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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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nur darauf gewartet. Auf der Suche nach meiner heutigen Nächtigungsmöglichkeit fällt mir auf, dass ich eine Idealvorstellung von meiner Platzsuche zum Campen habe. Es muss möglichst abseits vom Weg sein, einen klaren sauberen Fluss zum Waschen und Trinken haben und auch noch in der schönen Natur zwischen Bäumen und Sträuchern auf einer grünen Wiese liegen. Kein Wunder, dass ich immer so lange brauche, bis ich sesshaft werde. Sollte wohl meine Ansprüche ein wenig runter schrauben. Um mir dieses Problem heute zu ersparen, peile ich eine Herberge in Belorado an, welche angeblich über einen Pool verfügt. Meine Schuhe habe ich mittlerweile super locker geschnürt, so dass ich so viel Platz wie nur irgend möglich darin habe. Hätte nie gedacht, dass die Füße so extrem beim Gehen anschwellen. Nächstes Mal kaufe ich mir meine Schuhe zwei Nummern zu groß. Bei Globetrotter hatte man mir gesagt „schön fest zuschnüren, dass du nicht hin und her rutschen kannst“. Na ja, ist wohl Geschmackssache. Im Rücken spüre ich seit einer Weile wieder diesen stechenden Schmerz, der jedoch nur an einer kleinen Stelle auftritt. Kann mir nicht erklären, wie das zustande kommt und versuche den Schmerz zu ignorieren, indem ich mich über meine bequemen neuen Schuhsolen freue. Mittlerweile habe ich es aufgegeben, mein T-Shirt zu tragen, da es innerhalb der ersten Stunde nassgeschwitzt ist. Außerdem ist es tagsüber so brütend heiß, dass es eine absolute Wohltat ist, mit nacktem Oberkörper zu laufen. Auch meinen Bartwuchs beginne ich zu ignorieren und lasse ihn einfach wachsen. So langsam werde ich wieder zum Pilger.
    In der Herberge in Belorado angekommen, treffe ich wieder auf Hans (oder war es Heinz?), der grade seinen bereits komplett durchgelaufenen Schuhe repariert. Kein Wunder, dass nach 2400 km kein Profil mehr unterm Schuh ist und man seine Socken sehen kann. Ich setze mich zu ihm und halte mir die Hand auf den schmerzenden Punkt an meinem Rücken. Wir plaudern ein wenig über den heutigen Tag und machen uns dann auf in den Garten, den Pool auszukundschaften. Es wurde nicht zu viel versprochen. Wir können tatsächlich ein erfrischendes Bad im Pool nehmen. Ein absolut göttliches Gefühl! Der ganze Körper fast schwerelos im Wasser. Habe mich lange nicht mehr so entspannt. Aus der Küche der Herberge duftet es köstlich nach Essen und wir können es kaum erwarten, zum Abendmahl gebeten zu werden. Als es dann soweit ist, freuen wir uns wie zwei kleine Kinder auf die Bescherung. Richtig edel werden alle Pilger in einen Speisesaal geführt, mit gedeckten Tischen inklusive weißer Tischdecke! Na, das nenne ich mal nobel, zumal alles auf Spenden basiert. Ich war zwar ein wenig überrascht, als ich eincheckte und mich fragte, wo ich denn meine Spende für die Übernachtung einwerfen könne, als der Hospitalero mich auch schon aufforderte, 5,- € für die Übernachtung direkt bei zu „spenden“. 5,- € für eine Übernachtung ist ein fairer Preis, mit dem ich kein Problem habe, jedoch verstehe ich unter dem Wort „Spende“ etwas anderes. Für mich bedeutet „Spende“: ich gebe das, was ich will, wenn ich es denn will und nicht einen vorgeschriebenen „Preis“. Aber gut, sei es drum. Das Abendessen ist köstlich und besteht aus Suppe, Salat, Hauptgang und Nachtisch. Nachdem alle gegessen haben, wird jedoch auch hier wieder die „Spende“, diesmal in Höhe von 10,- €, gefordert. Nun doch etwas verärgert frage ich mich, ob es nur mir so geht oder ob auch die anderen Pilger dies als Abzocke empfinden. Es war nichts zu teuer und das Essen wirklich gut, aber mir wurde die Freiheit genommen, selbst zu entscheiden, was ich ausgeben möchte. Die Art und Weise, wie hier das Geld gemacht wird, gefällt mir einfach nicht, auch wenn es alles seines Geldes wert ist. Dann sollen sie an die Tür schreiben: Übernachtung 5,- € und Abendessen 10,- € und nicht von „Donativo“ sprechen.
    Um mich zu beruhigen, laufe ich noch einmal durch das Dorfzentrum von Belorado, bevor ich mich in mein Bett zurückziehe und wie immer prächtig schlafe. Von dem Gewitter, das die Nacht über herrscht, bekomme ich nichts mit.

19.06.09, Freitag — Belorado nach Villafranca

    Wie in jeder Herberge geht auch heute morgen um 5:30 Uhr mal wieder der erste Wecker los. Die haben doch ‘n Knall! 6 Uhr würde es doch auch tun! Da es anscheinend jedes Mal eine Kettenreaktion auslöst, sobald die ersten mit ihrem Gewusel anfangen und

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