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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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beobachtete, wie die Jungen erstarrten und vorsichtig den Kopf in ihre Richtung wendeten. Der Junge mit dem kahl geschorenen Kopf legte seinen heftig tätowierten Unterarm auf die Rückenlehne der Bank und kratzte sich am Ohr. Im Profil erkannte sie seine flache Stirn und die Hakennase. »So übel ist es auch nicht«, widersprach Jamie und fragte sich, ob sie Tifton oder sich selber verteidigte.
    »So übel ist es auch nicht«, äffte Brad sie nach. »Was bist du, ein Tanzmariechen für die hiesige Handelskammer?«
    Jamie schossen Tränen in die Augen, und sie senkte den Kopf, damit es niemand sah.
    »Tut mir Leid«, entschuldigte Brad sich sofort. »Jamie?«
    Jamie starrte weiter auf ihren Teller und konzentrierte sich ganz darauf, das Zittern ihrer Unterlippe zu unterbinden.
    »Jamie?« Brad streckte die Hand über den Tisch aus und legte seine von den eineinhalb Pfund Rippchen noch klebrigen Finger um ihre. »Hast du mich gehört? Ich habe gesagt, es tut mir Leid.«
    Jamie hob langsam den Blick und sah ihn an. »Ich verstehe bloß nicht, warum du so wütend bist«, flüsterte sie in dem Bemühen, das Gespräch privat zu halten. »Wir haben schließlich keinen engen Terminplan.«
    »Ich weiß.«
    »Ich dachte, es sollte Teil des Vergnügens sein, kleine abgelegene Orte wie diesen zu entdecken.«
    »Tifton ist ja wohl kaum abgelegen«, meinte Brad mit einem spitzbübischen Lächeln, das sich von seinen Lippen bis zu den Augen erstreckte. »Bei acht Autobahnausfahrten.«
    Jamie musste unwillkürlich lächeln.
    Brad beugte sich über den Kunststofftisch und wischte eine verlorene Träne von Jamies Wange. Sie roch die scharfe Barbecuesauce an seinen Fingern und unterdrückte den Impuls, sie abzulecken. »Es tut mir wirklich Leid, Jamie.

    Wahrscheinlich hab ich es bloß eilig, meinen Sohn wiederzusehen.«
    »Ich weiß.«
    Brad signalisierte der Kellnerin, dass sie zahlen wollten. »Und was willst du jetzt machen, mein wunderschönes Mädchen? Meinst du, dass es in Tifton ein Kino gibt?«
    »Na ja, wir können jedenfalls schlecht den ganzen Abend lesen«, antwortete Jamie, und Brad lachte. Jamie hörte mit Wonne, dass er sie sein wunderschönes Mädchen genannt hatte, und war noch entzückter, ihm nach der angespannten Stimmung der letzten Stunde eine so freudige Reaktion entlockt zu haben. »Irgendwo in der Gegend gibt es bestimmt ein Einkaufszentrum mit Kino. Glaubst du, dass es okay ist, mit dem Reifen zu fahren?«
    Brad zuckte die Achseln. »Wir pumpen ihn noch mal auf. Bis morgen früh sollte es reichen. Bist du dabei?«
    »Bist du nicht zu müde? Ich meine, schließlich bist du die ganze Zeit gefahren.«
    Brad schüttelte den Kopf, als die Kellnerin auf dem Weg in die Küche die Rechnung auf den Tisch legte.
    Er griff in die Tasche, klemmte einen Zwanziger unter seinen Teller und stand auf. »Ich geh nur noch mal kurz wohin, dann sind wir praktisch schon auf dem Weg.«
    Er küsste sie auf die Stirn und steuerte die Toilette im hinteren Teil des Restaurants an. Jamie sah ihm nach, bis er hinter einer Doppelschwingtür aus Holz verschwunden war, und gab, als sie bemerkte, dass drei Augenpaare erneut auf sie gerichtet waren, vor, etwas in ihrer Handtasche zu suchen.
    »Was suchst du denn?«, fragte eine Stimme vom Nebentisch.
    Jamie erstarrte, ihre Finger schlossen sich um einen Lippenstift. »Schon gefunden«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln, als sie den Blick hob, entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen.

    »Brauchst du Hilfe beim Auftragen?« Der Junge mit den aus der Jeans quellenden Boxershorts war unvermittelt aufgestanden, rutschte auf den Platz neben ihr und drängte sie mit spitzen Hüften in die Enge. Seine beiden Kumpel belegten rasch die beiden Plätze gegenüber.
    Jamie blickte zu den Toiletten, aber Brad war nirgends zu sehen, und die einzige Kellnerin war damit beschäftigt, Rippchen an einem anderen Tisch zu servieren. Sie überlegte, ob sie schreien sollte, entschied sich jedoch dagegen. Sie saß schließlich in einem hell erleuchteten Restaurant, umgeben von Dutzenden von Leuten. Außerdem würde Brad jeden Moment zurück sein. Wozu sollte sie also ohne Not eine Szene machen? »Ich komm schon zurecht, danke.«
    »Sie kommt zurecht«, sagte der Skinhead, als Jamie den Lippenstift wieder in ihrer Tasche verstaute.
    »Das glaube ich gern. Ich bin übrigens Curtis.« Der junge Mann mit dem Pferdeschwanz streckte seine Hand aus.
    »Wayne«, sagte der Skinhead.
    »Troy«, sagte der

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