich dich sehen, damit ich weiß, dass alles in Ordnung ist.«
    »Seitdem es passiert ist, hat sie ihr Zimmer nicht mehr verlassen«, murmelte Susan. »Und sie weigert sich, überhaupt mit jemandem zu reden, außer mit mir – und auch das ist nicht leicht.« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Es tut mir leid, mein Lieber.«
    Er war den Tränen nahe, vor Enttäuschung und Wut konnte er nicht zusammenhängend denken. »Ich muss sie sehen«, sagte er heiser. »Sie muss wissen, dass dadurch nichts anders geworden ist zwischen uns beiden.« Er drehte sich wieder zur Tür und lehnte den Kopf daran. »Ich liebe dich, Millie«, rief er leise. »Und ich will dich heiraten. Bitte, Liebling, komm heraus!«
    Die Tür blieb fest verschlossen, und er vernahm keinen Laut auf der anderen Seite. Verzweifelt wandte er sich ab, schlang beide Arme um Susans Taille und brach in Tränen aus. »Was soll ich nur tun, Mum?«
    Susan drückte ihn an sich wie früher, als er noch ein kleiner Junge war. Sie strich ihm über das Haar und küsste seine Stirn. Ihre eigene Traurigkeit war ihr anzuhören. »Ich weiß auch nicht«, gab sie zu. »Aber vielleicht versuchst du, ihr eine Notiz unter der Tür durchzuschieben?«
    Er lief in die Küche. »Wo ist dein Notizpapier?« Er setzte sich an den Tisch und begann zu schreiben. Er überschüttete Millicent mit seiner Liebe, schrieb über seine Hoffnungen für die Zukunft und versprach, auf jede nur denkbare Weise zu helfen, wenn sie ihn nur zu sich ließe. Er faltete das Papier zusammen und schob es unter der Tür hindurch.
    Er wartete vor ihrem Zimmer und beobachtete das Stück Papier – doch es blieb, wo er es hingelegt hatte – unberührt und ungelesen. Als es dunkel wurde, setzte er sich auf den Boden, fest entschlossen, dort sitzen zu bleiben, solange es nötig war.
    »Ernest. Wach auf und frühstücke ein bisschen was!«
    Er schlug die Augen auf und stellte fest, dass er auf dem Boden lag. Seine Mutter stand mit einem Teller Rührei vor ihm. Wütend, dass er eingeschlafen war, warf er sofort einen Blick zur Tür. Der Brief war noch da.
    Mühsam kam er auf die Beine und nahm den Teller. »Millie«, rief er durch das Schlüsselloch. »Ich habe etwas zu essen für dich. Du musst doch Hunger haben, Liebling. Bitte, iss etwas.«
    Ein Rascheln zu seinen Füßen ließ ihn zu Boden schauen. Ein Stück Papier lag vor der Tür. Vor lauter Eifer, es aufzuheben, ließ er beinahe den Teller fallen.
    »Ernest. Bitte, geh fort! Ich will nicht mit dir reden, mit niemandem. Und hör auf, an die Tür zu klopfen und zu rufen, das macht mich krank.«
    Ernest starrte auf die Notiz und reichte sie seiner Mutter. »Ich weiß nicht, was ich noch tun soll«, murmelte er, und wieder kamen ihm die Tränen.
    Susan legte ihm einen Arm um die Schultern und führte ihn in die Küche. »Überlass sie mir«, sagte sie sanft. »Iss dein Frühstück und geh wieder nach Hawks Head. Sie wird am Ende wieder zu sich kommen. Wenn sie so weit ist, schicke ich dir eine Nachricht.«
    Ernest hatte keinen Appetit auf das Frühstück, doch er aß, so viel, wie er hinunterzwingen konnte, und nach einem letzten, hoffnungslosen Versuch, eine Antwort von Millie zu erhalten, machte er sich auf den Weg zum Hawkesbury River.
    Port Jackson, April 1793
    Jack Quince war wegen der Vorräte in die Stadt geritten; vielleicht waren ja auch Briefe mit einem der vielen Schiffe eingetroffen, die neuerdings im Hafen anlegten. Nell hatte ihm eine lange Einkaufsliste mitgegeben, und es hatte Ewigkeiten gedauert, bis er alles zusammenhatte – doch da er darauf vorbereitet war, mindestens noch eine weitere Woche in der Stadt zu bleiben, spielte es keine Rolle.
    Nachdem die

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