Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
beide im Gras und ich brauche sie nicht einmal anbinden. Während ich sie mit etwas Wurst füttere, um ihr Vertrauen zu gewinnen, überlege ich mir einen Namen und entscheide mich für Maja Ynea de Manjarín, kurz Maja. Wollte etwas, dass sie mit diesem Ort hier verbindet und so wurde aus Manjarín — Manjari — Manja — Maja. Wir verbringen den restlichen Tag hinterm Haus auf der Wiese und Maja wird unglaublich schnell sehr zutraulich. Bereits nach wenigen Stunden folgt sie mir vorsichtig, aber mutig überall hin. Das Gras ist hoch, so dass sie mich nicht sehen kann und so können wir auf der Wiese umherlaufen und ich bringe ihr sofort bei, auf mein Pfeifen zu reagieren und zu mir zu kommen. Binnen weniger Minuten hat sie es kapiert und reagiert, als wären wir bereits seit Monaten zusammen unterwegs. Mal sehen, wie ich nun den Rest des Caminos nun voran komme, denn viel wird sie nicht laufen können und meines Wissens soll man Welpen auch nicht zu viel laufen lassen, da sie sonst später Gelenkprobleme bekommen. Herbergen werde ich nun auch weitgehend vergessen können, denn mit Hund darf man nahezu keine Herberge betreten, geschweige denn nächtigen. Morgen werde ich ja sehen, wie viel sie schafft und ich denke, sie wird mir zeigen, wenn sie nicht mehr weiter kann oder will. Dann muss ich sie eben notfalls tragen oder halt einfach nur noch 10 bis 15 Kilometer am Tag laufen. Jedoch will ich morgen auf jeden Fall Ponferrada erreichen, um dort zum Tierarzt zu gehen. Das sind etwa 25 km und es geht nur bergab.
Um 20 Uhr gibt es Abendessen in der Hütte mit Tomás und Paco. Maja muss draußen warten und veranstaltet sofort ein Geheul, als ich sie alleine lasse. Nach dem Essen ziehen wir uns zurück in mein Zelt und ich versuche zu schlafen. Bin todmüde und Maja ersichtlich glücklich und zufrieden. Sie kuschelt sich ganz dicht an mich und sucht meine Nähe und ich lasse sie gewähren. Im Gegensatz zu mir schläft sie friedlich ein, ich jedoch bin trotz totaler Erschöpfung — weiß gar nicht woher, denn viel bin ich heute nicht gelaufen, — vor lauter Aufregung hell wach und brauche Stunden, um meinen Schlaf zu finden. Öffne ständig wieder meine Augen, um zu gucken, ob mit Maja auch alles in Ordnung ist.
30.06.09, Dienstag — Manjarín nach Ponferrada
Habe die Nacht sehr unruhig geschlafen und auch schlecht geträumt. Es ist 7 Uhr morgens, als ich aufwache. Ich verlasse das Zelt und Maja guckt mich nur mit großen Augen an. Anscheinend gefällt es ihr ganz gut im Zelt. Ich baue alles ab und wir zwei gehen nach vorne, um uns zu verabschieden. Ich bekomme noch ein wenig Hundefutter in die Hand gedrückt und gönne mir noch einen Kaffee, dann geht es los. Maja folgt mir bereits, ohne Anstalten zu machen.
Da ich natürlich keine Leine habe, lasse ich sie einfach frei laufen. Auch auf meinen Pfiff reagiert sie immer besser und besser.
Mir fällt plötzlich ein, dass Juri, mein alter Hund, an dem Tag gestorben ist, als ich am Kreuz das Foto zurückließ und die Nacht in Manjarín verbracht habe. Etwa zwei Tage später hab ich es dann am Telefon erfahren. Und nun habe ich einen Hund aus genau der Herberge mitgenommen, um diesem ein Leben zu schenken.
Das Stück, das ich heute vor mir habe, ist wieder traumhaft schön und dennoch völlig anders als das gestrige. Heute ist das Wetter wieder sehr sonnig und heiß. Wäre mir eigentlich lieber, es wäre anders, denn ich mache mir jetzt schon Sorgen um meinen neuen Weggefährten. Sie ist viel zu jung, um solche Strecken zurück zu legen. Aber es hilft nichts, heute muss Ponferrada erreicht werden, denn es ist mir wichtig, umgehend die Impfungen für das Tier zu bekommen. Ich genieße wieder die unzähligen Gerüche, die mir in die Nase steigen. Es ist voll von lila Blumen und Gräsern, die alle verschieden duften. Ich liebe Gerüche, sei es Regen an heißen Sommertagen, nasser Stein oder Pflanzen in der heißen Sonne. Wenn man bewusst darauf achtet, nimmt man eine ganze Menge verschiedener Gerüche wahr. Ständig geht mein Blick zu Maja. Läuft sie noch hinter mir, kann sie noch oder ist sie schon am Ende ihrer Kräfte? Sie trinkt auffällig wenig und ich mache mir sofort Sorgen, dass sie zu wenig Flüssigkeit zu sich nimmt. Da ich sie jedoch schlecht zum Trinken zwingen kann, muss ich wohl abwarten, bis sie vor Durst nicht anders kann. Die Pfade sind mal schmaler, mal breiter, durch die es mich heute führt. Teilweise offene, mit weitem Blick über die Berge und
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