Träume wie Gold: Roman (German Edition)
»Sherman Porter, Besitzer des Auktionshauses, in welchem Dora das Bild und den Hund ersteigert hat. In seinem Büro ermordet, kurz vor Weihnachten. Vielleicht erkundigst du dich bei den Kollegen hier nach weiteren Informationen.«
»Okay, hab’ ich notiert.«
»Ashworth, Thomas, Antiquitätenhändler im selben Ort, bei einem Ladeneinbruch ermordet, ungefähr zur gleichen Zeit wie Porter. Er war mit Dora auf der Auktion, hatte dort eine Porzellanfigur ersteigert.« Jed warf einen Blick auf die Liste. »Ein tanzendes Paar, etwa sechzig Zentimeter hoch, im Stil der Jahrhundertwende gekleidet. Er hatte die Figur nicht lange.«
»Wert?«
»Keine Kostbarkeit. Ich habe eine Aufstellung vor mir liegen, was sich sonst noch in der Partie befunden hat, und wer was ersteigert hat.«
»Du warst ganz schön fleißig, Captain. Lies mal vor, aber langsam, bitte. In Stenografie war ich noch nie eine Leuchte.«
Als er mit der Liste durch war, drückte Jed seine Zigarette aus. »Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du diese Leute so schnell wie möglich ausfindig machen könntest, Brent.«
»Darum musst du nicht extra bitten.«
»Die Partie kam aus New York, angeblich aus einem Nachlass, doch die verantwortliche Dame bei Porter meinte, die Sachen sahen eher so aus, als stammten sie von einem Flohmarkt. Die Sendung war nicht das, was sie erwartet hatte. Ich habe den Namen des Burschen, der den Plunder verschickt hat. Werde ihm morgen mal persönlich auf den Zahn fühlen.«
»Gib mir den Namen. Wir checken das ab, für alle Fälle.«
»Franklin Flowers, Brooklyner Adresse. Gibt’s was Neues von Mrs. Lyle?«
»Ihr Zustand scheint sich stabilisiert zu haben. Aber sie kann sich nur an das erinnern, was sie uns bereits erzählt hat.«
»Und was ist mit dem Bild?«
»Deine alte Freundin hat es noch in der Mache. Gute Idee, sie im Haus deiner Großmutter arbeiten zu lassen.« Brents Stimme klang amüsiert. »Deine Großmutter hat mich klipp und klar wissen lassen, dass sie sich nicht zur Eile zwingen lassen.«
»Lässt du sie bewachen?«
»Rund um die Uhr. Musste Goldman dafür ein bisschen um den Bart gehen. Du weißt schon, dicke Berichte nebst Petits Fours und Cappucino. Hätte nichts dagegen, selbst Wache zu schieben. Gib mir deine Nummer, falls sich heute Abend noch etwas tut.«
Jed nannte sie ihm. »Willst du etwa selbst den Kopf hinhalten?«
»Keine Angst, mir passiert schon nichts. Goldman hat sich nun doch entschlossen, ein gewisses Interesse für den Mörder von Trainor zu bekunden. Hat sich vor Gericht richtig ins Zeug gelegt. Nach dem Motto: ›Einer meiner Männer wurde ermordet, und deshalb werde ich nicht eher ruhen, bis der Täter vor seinem Richter steht‹ – Kriminalfilm, gleich nach den Nachrichten.«
»Wir werden ihm diesen DiCarlo mitten auf den Schoß setzen.«
Die Verachtung in Jeds Stimme gab Brent Hoffnung. »Wenn wir ihn finden. Der Bursche scheint untergetaucht zu sein.«
»Dann graben wir ihn eben wieder aus. Ich rufe dich von New York aus an.«
Er legte auf, lehnte sich ans Kopfteil des Bettes und rauchte noch eine Zigarette. Das Wasser im Bad lief jetzt nicht mehr. Hoffentlich hat sie sich in der Wanne ausgestreckt, die Augen zugemacht, und denkt an gar nichts, wünschte sich Jed.
Dora hatte sich ausgestreckt, sie hatte die Augen zugemacht, und dank des heißen Wassers und des Badesalzes entspannte sie sich ein wenig. Ihre Gedanken auszuschalten, gestaltete sich hingegen weitaus schwieriger. Immer wieder sah sie Helen Owings vor sich, sah die Tränen in
ihren Augen. Sie hörte Thomas Ashworth’ Stimme, die zu zittern begonnen hatte, sobald er von seinem Großvater sprach. Sie erinnerte sich, wie fahl und blass Mrs. Lyle in dem Krankenhausbett gelegen hatte, umgeben von Maschinen.
Selbst in der Wärme des Badewassers konnte sie noch den kalten Lauf der Pistole spüren, den DiCarlo ihr an die Brust gepresst hatte.
Sie hatte aber auch Jeds ausdruckslose Stimme im Ohr, als er die Opfer befragte. Sie konnte seine Augen sehen, diese wunderschönen blauen Augen, die keinerlei Gefühle zeigten; keine Wut, keine Angst, kein Mitleid.
War das nicht auch eine Form von Tod?, fragte sie sich. Nichts zu empfinden – nein, verbesserte sie sich, keine Empfindungen und Gefühle zuzulassen. War es nicht schrecklich, die Fähigkeit zu besitzen, beiseite zu treten, zu beobachten und zu sezieren, ohne sich von der Trauer berühren zu lassen?
Vielleicht hatte sie ihn die ganze Zeit über
Weitere Kostenlose Bücher