Traeume Suess, Mein Maedchen
Verkehr, weshalb er die erotischen Spielereien im Nebenfahrzeug offenbar gar nicht bemerkte.
»Zieh deine Shorts aus«, wies Brad sie an.
»Was?«
»Du hast mich gehört.«
»Das kann ich nicht machen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich es nicht kann. Die Leute können ins Auto gucken.«
»Kein Mensch guckt. Außerdem komme ich so nicht an dich ran.«
Eine Reihe von leichten Stromstößen durchfuhr Jamies ganzen Körper, als sie widerwillig Brads Hand aus ihrer Shorts schob und demonstrativ die Beine übereinander schlug. »Du sollst dich auf die Straße konzentrieren.«
»Wie soll ich mich auf die Straße konzentrieren, wenn du neben mir sitzt und so verdammt köstlich aussiehst?«
Köstlich, wiederholte Jamie stumm und genoss den Klang. Wann hatte ihr irgendjemand je gesagt, sie sähe köstlich aus? Der Mann wurde mit jedem Moment besser. Sie atmete tief ein und unterdrückte einen Seufzer puren Wohlbehagens. Wie hatte sie nur so viel Glück haben können, fragte sie sich wie am Abend zuvor. Wie konnte aus einem spontanen One-Night-Stand das Beste werden, was ihr je passiert war? LOSLASSEN - GOTT WALTEN LASSEN, dachte sie, als ihr ein möglicherweise prophetischer Aufkleber wieder einfiel, den sie gelesen hatte, als sie Stuart verlassen hatten.
Seit die Entscheidung, die Stadt zu verlassen, getroffen war, war alles extrem schnell gegangen, als hätte irgendjemand auf einen unsichtbaren Schnellvorlauf gedrückt. Jamie hatte ihre Arbeitskleidung rasch gegen Shorts und ein orangefarbenes T-Shirt getauscht, ein paar Sachen in eine Reisetasche geworfen, die Brad im Kofferraum des Wagens deponiert hatte. Er riet ihr, nicht zu viel einzupacken, sondern mit leichtem Gepäck zu reisen, er könnte ihr kaufen, was immer sie unterwegs brauchte. Was immer sie brauchte. Was immer sie wollte. Wann immer sie wollte, hatte er gesagt. Das hatte noch niemand zu ihr gesagt, genauso wenig wie ihr je irgendjemand erklärt hatte, sie sei köstlich. Ihr Lächeln wurde breiter. »Ich sehe also köstlich aus?«, fragte sie in der Hoffnung, das Kompliment noch einmal zu hören.
»Zum Anknabbern«, sagte Brad verführerisch. »Ich glaube sogar, ich muss bei der nächsten Raststätte halten, um genau das zu tun.« Ohne ein weiteres Wort wechselte er in die linke Spur und setzte den Blinker, um anzuzeigen, dass er bei der nächsten Ausfahrt abfahren wollte.
»Was? Nein. Das kannst du nicht machen, Brad. Das ist nicht dein Ernst.«
»Oh, und ob das mein Ernst ist. Ich habe auf einmal einen gewaltigen Appetit.«
»Nein, Brad, das können wir nicht machen«, rief sie, als er von der Autobahn herunterfuhr.
»Warum nicht?«
»Ich würde mich einfach nicht wohl dabei fühlen.« Brad ignorierte ihre andauernden Proteste und folgte einem großen LKW über eine gewundene Straße, die vom Turnpike zu einer Raststätte in der Mitte der zweigeteilten Autobahn führte.
Zu der Raststätte, deren Parkplatz bereits ziemlich voll besetzt war, gehörte eine Selbstbedienungstankstelle mit einem kleinen Supermarkt. Jamie fragte sich, ob Brad es wirklich ernst meinte und ob er, falls dem so war, wenigstens vorhatte, so zu parken, dass man sie nicht bemerkte. Wollte er sie wirklich am helllichten Tag mitten auf dem Turnpike mitten in Amerika lecken, ein Akt, dessentwegen sie sicher unmittelbar in einer Arrestzelle landen würden? Und hatte sie vor, ihn zu lassen?
Trotz ihrer lautstarken Proteste fand Jamie die Vorstellung, sich an einem derart öffentlichen Ort zu lieben, eigenartig erregend. Eine Raststätte auch noch. Umringt von Autos und Reisenden, die ihre müden Glieder streckten. Sie lachte still in sich hinein. Mach mal Pause! Noch nie hatte sie etwas annähernd Vergleichbares getan und fragte sich, ob der Rat WÄHLE DAS LEBEN so gemeint gewesen war.
Aber genau das tat sie gerade, entschied sie auf einer neuen Welle der Euphorie gleitend, als Brad in die Spur neben dem Supermarkt einbog. Ich wähle das Leben, lasse los und lasse Gott walten. Oder auch Brad, verbesserte sie sich, hielt den Atem an und wartete angespannt, als er den Motor ausmachte und sich ihr zuwandte. Wollte er es wirklich gleich hier an Ort und Stelle tun?
»Ich wollte dich nur ein bisschen anmachen«, sagte er mit einem trägen Lächeln. »Du weißt doch, dass ich nie etwas tun würde, wobei du dich nicht wohl fühlst.«
»Das weiß ich«, sagte Jamie und hoffte, dass weder ihre
Stimme noch ihre Miene ihre Enttäuschung preisgaben. Was war mit ihr los? Kannte sie
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