Träume wie Gold: Roman (German Edition)
bohren, noch ein bisschen tiefer schürfen. »Was genau hat er gesagt, Mrs. Lyle? Versuchen Sie sich zu erinnern.«
»›Wo ist der Hund?‹ Und er fluchte. Ich lag auf dem Boden und konnte mich nicht bewegen. Ich glaubte, einen Schlaganfall erlitten zu haben. Ich hörte es krachen und scheppern, und er brüllte immer wieder etwas von einem Hund. Und dann hörte ich nichts mehr.« Sie schloss erschöpft die Augen. »Bestimmt hat er Muriel nicht wegen eines kleinen Porzellanhundes umgebracht.«
»Anscheinend doch, oder?«, fragte Dora, als sie gemeinsam vor dem Aufzug standen.
»Daran gibt es wenig Zweifel.« Brent schob seine Brille zurecht und vergrub dann die Hände in den Hosentaschen. »Aber das ist noch nicht alles. Die Kugel, die Muriel tötete, stammt aus derselben Waffe, mit der Trainor erschossen wurde.« Er sah Jed an. »Und sie ist identisch mit den Kugeln, die wir aus der Mauer im Laden geholt haben.«
»Demnach ist er noch einmal wegen etwas anderem zurückgekommen.« In Gedanken betrat Jed den Aufzug.
»Der Hund war es nicht – oder war nicht alles. Was immer dieses alles sein mag.«
»Aber dieses Stück war weder besonders wertvoll noch einzigartig«, murmelte Dora. »Es war nicht einmal katalogisiert. Ich habe den Hund eigentlich nur ersteigert, weil er so niedlich war.«
»Du hast ihn auf einer Auktion erstanden.« Jed gingen auf einmal diverse Möglichkeiten durch den Kopf. »Wo?«
»In Virginia. Lea hat mich auf diesem Einkaufstrip begleitet. Du erinnerst dich doch. Ich kam an dem Tag deines Einzuges zurück.«
»Und am nächsten Tag hast du den Hund verkauft.« Er nahm ihren Arm, als sie den Lift verließen. »Da war der Einbruch in deinem Laden; Mrs. Lyle wurde überfallen; und noch ein Einbruch. Was hast du sonst noch gekauft, Dora?«
»Auf der Auktion? Oh, eine ganze Menge.« Sie machte eine ausladende Geste in der Luft. Dora ließ ihren Mantel offen, als sie zwischen den beiden Männern hinaus auf die Straße trat. Die kalte Luft tat gut, wehte den unangenehmen Krankenhausgeruch fort. »Ich habe eine Aufstellung der Einkäufe im Laden.«
»Versteigert man bei Auktionen nicht ganze Lose?«, erkundigte sich Brent. »Warensortimente, die aus einer bestimmten Sammlung oder von einem bestimmten Verkäufer stammen?«
»Sicher. Manchmal kauft man einen ganzen Haufen Mist, um ein ganz bestimmtes Stück zu bekommen. Und ich war nicht bei Sotheby’s; diese Auktion war eher ein Flohmarkt, aber es wurden einige interessante Stücke angeboten.«
»Was hast du vor dem Hund erstanden, und was danach?«
Dora war fix und fertig. Und das dumpfe Pochen in ihrer Schläfe kündigte ihr eine saftige Migräne an. »Herrgott, Skimmerhorn, wie soll ich mich denn daran erinnern? Die Tage nach dieser Auktion sind nicht gerade ereignislos verlaufen.«
»Blödsinn, Conroy.« Seine Stimme nahm einen Tonfall an, bei dem sich Brents Stirn automatisch in Falten legte. Er hatte ihn schon öfters gehört, und zwar immer dann, wenn Jed einen störrischen Verdächtigen in die Mangel genommen hatte. »Du kennst jedes einzelne Stück, was du gekauft und verkauft hast, ebenso den genauen Preis einschließlich Steuern. Also, was hast du vor dem Hund ersteigert?«
»Eine Schale für Rasierseife, sie hatte die Form eines Schwans.« Sie spuckte die Worte förmlich aus. »Um neunzehnhundert. Vierundsechzig Dollar, fünfundsiebzig Cent. Für den Wiederverkauf bestimmte Waren sind steuerfrei.«
»Und nach dem Hund?«
»Ein abstraktes Gemälde in einem Elfenbeinrahmen. Primärfarben auf weißer Leinwand, signiert von E. Billingsly. Letztes Gebot: Zweiundfünfzig-fünfundsiebzig –« Sie verstummte und presste eine Hand auf ihren Mund. »Oh, mein Gott!«
»Volltreffer«, raunte Jed.
»Das Bild«, wisperte sie, ihre Augen waren vor Schreck geweitet. »Kein Foto, ein Gemälde. Er wollte das Gemälde.«
»Wir müssen herausfinden, warum.«
Doras Wangen hatten jegliche Farbe verloren, als sie nach Jeds Hand griff. »Ich habe es meiner Mutter gegeben.« In ihrem Magen machte sich Übelkeit breit. »Ich habe es meiner Mutter gegeben.«
»Ich liebe Überraschungsbesuche.« Mit einem gekonnten Augenaufschlag hakte Trixie sich bei Jed und Brent unter. »Wie schön, dass Sie bei all Ihrer Arbeit noch Zeit für einen Besuch gefunden haben.«
»Mom, wir sind nur auf einen Sprung vorbeigekommen«, begann Dora.
»Unsinn.« Trixie dirigierte die beiden Männer bereits aus dem briefmarkengroßen Flur hinüber in den
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