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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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in dem Krankenhauszimmer leise neben sich schluchzen und ihr mit vor Kummer erstickter Stimme immer wieder versichern, dass der Unfall nicht ihre Schuld war.
    Lily wusste, dass ihre Mutter Recht hatte. Theoretisch konnte man ihr keinen Vorwurf wegen Kennys überstürzter Entscheidung machen, sich ihren Mann vorzuknöpfen; sie war nicht verantwortlich dafür, dass er keinen Helm getragen hatte und durch regennasse Straßen gerast war. Trotzdem fühlte sie sich schuldig, und sie konnte sich nur zögerlich von dieser Schuld befreien, denn das bedeutete, auch Kenny loszulassen, und dazu war sie nicht bereit gewesen.
    Aber nun wurde es Zeit. Die Vergangenheit durfte nicht länger ihre Gegenwart bestimmen und ihre Zukunft diktieren. Es war Zeit für einen Neubeginn, erkannte Lily, als sie in die Mad River Road bog.
    Beinahe sofort sah sie den blauen Thunderbird und meinte sich zu erinnern, ihn schon früher bemerkt zu haben. Irgendjemand hat Besuch, dachte sie und sah, wie Carole McGowan
mit ihren beiden übergewichtigen Schnauzern aus dem Haus kam. Carole winkte, während die Hunde sie in Lilys Richtung zerrten. »Hi«, begrüßte Lily ihre Nachbarin und beobachtete, wie beide Hunde an der Bordsteinkante das Bein hoben. »Was machst du denn um diese Zeit zu Hause?«
    »Mortimer hat sich das ganze Wochenende seltsam verhalten«, sagte Carole. »Also war ich mit ihm beim Tierarzt.«
    »Geht es ihm gut?«
    »Blendend.« Sie bückte sich und kraulte Mortimers Rücken. »Wie sich herausgestellt hat, ist es Casper, der Probleme hat.« Nun war Casper an der Reihe, gekrault zu werden.
    »Was hat er denn?«, fragte Lily abwesend und blickte zu Emmas Haus.
    »Offenbar hat er einen Hühnchenknochen verschluckt. Er ist so ein Schwein. Nicht wahr, Casper? Du frisst alles, was?« Als wollte er umgehend den Beweis für diese Behauptung erbringen, begann er, an ein paar Grasbüscheln in der Nähe zu knabbern. »Wirklich. Man könnte glauben, wir würden ihn nicht füttern. Der Tierarzt meint jedenfalls, wir hätten Glück gehabt, dass ihm der Knochen nicht den ganzen Magen zerfetzt hat. Aber es scheint ihm nichts zu fehlen, Ende gut, alles gut. Sagt man nicht so?«
    »Stimmt«, bestätigte Lily und machte eine Bewegung hinter Emmas Wohnzimmervorhängen aus.
    »Diese Emma ist ja wirklich mal eine, was?«, bemerkte Carole, als sie Lilys Blick folgte.
    Wovon redete Carole? Hatte Jan sie schon angerufen und von der fehlenden Trophäe berichtet? »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, dass sie eine tolle Verstärkung für unseren Lesezirkel ist. Sie ist intelligent und weiß eine Menge.«
    Und was sie nicht weiß, denkt sie sich aus, ergänzte Lily stumm.

    Die Hunde begannen, an ihren Leinen zu zerren. »Ich sollte die Jungs jetzt wohl besser ihren Spaziergang machen lassen, bevor ich zur Arbeit gehe.«
    Lily sah der Frau nach, bis sie samt den Hunden außer Sichtweite war. »Ende gut, alles gut«, wiederholte sie leise, als sie die Straße überquerte und auf Emmas Haus zuging.
    Natürlich hatte alles nicht gut geendet. Ihre Ehe jedenfalls ganz bestimmt nicht. Stattdessen hatte ihr Mann seine Drohung wahr gemacht, ihr das Leben zur Hölle zu machen, wenn sie ihn verließ. Er hatte sie auf der Arbeit belästigt und ihre Freunde zu den unmöglichsten Tages- und Nachtzeiten angerufen. Nach einigen Monaten hatte Lilys Mutter mehr erlitten, als sie ertragen konnte, und war nach Kalifornien gezogen, um näher bei ihrer Schwester zu wohnen. Lily war entschlossen gewesen, mit ihr zu gehen, aber ein Richter hatte angeordnet, dass sie mit Michael den Staat Florida nicht verlassen durfte, bis das Sorgerecht gerichtlich geklärt war. »Warum tust du das?«, hatte sie ihren Mann gefragt.
    »Weil er mein Sohn ist.« Damals hatte er auch damit geprahlt, was mit Leuten passierte, die ihm quer kämen. Er hatte ihr von einem Küchengerätevertreter in Miami erzählt, den er mit bloßen Händen ermordet hatte.
    »Damit musst du zur Polizei gehen«, hatte ihre Freundin Grace sie gedrängt.
    »Die werden mir nicht glauben. Ich weiß nicht mal genau, ob es wirklich passiert ist.«
    »Weißt du doch.«
    »Dann steht mein Wort gegen seins.«
    Wie sich herausstellte, reichte ihr Wort immerhin aus, um den Ball ins Rollen zu bringen. Kurz darauf war Ralph Fisher verhaftet worden. Eine Entlassung gegen Kaution wurde wegen Fluchtgefahr abgelehnt. Lily hatte einen Anwalt konsultiert und ihrem Mann praktisch umgehend die Scheidungspapiere zustellen lassen. Dann hatte sie

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