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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht.«
    »Dann hör auf, dich so aufzuführen.«
    »Erzählst du mir dann, wo du den ganzen Abend gewesen bist?«
    »Ich war mit David und Sal aus. Das weißt du doch. Hör mal, ich bin müde …«

    »Ich auch.«
    »Dann geh ins Bett.«
    »Alleine? Wieder mal?«
    »Das hatten wir doch schon. Ich kann dir nicht geben, was du willst.«
    »Ich will nur ein wenig Aufmerksamkeit. Bin ich so furchtbar, dass du mich nicht mal mehr anfassen kannst? Los«, rief sie und schlug mit der Faust auf seinen Arm. »Fass mich an.« Sie begann, auf seine Arme einzutrommeln, und schlug ihn mit der offenen Hand ins Gesicht. »Tu so, als ob ich David oder Sal wäre.«
    »Hör auf«, sagte er, packte ihre Arme und drückte sie fest an ihren Körper.
    »Du tust mir weh«, schrie sie, und er ließ sie los.
    Sie schlug ihm mit der flachen Hand hart ins Gesicht.
    Er schlug zurück.
    Danach wurde es immer schlimmer.
    »Du hast deinen Freundinnen erzählt, dass ich dich schlage?«, fragte er in der darauffolgenden Woche ungläubig.
    »Warum nicht? Es ist doch wahr.«
    »Du würdest die Wahrheit doch nicht mal erkennen, wenn sie dir direkt auf den Kopf fällt.«
    »Geschieht dir recht«, murmelte Emma jetzt und drehte sich auf die Seite. »Alles, was danach geschehen ist, war deine Schuld. Ich habe nur nach ein bisschen Aufmerksamkeit verlangt. Ich habe nur ein wenig Liebe gebraucht.«
    »Was?«, fragte Dylan schläfrig, und sein kleiner Köper spannte sich an. »Gehen wir wieder weg?«
    »Nein, Liebchen. Alles in Ordnung. Schlaf weiter, mein Schatz.«
    »Ich hab dich lieb, Mommy.«
    »Ich dich auch.«
     
    Lily träumte von Eiscreme. Sie stand vor einem 50er-Jahre-Diner, aß ein kleine Waffel mit Erdbeereis, und das Eis
tropfte auf ihre saubere weiße Bluse, wo es lange pinkfarbene Flecken hinterließ, die sich von ihren Brüsten bis zum Saum ausbreiteten. Neben ihr lutschte Jeff Dawson an einer riesigen Eistüte mit einer dicken Glasur aus dunkelbrauner Schokolade. Plötzlich beugte er sich vor, um an ihrem Eis zu schlecken, fasste jedoch stattdessen ihre Hand und begann, sie abzulecken. Ein Motorrad raste vorbei, während ihre Mutter eine amerikanische Flagge schwenkend aus dem Lokal gerannt kam und von Steuerrückzahlungen redete. Sekunden später fiel eine riesige Kokosnuss vom Himmel, und irgendjemand rief: »Es hat einen Unfall gegeben.« Lily blickte auf ihre weiße Bluse. Der pinkfarbene Fleck war leuchtend rot geworden. Blut sickerte aus ihrem Herzen, als wäre sie angeschossen worden.
    Sie fuhr im Bett hoch, ihr pinkfarbenes Nachthemd war auf der Vorderseite schweißnass. »Gütiger Gott«, flüsterte sie und versuchte, im Dämmerlicht ihren Wecker auszumachen. Zehn nach drei. »Na, großartig.« Sie stand auf und ging ins Bad, wo sie sich einen kalten Umschlag in den Nacken legte und sich den Schweiß mit einem Handtuch abtrocknete. »Okay, das war ja nicht allzu schwer zu deuten«, murmelte sie, während die Bilder ihres Traumes verblassten, als würden sie von unsichtbarer Hand ausradiert.
    Sie hatte offensichtlich Schuldgefühle, weil sie ihre Verabredung mit Jeff heute Abend so genossen hatte. Ihr Unterbewusstsein warnte sie … Wovor? Was genau wollte ihr Unterbewusstsein ihr sagen? Dass Jeff potenziell gesundheitsgefährlich für sie war? Dass er, wenn sie ihn zu nahe an sich heranließ, von einer vom Himmel fallenden Kokosnuss erschlagen würde, die ihn genauso töten würde wie Kenny?
    Nur, dass Kenny nicht von einer herunterfallenden Kokosnuss getötet worden war.
    Sie schüttelte den Kopf. Es war ein dummer Traum. Eine Reihe zusammenhangloser Bilder musste nicht gleich etwas
bedeuten. Oder wie sollte man erklären, dass ihre Mutter eine amerikanische Fahne geschwenkt und über die jüngsten Steuerrückzahlungen gewettert hatte? Wenn Träume so etwas wie Vorboten des zukünftigen Schicksals waren, wäre es nett, wenn sie zumindest hin und wieder einen Sinn ergeben würden.
    »Das Erdbeereis ergibt wiederum durchaus Sinn«, stellte Lily auf dem Weg zur Treppe fest. Es war seltsam, ohne Michael allein im Haus zu sein. Ohne den Klang seiner Stimme, sein lautes Lachen und den regelmäßigen Rhythmus seines Atems fühlte sich der Raum so leer an. Als sie an seinem Zimmer vorbeikam, sah sie die zahlreichen Gemälde, die die Wände bedeckten. Sie schaltete das Licht an, trat ein paar Schritte zurück und staunte wie jedes Mal über Michaels Talent. Und das dachte sie nicht nur, weil sie seine Mutter war. Alle anderen fanden es

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