Traeume Suess, Mein Maedchen
Gott, dachte Jamie, machte instinktiv einen Schritt zurück, ließ ihren Blick über den Parkplatz schweifen und fragte sich, wo die anderen Leute waren und warum sie so weit vom Kino entfernt geparkt hatten. »Brad …«
»Alles okay, Jamie.«
»Ja, Jamie«, sagte Troy und kam einen Schritt näher. »Alles okay. Du wirst richtig Spaß mit uns haben.«
»Ich denke, das reicht jetzt«, warnte Brad ihn.
Irgendetwas an Brads Tonfall ließ den jungen Mann kurz zögern. »Oh, tatsächlich, findest du? Willst du uns aufhalten?«, fragte er nach einer kurzen Pause.
»Wenn ich muss.«
»Brad, lass uns einfach abhauen«, flüsterte Jamie.
»Mach dir keine Sorgen, Jamie«, sagte Brad so laut, dass alle ihn hören konnten. »Das wird ein richtiger Spaß, was, Jungs?« Als die drei einen weiteren Schritt nach vorn machten, griff er in seine Tasche. Curtis erreichte sie als Erster.
Jamie hörte ein unbekanntes Klicken und sah dann die Klinge eines Messers in der Dunkelheit aufblitzen. Im selben Moment stieß Brad sie blitzschnell zur Seite, sodass sie stürzte und im Aufblicken gerade noch sah, wie er Curtis bei seinem Pferdeschwanz packte, herumwirbelte, in den
Schwitzkasten nahm und die Klinge gegen seine bloße Kehle drückte.
»So stelle ich mir richtigen Spaß vor«, sagte Brad und drückte die Klinge so fest gegen die Haut, dass Blut floss.
»Hey, Mister«, sagte Troy, wich einen Schritt zurück und zupfte nervös an seiner tief sitzenden Jeans. »Ganz ruhig. Wir haben doch nur Quatsch gemacht.«
»So hat es sich für mich aber nicht angehört.«
»Bitte«, wimmerte Curtis.
»So wie ich das sehe«, sagte Brad, der das Ganze offensichtlich genoss, »habt ihr ungefähr drei Sekunden Zeit, euch bei meinem Mädchen zu entschuldigen, bevor ich eurem Freund die Kehle aufschlitze.«
»Brad …«, rief Jamie. »Nicht …«
»Alles in Ordnung, Jamie. Also, Jungs? Was ist?«
»Es tut uns Leid«, sagte Wayne rasch.
»Es tut uns wirklich sehr Leid«, kam das Echo von Troy.
»Und was ist mit dir, Großmaul?« Brad ritzte eine kleine Kerbe in die Haut des Jungen mit dem Pferdeschwanz.
»Es tut mir Leid«, stieß Curtis krächzend hervor.
»Gut, Jungs. Und jetzt schlage ich vor, dass ihr euch so schnell wie möglich verpisst.« Er ließ den Hals des Jungen los, wickelte gleichzeitig seinen Pferdeschwanz um die Finger und kappte ihn mit einem kurzen Zucken des Handgelenks, als ob er durch weiche Butter schneiden würde. Die Jungen ergriffen sofort die Flucht. Brad sah ihnen nach, bis sie verschwunden waren, und half Jamie dann auf die Beine. Er warf das abgeschnittene Büschel Haare in die Luft und sah zu, wie sie vom Wind zerpflückt zu Boden rieselten. »Ich bin sicher, dass seiner Mama die neue Frisur viel besser gefällt, was meinst du?«
»Ich kann immer noch nicht glauben, was passiert ist«, sagte Jamie später. Sie lag zusammengerollt in Brads Armen, ihre Körper glänzten vor Schweiß, nachdem sie sich auf dem
großen Doppelbett geliebt hatten, während die Late Show mit David Letterman stumm über den Fernseher auf der Kommode an der gegenüberliegenden Wand flimmerte.
»Das war ein Spaß, was?«
Sie richtete sich im Bett auf. »Nein, es war kein Spaß. Bist du verrückt?«
»Verrückt nach dir«, sagte er und zog sie wieder an sich.
Obwohl sie seit dem Einchecken nicht aufgehört hatte zu zittern, musste Jamie unwillkürlich lächeln. »Was ist, wenn sie zur Polizei gehen?«
»Das machen sie nicht.«
»Woher weißt du das?«
»Weil ich es weiß.«
Jamie zog die geblümte Tagesdecke über ihre Brüste. In der Ecke des nichtssagend eingerichteten Zimmers rumpelte in unregelmäßigen Abständen eine Klimaanlage vor sich hin, die sich automatisch an- und ausschaltete. Neben ihr lag, fest auf einem kleinen Tisch montiert, die Fernbedienung für den Fernseher. Aus Rache hatte ein erfinderischer Gast die Batterien mitgenommen, sodass die diebstahlsichere Fernbedienung nun nutzlos war und der Fernseher wahrscheinlich die ganze Nacht laufen würde. »Darf ich dich was fragen?«
»Du willst wissen, woher ich das Messer habe«, stellte er fest, als hätte er diese Frage schon den ganzen Abend erwartet.
»Ich dachte, Schnappmesser wären verboten.«
Brad strich ihr sanft eine Strähne aus der Stirn. »Habe ich dir erzählt, dass ich eine Zeit lang mit sozial benachteiligten Jugendlichen gearbeitet habe, bevor ich in die Computerbranche gegangen bin?«
»Was? Nein.«
»Dort gab es einen Jungen, von dem
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