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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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meine wollten, dass ich das Familienvermögen weiter vermehre.«
    »Und wir haben sie beide auf unsere Weise enttäuscht.«
    »Das ist nicht das Gleiche, Dora. Die Erwartungen deiner Eltern, deine Zukunft betreffend, hatten etwas mit Stolz zu tun. Die meiner Eltern gründete sich nur auf Gier. So etwas wie Liebe zum Beruf gab es in unserer Familie nicht.«
    Er hasste es, darüber zu sprechen, hasste die Erinnerung daran, aber Dora hatte den Stein ins Rollen gebracht, und er war nicht in der Lage, ihn aufzuhalten.
    »Deine Schwester …«
    »Bedeutete mir nicht mehr, als ich ihr bedeutete.« Seine Stimme klang gleichmütig. »Das Schicksal machte uns zu Gefangenen, die dieselbe Zelle teilten, doch selbst Blutsverwandte müssen nicht notwendigerweise tiefere Gefühle füreinander entwickeln. Wir vier versuchten eigentlich überwiegend, uns aus dem Weg zu gehen.« Auf seinem Gesicht erschien ein freudloses Lächeln. »Was sogar in einem riesengroßen Haus wie dem unseren nicht immer einfach war.«
    Obgleich sie wusste, dass er das nicht beabsichtigt hatte, empfand sie plötzlich Mitleid mit ihm. »Gab es denn niemanden, mit dem du reden konntest?«
    »Worüber?« Er ließ ein abfälliges Lachen hören. »Es war kein Geheimnis, dass meine Eltern sich hassten. Die Kämpfe, die sie in der Öffentlichkeit ausfochten, waren quasi immer nur die Vorrunden. Der Entscheidungskampf fand anschließend zu Hause statt. Und wenn sie sich nicht gegenseitig am Wickel hatten, dann gingen sie auf Elaine oder mich los. Ich flüchtete mich in kleinere Diebstähle, mutwillige Sachbeschädigungen und Betrügereien. Elaine flüchtete sich in die Arme fremder Männer. Sie war noch
keine Zwanzig, da hatte sie schon zwei Abtreibungen hinter sich. Meine Eltern ließen uns mit unseren Problemen allein. Uns auf Internate zu schicken, nutzte auch nicht viel. Mich warf man nach kürzester Zeit wieder raus, und Elaine hatte ein Verhältnis mit einem ihrer Lehrer.
    Am Ende gaben sie auf. Das war eine der wenigen Entscheidungen, über die sie sich einig waren. Sie schlossen mit Elaine ein Abkommen. Sie würde eine gewisse Summe erhalten, wenn sie einen Ehemann ihrer Wahl akzeptierte. Mich schickten sie zu meiner Großmutter. Elaines erste Ehe hielt nur knapp zwei Jahre. Ungefähr zur Zeit ihrer Scheidung trat ich in die Polizeiakademie ein. Das war für sie ein Schock.« Er machte die Brandyflasche auf und füllte die beiden Gläser großzügig. »Sie drohten damit, uns beide zu enterben. Sie machten diese Drohung allerdings nicht wahr, denn sie wollten, dass das Geld in der Familie blieb. Also heiratete Elaine ein zweites Mal, und ich wurde Polizist. Kurz darauf starben sie.«
    Dora wurde von Gefühlen überschwemmt. Sie hatte Mitleid mit dem kleinen Jungen, teilte die Wut und die Trauer mit ihm über eine Familie, die nichts besaß, was sie zusammenhielt.
    »Vielleicht hast du Recht«, sagte sie langsam. »Ich kann wirklich nicht verstehen, wie Menschen ohne Liebe zusammenleben können, wie sie nicht einmal in der Lage sind, wenigstens ihre Kinder zu lieben. Aber das bedeutet nicht, dass ich dich nicht verstehe.«
    »Was du verstehen musst, ist, dass ich möglicherweise nicht fähig bin, dir das zu geben, was du brauchst.«
    »Nun, das ist mein Problem, oder nicht?« Sie trank einen großen Schluck Brandy. »Mir scheint, Skimmerhorn, du hast viel mehr Angst, dass ich dir genau das geben könnte, was du brauchst.«

21. Kapitel
    Dora hatte schon immer eine Vorliebe für New York gehabt, hatte vor Jahren davon geträumt, in dieser Stadt zu leben. Ein Loft im Village, eine Stammkneipe, in der sich Gott und die Welt trafen, Künstlerfreunde. So hatte sie sich ihr Leben vorgestellt.
    Aber damals war sie vierzehn gewesen, und ihre Ansichten über das Leben hatten sich seither etwas geändert. Doch nicht bezüglich New York. Sie liebte diese Stadt noch immer wegen ihrer unerbittlichen Dynamik, ihrer prickelnden Energie, ihres Dünkels. Sie liebte es, wie die Menschen die Bürgersteige entlang hetzten, sorgsam darauf bedacht, jeglichen Augenkontakt mit anderen zu vermeiden; wie sie mit Tragetaschen von Saks und Macy’s und Bendels beladen von einem Kaufhaus ins nächste stürmten. Sie liebte die Hi-Fi-Shops, die Straßenverkäufer mit ihren gerösteten Kastanien und lockeren Sprüchen und die Unverschämtheit der Taxifahrer.
    »Idiot«, murmelte Jed, als einer dieser Taxifahrer ihn so knapp überholte, dass kaum ein Blatt Papier zwischen die beiden Wagen

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