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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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Straße entlang. Zu Fuß ist es wunderschön, aber anstrengend und der nasse, feuchte Boden macht die Wege nicht unbedingt begehbarer. Neben mir taucht eine Quelle auf, die von natürlichem Quellwasser direkt aus den Bergen gespeist wird. Selbstverständlich hängt auch hier wieder ein riesen Schild: „Agua no potable“ (Kein Trinkwasser). Das Wasser schmeckt um so vieles besser als das Wasser, welches man aus den Wasserhähnen bekommt. Wusste vorher ehrlich gesagt nicht, dass Wasser überhaupt einen Geschmack hat, aber es hat einen. Wie gut, dass ich mir nichts aus diesen Warnungen mache.
    An mir ziehen ein paar Pilger vorbei, die sich sichtlich gestört durch den Nieselregen fühlen. Mir macht es seltsamer Weise überhaupt nichts aus, finde es sogar ganz angenehm, mal nicht von der Sonne gebraten zu werden. Selbst ohne Sonne ist mir immer noch furchtbar heiß. Wenn man den Camino geht, sollte man sich im Klaren sein, dass es nicht immer schönes Wanderwetter geben kann. Man kann auch mal ins Schwitzen kommen oder total klitschnass werden. Wer sich dadurch zum Miesepeter ernennt und nur noch pessimistisch ist und alles verflucht, der ist hier auf dem falschen Weg, denn genau das sind die Dinge, die einen hier glücklich machen, wenn man am Abend sein Ziel erreicht und sich von den Strapazen nicht hat unter kriegen lassen, sondern diese als Teil des Ganzen betrachtet. Mit der richtigen Einstellung nimmt man sie nicht einmal als Strapazen war. So erklimme ich mir also den Weg rauf nach Foncebadón und genieße die Berge mit ihren schmalen Pfaden, umgeben von Gräsern, Büschen, gelbe, lila und rosa Blumen, Sträuchern und Wurzeln im Erdreich, die hier und da ans Tageslicht dringen. Besonders beeindrucken mich die Spinnennetze, die durch die Nässe ein wunderschönes Bild bieten. Die Wassertropfen hängen in ihnen. Gelegentlich bricht das Licht durch die Wolken und gestaltet die Natur noch schöner oder besser gesagt, wieder anders.
    Ich lasse mich durch den Nebel nicht stören, der mir die Sicht in die tiefen Täler verwehrt. Es ist einfach eine andere Sicht, welche ebenfalls eine schöne Atmosphäre bildet. Das einzige, was ich beklagen kann, sind Markierungen, gemacht von irgendwelchen pubertären Menschen. Schon seit Wochen sehe ich immer wieder Markierungen in Form eines Aufklebers oder, was ich noch viel schlimmer finde, in Form eines mit Edding irgendwo hingepflanzten Schriftzuges. Wie erbärmlich ist das bitte? Es gibt wirklich Künstler, die mit Graffiti beeindruckende Bilder zu Stande bringen. Am richtigen Ort wirken diese dann auch sehr harmonisch. Aber irgendwelches Gekritzel mit einem Edding und Sprüche wie „lol for Nina“ sind hier auf dem Jakobsweg einfach fehl am Platz. Tiere pinkeln auf Steine und an Sträucher, um zu markieren, dass sie hier gewesen sind. Hirnlose Primaten nutzen dafür einen Edding oder Sprühdosen. Frage mich manchmal, was in manchen Köpfen vor sich geht, falls dort überhaupt Hirnströme gemessen werden können.
    Der Nebel wird weiterhin immer dichter und dichter, so dass sich die Sichtweite unterdessen auf etwa 30m reduziert hat. Plötzlich taucht wie aus dem Nichts Foncebadón vor mir auf. Ein kleines Ruinendorf in den Bergen. In einer Ecke unter dem Dach einer Ruine stehen zusammengekauert die 3 Franzosen aus Hospital de Órbigo und kochen sich Tee mit ihrem Gaskocher. Das nasse Wetter scheint sie nicht wirklich glücklich zu stimmen. Ich halte mich nicht groß auf und laufe direkt weiter zum Cruz de Ferro, welches nun nur noch wenige Minuten von hier entfernt liegen müsste. Würde mich riesig freuen, das alte Foto meines Hundes dort wieder zu finden, auch, wenn mein Verstand mir sagt, dass es bestimmt nicht 2 Jahre lang die Wetterverhältnisse hier oben auf 1500m Höhe überlebt hat. Genau wie Foncebadón taucht auch das Cruz de Ferro 2 km später aus dem Nebel vor mir auf, so dass ich beinahe gegen laufe. Das Kreuz ist leer und zwar völlig. Kein Bild mehr von meinem Hund und auch kein anderes oder irgendwelche anderen Mitbringsel anderer Pilger. Vollkommen verständnislos frage ich mich, wieso das Kreuz von wem auch immer beauftragt, anscheinend regelmäßig „gesäubert“ wird. Pilger aus aller Welt bringen Erinnerungen mit und tragen sie über Hunderte von Kilometern, um sie hier am Kreuz, dem höchsten Punkt des gesamten Caminos, anzubringen. Für jeden haben diese Mitbringsel einen gewissen persönlichen Wert. Viele legen auch einen Stein hier ab, den sie extra

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