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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Landschaft an dieser Küste ist ziemlich außergewöhnlich. Sieh dir nur die Inseln an.«
    Josiah machte ein langes Gesicht. »Nach der ersten Begeisterung merkt man, dass eine Insel wie die andere ist und keine mehr bietet als ein paar Palmen und einen Sandstrand.«
    Sydney Parkinson war aus seiner Kabine aufgetaucht und hatte Josiahs Bemerkung mitbekommen. Er ließ sich auf den Stuhl neben Jonathan fallen. »Schon etwas mehr als ein paar Palmen, Sir. Allein in Botany Bay haben wir Tausende neuer Pflanzengattungen und wilder Tiere entdeckt. Es wird mich Jahre kosten, sie alle zu katalogisieren und zu zeichnen.«
    Josiah betrachtete den jungen Schotten. »Pflanzen nützen nicht viel, wenn es kein frisches Wasser gibt, keine Nahrung und kein Holz«, knurrte er. »Sie müssen sich nur die Eingeborenen ansehen, um zu erkennen, dass das Leben hier kaum erträglich ist.«
    Sydney biss sich auf die Unterlippe. Seine zarten, bleichen Gesichtszüge wurden durch die Laterne hinter ihm erleuchtet. »Die Eingeborenen sehen vielleicht miserabel aus«, sagte er abschließend. »Aber mir scheint, dass sie zufrieden sind. Denn die Erde und das Meer halten sie am Leben, das Klima ist milde, und da sie den überflüssigen Kram, auf den wir Europäer so großen Wert legen, nicht brauchen, sind sie in ihrer Unwissenheit glücklich.«
    »Es sind Wilde«, polterte Josiah. »Arme, abgemagerte, unwissende Kerle, die sich kaum von den ersten Menschen unterscheiden und sich mühsam durchschlagen in einem öden, gottverlassenen Land; weiß der Himmel, wozu das gut sein soll? So viel zu dem großen Land im Süden, das den König und das Vaterland angeblich mit Gold und Reichtümern in ungeahnter Menge versorgen sollte: Es existiert nicht.«
    »Ich gebe zu, dieses Land reizt vielleicht niemanden, der nach Reichtümern sucht«, erwiderte Sydney. »Aber es regt die Phantasie an, meinen Sie nicht?«
    Jonathan warf seinen Zigarrenstummel über Bord. »Ganz gewiss sogar«, sagte er und erhob sich. »Ich will wissen, was hinter den Küsten liegt und welche Art von Land sich dort erstreckt. Ich will so viel wie möglich erkunden, denn es muss in der Tat ein riesiges Land sein, wenn man den alten Karten auch nur annähernd trauen kann.«
    Sydney nickte. »Ich habe diese Karten auch gesehen. Wenn es wirklich ein einziger Kontinent ist, dann sollte man die Legenden eines großen südlichen Landes nicht in den Wind schlagen.«
    »Wilde und Tropenfieber«, brummte Josiah. »Denkt an meine Worte, Jungs. Viel mehr werdet ihr nicht finden.«
    »Hier an Bord gibt es auch Wilde, Sir«, wandte Sydney ruhig ein. »Sehen Sie nur, was Mr. Orton zugestoßen ist.«
    »Der Mann ist ein Säufer«, fuhr Josiah ihn an. »Wäre er nüchtern gewesen, dann wäre das nicht passiert.«
    »Trotzdem, Sir«, beharrte Sydney. »Niemand hat es verdient, dass man ihn entkleidet und seine Ohren stutzt. Das ist das Werk eines Barbaren, und ich fühle mich erst dann sicher, wenn der Täter gefasst ist.«
    »Cook hat bereits den Leutnant zur See Magra von seinen Pflichten entbunden.« Josiah zog die Decke noch fester um seinen ausgelaugten Körper und zitterte trotz des warmen Abends. »Sieht also ganz so aus, als hätte er den Schuldigen, so dass Sie sich beruhigt schlafen legen können.«
    Jonathan hatte dem Gespräch nicht zugehört, denn er war in Gedanken noch immer bei Sydneys Bemerkung, dieses Land rege die Phantasie an. Er schritt das Deck ab und stellte sich ein Leben mit Entdeckungen und Erforschungen vor. In Botany Bay wäre er nur zu gern weiter landeinwärts gegangen, und er war enttäuscht, dass er nicht mit den Einheimischen dort hatte sprechen können. Selbst Tupaia hatte ihre Sprache nicht verstanden; dabei war Jonathan sicher gewesen, dass sie viel mehr erfahren hätten, wenn sie nur die Möglichkeit gefunden hätten, sich zu verständigen. »Du hast Recht, Sydney«, sagte er und mischte sich in die Unterhaltung ein. »Wir haben nur diese östliche Küste gesehen, und niemand hat sich weiter landeinwärts gewagt – was für ein Abenteuer wäre es, das Landesinnere zu inspizieren und zu entdecken, was hinter jenen Wäldern liegt.«
    Die beiden Männer schauten ihn verständnislos an und brauchten eine Weile, um ihre Gedanken zu sammeln und auf die vorherige Unterhaltung zurückzukommen. »Deine Phantasie geht mit dir durch, mein Junge«, sagte Josiah. »Dieses ganze Unterfangen sollte Abenteuer genug gewesen sein. Jetzt wird es Zeit, die kindlichen Träume

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