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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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Ausgrabungsstädte, kann aber außer jeder Menge Steine nichts Aufregendes entdecken und setze mich daher lieber vor die Dorfbäckerei, um mein Frühstück in Gesellschaft zweier Spatzen zu mir zu nehmen. Vor kurzem hatte ich noch überlegt, ob ich wirklich alles bis nach Santiago, bzw. Finisterre laufen werde. Heute habe ich nämlich das wohl hässlichste und unspektakulärste Stück vor mir. Das Industriegebiet vor Burgos! Viele Pilger nehmen für diesen Abschnitt den öffentlichen Bus, jedoch verspüre ich das Verlangen, wirklich alles zu laufen. 2007 habe ich mich schon geweigert, auch nur einen Meter mit Hilfsmitteln zurück zu legen. Nun kurz vor Ende meiner ersten Etappe bis Burgos die ätzten Meter mit dem Bus zu fahren, das wäre, als würde ich 30 km vor Santiago ein Taxi bestellen. Mein Entschluss steht also fest und so laufe ich auch das gesamte Industriegebiet, welches tatsächlich absolut unspektakulär, verkehrsreich und mental anstrengend ist, komplett zu Fuß bis vor die Kathedrale von Burgos. Zum zweiten Mal bin ich von der Kathedrale absolut beeindruckt!

    Ich folge den Pfeilen durch die Stadt bis in den Park, indem ich damals meine erste Übernachtung in einer Pilgerherberge erleben durfte. Ich fand es grauenvoll und habe die ganze Nacht kein Auge zu bekommen. Alles Gewöhnungssache, wie ich nun weiß, wenn man den ganzen Tag gelaufen ist, ist die Erschöpfung so groß, dass man nur noch schlafen will. Schlafe übrigens jede Nacht extrem gut, egal ob in meinem Zelt oder in einer Herberge. Heute werde ich wieder in meinem Zelt, allerdings nahe der Herberge, übernachten, so mein Plan. Als ich im Park ankomme, ist die Herberge geschlossen. Zwar sieht noch alles so aus wie damals, aber die Läden sind dicht und die Türen zu. Bin zwar ein wenig enttäuscht, aber sei es drum, ich wollte sowieso im Zelt schlafen und dann gibt’s heute eben mal keine Dusche. Im Park ist ordentlich was los, alle treffen sie sich hier zum Grillen und die Jugendlichen kommen in Scharen, um sich zu besaufen. Ich baue mein Zelt inmitten dieses Chaos auf und stelle stolz fest, dass ich endlich von meiner Idealvorstellung bezüglich Wahl des Nachtlagers abgewichen bin. Nachdem mein Zelt steht, mache ich mich auf die Suche nach einem Supermarkt und rüste mich dort mit einem ausgiebigen Abendessen sowie meinem Frühstück für morgen aus. Zurück im Park gönne ich mir dann meine Mahlzeit in den letzten Sonnenstrahlen des Tages und ziehe mich danach in mein Zelt zurück. Um mein Zelt herum geht es zu wie auf einem Rockfestival, jedoch mache ich die erstaunliche Erfahrung, dass sobald ich den Reisverschluss meines Zeltes geschlossen habe, ich mich in den eigenen vier Wänden befinde und alles draußen drum herum völlig egal ist. Abgesehen vom Geräuschpegel bin ich „zu Hause“ und schlafe vor Müdigkeit und Erschöpfung trotz Lärm sofort ein und wie immer durch.

21.06.09, Sonntag — Burgos nach Sambol

    Habe die Nacht durchgeschlafen und wurde auch nicht von irgendwelchen besoffenen Jugendlichen belästigt. Um 5 Uhr morgens wache ich jedoch notgedrungen auf und bin gezwungen, mein Zelt für 1 Minute zu verlassen. Es ist saukalt draußen und meiner Meinung nach wie immer viel zu früh, um bereits los zu laufen. Also trete ich den Rückzug an und verkrieche mich schleunigst wieder in meinem Schlafsack. Keine Pilger, die mir mit ihren Stirnlampen ins Gesicht leuchten und auch niemand, der neben mir seinen Schlafsack umständlich in seinen Rucksack zu zwängen versucht. Schlafe daher noch mal geschlagene 3 Stunden weiter. Um 8 Uhr stehe ich dann ausgeschlafen auf und packe mein Zeug zusammen.
    Ein merkwürdiges Gefühl macht sich breit, als ich mich auf den Weg mache und genau weiß, wo es lang geht, ohne auf die gelben Pfeile zu achten. Nun kommt der mir bereits bekannte Teil des Weges und ich fühle mich plötzlich wie ein Profipilger, der jeden Zentimeter auf der Route kennt. Gezielt steuere ich zum Ausgang des Parks und verlasse in Handumdrehen Burgos. Mein Ziel ist Sambol, eine kleine Herberge mitten im Nirgendwo, ohne Strom und fließend Wasser. Das Einzige, was es dort gibt, ist eine kleine Quelle, die unter der Herberge entspringt und durch den Garten fließt. Dies war 2007 meine erste Herberge, die ich nach meinen ersten offiziell gelaufenen Kilometern erreicht habe.
    Kaum habe ich Burgos verlassen, klemmt sich mir ein junger Kerl namens Dennis an die Fersen und quasselt auf mich ein. Habe grade gar keinen Bock auf

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