Traeume Suess, Mein Maedchen
Hals hinein, den köstlichen Druck in der Lunge, wenn sie sich mit Rauch füllte, und das zutiefst befriedigende Gefühl, langsam wieder auszuatmen. Emma war es egal, was die Experten sagten. Etwas, wobei man sich so gut fühlte, konnte unmöglich schlecht sein.
Natürlich hatte sie so irgendwann einmal auch über Männer gedacht.
Außerdem hatte sie Dylan versprochen aufzuhören. Ich schwöre, ich werde mit dem Rauchen aufhören. Nein, ich sterbe nicht. Ja, das war meine allerletzte Zigarette. Nein, ich rauche nie wieder eine. Siehst du? Mami schmeißt alle ihre fiesen Zigaretten weg. Da, alle weg. Hör auf zu weinen. Bitte, mein Schatz, hör auf zu weinen.
Bevor er nach Hause kam, musste sie das Zimmer lüften und sich die Zähne putzen. Fünfzehn Bürstenstriche oben, fünfzehn Bürstenstriche unten, dachte sie mit einem traurigen Lächeln, als sie sich Dylan und sein allabendliches Ritual vorstellte. Mein Gott, was sollte sie bloß mit dem Kind machen?
»Und was soll ich mit mir machen?«, fragte sie laut und begann, die Stellenanzeigen unter der Rubrik Dienstleistung Allg./Aushilfen durchzugehen.
SUPER TOP CHANCE, lautete die erste Überschrift. Auf der Suche nach einem coolen Job? Wir bieten ein tolles Arbeitsklima und großartige Verdienstmöglichkeiten.
»Klingt gut«, sagte Emma und las den Rest der Anzeige.
Expandierende Marketing-Agentur sucht 14 F/T Marketing-Reps. Kein Telefonmarketing!
»Was um Himmels willen ist ein F/T-Marketing-Rep.?«, fragte sich Emma, zog noch einmal an ihrer Zigarette und überflog die weiteren Anzeigen.
Reiseleitung (22 neue Positionen) 10 $ pro Stunde + 40- 100 $ täglich in bar …
Bäcker für portugiesische Bäckerei gesucht. Rufen Sie Tony oder Anita an …
18 Reisekaufleute für Reservierungsabteilung …
Programmdirektorin für Halfway House gesucht. Jahresgehalt: 50 000 $...
»Das klingt schon besser.«
… mind. 5 Jahre Berufserfahrung. E-Mail-Bewerbungen an …
»Sch-ade. Damit hätte sich das wohl erledigt.«
Es klopfte erneut an der Tür, und wieder hielt sie den Atem an.
»Sei nicht albern, das ist bloß der Postbote, der seinen Irrtum bemerkt hat.« Emma zog ein letztes Mal intensiv an ihrer Zigarette, bevor sie sie in die Spüle warf und mit dem Kaffeebecher in der Hand zur Haustür ging. Sie hob Lily Rogers’ Post vom Fußboden auf und öffnete die Tür.
Die Frau, die auf der anderen Seite des Fliegengitters stand, war jung, blond und auf eine schwerfällige Art hübsch, dachte Emma, als sie das runde Gesicht, die kleine Stupsnase und ihren mehr als üppigen Busen betrachtete. Es war eine Schande, dachte Emma. Wenn sie fünf Pfund abnehmen würde, wäre sie schön, wenn sie zehn schaffte, wäre sie umwerfend.
»Hi«, sagte Lily Rogers mit lächelnden braunen Augen. Sie hielt einen kleinen Packen Briefe hoch. »Die sind irrtümlich mir zugestellt worden. Ich glaube, der Postbote ist neu oder so«, fuhr sie fort, als Emma die Tür gerade weit genug öffnete, um die Post zu tauschen. »Der Typ, der sonst
immer kommt, macht solche Fehler nicht. Oh«, sagte sie, als sie sah, dass der große Umschlag aufgerissen war.
»Es tut mir wirklich sehr Leid«, sagte Emma sofort. »Ich habe ihn geöffnet, bevor ich bemerkt habe …«
»Das macht nichts. Hoffentlich gute Nachrichten.«
Emma schwieg.
»Verdammt«, sagte Lily Rogers, ohne sich die Mühe zu machen, die Absage zu lesen.
»Da steht, die Geschichte wäre unterhaltsam und gut geschrieben«, tröstete Emma sie und fügte eilig hinzu: »Ich wollte nicht neugierig sein …«
»Das ist schon in Ordnung.«
So sah sie aber nicht aus, dachte Emma. Eher so, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Spende ihr ein bisschen Trost, und schick sie dann wieder ihrer Wege. »Möchten Sie einen Kaffee?«, hörte sie sich fragen und biss sich auf die Unterlippe. Was war mit ihr los? Sie wollte Lily Rogers nicht im Haus haben. Hatte sie sich nicht extra angestrengt, keine ihrer Nachbarinnen kennen zu lernen? Was tat sie? Sie wollte keine Freundin. Eine Freundin konnte sie sich nicht leisten.
»Das wäre super«, sagte Lily und folgte Emma in die Küche.
Emma warf ihre Post, zwei Rechnungen und einen Prospekt für eine Ferienanlage auf Cape Cod, wie sie mit einem Blick registrierte, auf den Küchentresen, goss Lily einen Becher Kaffee ein und bot der jungen Frau einen Stuhl an.
»Vielen Dank.« Lily ließ sich auf den nächsten Klappstuhl sinken und schlug die Beine übereinander. Sie trug einen
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