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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Zwillinge zur Welt gekommen waren, stolzierte Billy umher wie ein Gockel und machte viel Aufhebens um Nell und die Kinder. Jack hatte sich daran gewöhnt, dass er lange vor Sonnenuntergang die Arbeit niederlegte. Jack konnte nicht anders, als sie um ihren häuslichen Segen zu beneiden, und er war dankbar für die Möglichkeit, eine Weile zu entkommen. Ihr Glück verstärkte nur seine Sehnsucht nach Alice.
    Nachdem er alles erledigt hatte, was er sich für diesen Tag vorgenommen hatte, belud er den Karren und begab sich noch einmal an den geschäftigen Anleger, um zu hören, ob es etwas Neues gab. Seit seiner Ankunft hatte er diesen kurzen Ausflug jeden Morgen unternommen, denn Alice hatte ihm vor ein paar Monaten vom Kap geschrieben. Sie hatte gewarnt, ihre Reise könnte sich verzögern, hoffte jedoch, auf der Lady Elizabeth noch eine Überfahrt zu bekommen. Seine Ungeduld, sie endlich an seiner Seite zu haben, machte ihn reizbar, und allmählich fragte er sich besorgt, ob ihr etwas zugestoßen war.
    Als er das Pferd durch die Straßen lenkte, warf er einen Blick zu dem Haus auf dem niedrigen Hügel, in dem Ezra und Susan Collinson wohnten. Er hatte die Geschichte über Millicent gehört, und obwohl es ihn schockiert hatte, was man ihr angetan hatte, hielt er es nicht für angebracht, bei ihnen vorbeizuschauen. Er gehörte nicht zur Familie und hatte in seinem eigenen Leben genug Grausamkeit erfahren, da musste er sich nicht noch den Kummer anderer zu eigen machen. Billys kurze Zusammenfassung seines Besuchs hatte ihm alles gesagt, was er wissen musste.
    Da er den Inhalt des Karrens nicht an einen Gelegenheitsdieb verlieren wollte, kaufte er sich eine Fleischpastete bei einem Straßenverkäufer und aß sie auf dem Kutschbock, während er dem geschäftigen Treiben auf dem Kai zusah. Mehrere amerikanische Walfangschiffe und zwei Handelsschiffe lagen vor Anker – Sydney Town war zu einem beliebten Zwischenaufenthalt geworden, und der Handel blühte. Die Hungerjahre waren endlich vorbei; der Ort sah allmählich wie eine feste Ansiedlung aus.
    Dann fiel sein Blick auf die aneinandergeketteten Jungen. Sie hatten den Auftrag, die Felsen zu reinigen, die Sträflinge ausgegraben hatten, und sie zur Geländeanfüllung für die neuen Anleger zu karren. Während er zusah, wurde ihm klar, dass die Kolonie ungeachtet dessen, wie viel sie erreichen würde, nie über den Sträflingsstatus hinauskommen würde, solange Kinder angekettet und in die Sklaverei gezwungen wurden.
    »Pass auf, was du machst, du dreckiges Stück irische Scheiße«, brüllte der Aufseher Benson.
    Jack zuckte zusammen, als die hässliche kleine Peitsche, die Benson bei sich trug, auf die dünnen Schultern des Jungen knallte. Er ballte die Fäuste. Am liebsten hätte er die Peitsche an sich gerissen und den Mann verprügelt, dass ihm Hören und Sehen verging. Mullins hatte sich am Ende zwar zu Tode gesoffen, seine Bosheit aber lebte in dem tyrannischen Benson weiter, einem bedingt freigelassenen Sträfling, der nichts vorzuweisen hatte, womit er sich seinen Lebensunterhalt verdienen konnte, bis auf den sadistischen Zug, der allen Aufsehern gemeinsam war.
    Der Junge mühte sich mit einem großen Felsbrocken ab von einem Haufen, der ihm endlos erscheinen musste, und die Fesseln an seinen Fußgelenken behinderten ihn bei jedem Schritt. Wenn er die Flüche des Aufsehers richtig verstand, musste er mit der Queen eingetroffen sein, einem mit irischen Katholiken voll beladenen Schiff, die meisten noch Kinder, die man bei den Unruhen in Irland aufgegriffen hatte. Aufsässigkeit stand in dem jungen Gesicht geschrieben, jede Kränkung und Misshandlung ein weiterer Ansporn für seine Entschlossenheit, sich nicht unterkriegen zu lassen, doch Jack wusste aus Erfahrung, dass der Junge es nicht wagte, sich zu beschweren oder zurückzuschlagen, denn es würde ihm die Prügelstrafe einbringen.
    Er schauderte, als die alten Erinnerungen hochkamen. Es gab grässliche Strafen für alle, die gegen das System ankämpften, und Jugend war da kein Schutz. Die kleinen Jungs dort konnten wegen des kleinsten Vergehens vor einen Magistrat gezerrt und gezwungen werden, fünfzig Schläge mit der neunschwänzigen Katze über sich ergehen zu lassen – und wenn der Aufseher besonders grausam war, wurden sie tausend Schnitten unterzogen und in Einzelhaft geworfen, wo der Missetäter die schwere, erstickende Haube zu tragen hatte, vor der sich alle fürchteten.
    Der Junge hatte eine wichtige

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