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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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kannst.
    Er ist der Mann, den ich liebe, dachte Jamie. Er ist der Mann, den ich liebe, und er stellt mich vor eine Wahl: Ich bin entweder die Tochter meiner Mutter oder die Frau, in der er sich verliebt hat. Dies ist ein Test. Mehr nicht. Er will dich prüfen. Er hat nicht wirklich die Absicht, in Laura Dennisons Haus einzubrechen. Er möchte bloß sehen, wer du wirklich bist.
    Bist du bereit?
    Jamie rannte ihm über den rot gepflasterten Weg nach. »Brad«, rief sie, sein Name eher ein Flüstern, das durch die warme Dunkelheit huschte, versteckte Schatten durchschnitt und verspielten Geistern nachjagte. Wo war er? Wartete er hinter dem nächsten Baum, um sie zu erschrecken?
    Mitten auf der langen Einfahrt blieb sie stehen und sah sich über beide Schultern um, um sich zu vergewissern, dass sie nicht aus einem Fenster in der Nachbarschaft beobachtet wurde. Aber die Häuser auf beiden Straßenseiten waren bis auf die Lampen über den Haustüren vollkommen dunkel. Sie blickte ängstlich zum ersten Stock, um zu sehen, ob die Gardinen vor Laura Dennisons Schlafzimmerfenster sich bewegten, doch sie hingen vollkommen still. Im Hintergrund zirpten Zikaden, in der Ferne rauschte Verkehr, und die Nachtluft summte leise. Mit angehaltenem Atem starrte Jamie das Haus an und erinnerte sich daran, wie sie es zum ersten Mal gesehen hatte, wie beeindruckt und hoffnungsvoll sie gewesen war. Damals war sie so jung gewesen, dachte sie, obwohl es erst ein paar Jahre zurücklag. Wann hatte sie angefangen, sich so verdammt alt zu fühlen, fragte sie sich und ging vorsichtig weiter. Wohin war ihr Optimismus verschwunden?
    »Brad?«, rief sie noch einmal und zuckte beim Klang ihrer eigenen Stimme zusammen, obwohl sie sich angestrengt hatte, leise zu sprechen. Sie blickte zur Haustür, aber er war
nicht da. War er bereits ums Haus geschlichen? Oder war er einfach zu Fuß abgezogen und hatte sie alleine zurückgelassen, nachdem sie seine Prüfung nicht bestanden hatte? »Brad?«, rief sie erneut und näherte sich der Seitentür.
    Und plötzlich war jemand hinter ihr, eine Hand hielt ihr Mund und Nase zu. Sie konnte nicht atmen, sie konnte sich nicht bewegen. Hilfe, wollte sie mit jeder Faser ihres Körpers schreien, brachte jedoch nur einen erstickten Schrei heraus.
    »Alles okay, Jamie«, flüsterte Brad ihr ins Ohr. »Ich bin’s.« Er ließ sie los, sie fuhr herum und sank in seine Arme. »Ich konnte doch nicht zulassen, dass du die ganze Straße weckst.«
    »Du hast mich halb zu Tode erschreckt.«
    »Was hast du gedacht, wie viele Einbrecher in dieser Straße unterwegs sind?«, fragte er neckisch.
    Jamie hätte vielleicht gelacht, wenn sie nicht so verängstigt gewesen wäre. Dann löste er sich plötzlich aus der Umarmung und griff in die Tasche. Wollte er den Autoschlüssel zücken oder sein Schnappmesser, fragte sie sich und machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Stattdessen zog er seine Brieftasche aus der Hosentasche und nahm seine Kreditkarte heraus.
    »Für irgendwas muss das verdammte Ding doch gut sein.« Er begann, mit der Karte an der Tür herumzufummeln.
    »Komm, Brad. Der Witz ist jetzt weit genug gegangen. Außerdem funktioniert das nur im Fernsehen«, warnte sie ihn noch, als sie ein Klicken vernahm und die Tür aufging. »Oh Gott«, sagte sie, weil ein schrilles Geräusch davon kündete, dass die Alarmanlage aktiviert worden war und sie genau dreißig Sekunden Zeit hatte, den Code einzutippen, bevor die Sirenen losheulten. »Oh Gott«, sagte sie noch einmal.
    Brad packte sie und küsste sie fest auf den Mund. Er strahlte vor Aufregung. »Ich liebe dich, mein Mädchen«, sagte er.

16
     
     
    Lautes Schreien riss Emma aus dem Schlaf.
    Sie schreckte im Bett hoch, und ihr Blick schoss zu dem Wecker auf dem kleinen Tisch, bis ihr bewusst wurde, dass dort kein Wecker stand. Sie brauchte ein paar Sekunden, um sich zu orientieren: Sie war nicht in ihrem Zimmer, sie war in Dylans Zimmer, in Dylans Bett: Ihr Sohn schlief in ihrem Bett, mit Lilys Sohn Michael. Das heißt, er hatte geschlafen, denn jetzt schrie er sich die Seele aus seinem kleinen Leib, was bedeutete, dass er wieder einen Albtraum gehabt hatte und es wahrscheinlich etwa drei Uhr nachts war. Man konnte die Uhr nach diesen verdammten Albträumen stellen. Und wenn sie nicht bald eine Nacht ohne Störung durchschlafen konnte, würde sie diejenige sein, die schrie, dachte sie, als sie mit nackten Füßen durch den Flur tapste.
    Emma vergewisserte sich rasch, dass

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