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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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von zu Hause mitbringen. Wieso kommt jemand daher und nimmt alles ab? Um Platz für weitere Pilger zu schaffen? Die einzig logische Erklärung, die ich finde, ist, dass man keine Umweltverschmutzung betreiben will und daher nicht möchte, dass Fotos sich lösen und in die Umgebung geweht werden. Da sich die Spanier jedoch meiner Ansicht nach einen absoluten Dreck um Umweltverschmutzung kümmern, halte ich diese Vermutung für weniger wahrscheinlich.

    Sichtlich gekränkt verlasse ich diesen Punkt, nicht, weil das Bild meines verstorbenen Hundes nicht mehr dort hängt, sondern weil es bewusst mit all den anderen Dingen abgenommen wurde. Es ist grade mal 9 Uhr. Ich bin sehr schnell voran gekommen, obwohl ich mich nicht beeilt habe und einfach nur mein für mich angenehmes Tempo gegangen bin. Meine Knie tun mir ein wenig weh und es beginnt auch, immer stärker zu regnen. Ich bin jedoch zu faul, jetzt meine Knieschoner raus zu holen, außerdem sind es nur noch ca. 3 km bis Manjarín. Hinterm Cruz de Ferro geht es eine Weile wieder an der Straße entlang. Ein Fahrradfahrer kommt an mir vorbei gebrettert. Da es doch immer mal wieder Fahrradfahrer gibt, die einen grüßen, bleibe ich gutmütig und grüße nach wie vor jeden vorbei kommenden Pilger auf seinem Drahtesel. „Buen camino!“ Kein Gruß zurück, sondern lediglich ein Blick, als hätte ich ihm grade „Arschloch“ zugerufen. Wieso sind 9 von 10 Fahrradfahrern so arrogant? Es gibt wirklich nur wenige Ausnahmen, die nicht einfach an einem vorbeibrettern und wohlmöglich noch protestieren, weil man ihnen im Weg steht. Gelegentlich gibt es ein paar lustige Gesellen, die ihre Klingel durch eine Hupe ausgetauscht haben und sich damit nicht nur ankündigen, sondern auch den Gruß ersetzen. Dafür habe ich absolut Humor.
    Obwohl es nur etwa 3 km bis Manjarín sind, dauert die Strecke erheblich länger, als ich erwartet habe. Der Regen gießt mittlerweile aus allen Wolken und meine Knie tun immer heftiger weh. Die letzten 15min sage ich mir immer wieder, hinter der nächsten Ecke kommt Manjarín, es lohnt nicht, jetzt noch die Regenjacke rauszuholen und die Kniebandagen anzuziehen, aber es kommt nicht. Irgendwann siegt die Vernunft und ich sage mir: „Jean, du hast doch jede Menge Zeit. Halte verdammt noch mal an und zieh dir Jacke und Kniebandagen an!“ Ich höre mich dies laut zu mir selbst sagen und siehe da, es funktioniert. Ich stoppe kurz und rüste mich für die gegebenen Verhältnisse aus. Hinter der nächsten Kurve erscheint Manjarín...

    Die Herberge ist eine der speziellen, eher außergewöhnlichen Herbergen des Caminos. Es ist vielmehr ein Refugio. Sie gehört einem alten Einsiedler namens Tomás, der hier ohne Strom und Wasser seit Jahrzehnten lebt. Mehrmals wurde wohl versucht, ihm den Laden dicht zu machen, aber er schlägt sich tapfer. Erführt sein Refugio im Stile der alten Templertraditionen. Es gibt Tee und Kaffee für jeden vorbeikommenden Pilger und für alle, die bei ihm nächtigen, natürlich auch eine warme Mahlzeit in seiner bescheidenen Hütte. Vor 2 Jahren schliefen die Pilger noch im anliegenden Stall, jedoch wurde dies wohl aufgrund der Baufälligkeit unterbunden. Ich trete ein und lege meinen Rucksack ab, um es mir bequem zu machen. Eintreten ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort, denn die Hütte hat ein langes Vordach, welches lediglich vor Wind, Regen und Sonne schützt.

    Das Wetter hat unterdessen seinen Höhepunkt erreicht. Es gießt und weht aus allen Richtungen. Die feuchte Kälte zieht einem in jede Ritze und ich bin froh, in diesem offenen Raum ein Dach über’n Kopf zu haben. Ich bekomme einen heißen Kaffee und wärme mich am hier entfachten Feuer. Ich fühle mich verdammt wohl und genieße die im Hintergrund laufenden Choräle. Momentan habe ich keine Ambitionen, großartig weiter zu gehen und so schenke ich mir meinen Kaffee mehrmals nach. Eine Katze und 2 Hundewelpen toben ständig vor mir rum und hinter der Hütte lassen sich bereits weitere Tiere vermuten. Vor mir erblicke ich ein Schild, auf dem steht: „Si quieres un perro, pregunta por María“. (Wenn du einen Hund haben möchtest, frag nach Maria) Das Schild ist schon ziemlich verblichen und scheint hier bereits seit Jahren zu hängen. Dennoch weckt es augenblicklich meine Neugier. Seit dem Tod meines Tieres sehne ich mich nach einem neuen Hund. Damals wohnte ich noch mit meiner Familie in einem großen Haus mit riesigem Garten, als wir uns unseren Hund Juri

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