Träume wie Gold: Roman (German Edition)
gepasst hätte.
»Toll, nicht?«, begeisterte sich Dora.
»Ja, sehr toll. Ich bezweifle, dass ein Cop hier seit der Jahrhundertwende auch nur irgendeinem Autofahrer einen Strafzettel verpasst hat.«
»Es hätte wohl auch kaum etwas genützt. Immerhin – oh, schau nur!« Dora kurbelte ihr Fenster runter und streckte den Kopf hinaus.
»Wenn du dreimal tief Luft holst, fällst du tot um.«
»Hast du dieses Kleid gesehen?« Dora versuchte die Adresse der Boutique zu entziffern. »Das war sagenhaft! Ich brauche nur fünf Minuten. Meinst du, du findest hier einen Parkplatz?«
»Sehr geistreiche Frage, Conroy«, brummte er.
Sie war beleidigt und ließ sich in ihren Sitz zurückfallen. »Vielleicht können wir ja später noch einmal vorbeikommen. Du brauchst dann nur einmal um den Block zu fahren.«
»Vergiss es. Gibt es in Philadelphia denn keine Boutiquen?«
»Klar doch. Aber darum geht es nicht. Ach, die Schuhe …«, seufzte sie leidenschaftlich und verrenkte wieder den Hals, während Jed sich durch den Stoßverkehr auf der Madison Avenue kämpfte. »Hier ist jetzt überall Winterschlussverkauf.«
»Ich hätte es wissen müssen. Verdammt, schleich hier nicht so rum!«, brüllte er und scherte hinter einem Taxi auf die Überholspur aus. »Ich hätte es wissen müssen«, wiederholte er. »Mit dir durch Manhattan zu fahren, ist das Gleiche, wie einem ausgehungerten Hund ein Steak vor die Nase zu halten.«
»Du hättest mich fahren lassen sollen«, hielt sie dagegen. »Ich wäre den anderen Fahrern freundlicher gesinnt gewesen und hätte zudem keine Zeit gehabt, mir die Läden anzuschauen. Außerdem warst du es, der DiCarlos Wohnung in Augenschein nehmen wollte.«
»Und wir werden dort auch lebendig ankommen.«
»Oder wir hätten ein Taxi nehmen können.«
»Die Betonung lag auf lebendig.«
Dora fühlte sich ausgesprochen lebendig. »Weißt du was? Wir könnten über Nacht bleiben und uns irgendwo in einem teuren Hotel mitten im Zentrum einmieten. Und wir könnten uns Wills Stück anschauen.« Ihr Blick musterte sehnsüchtig eine weitere Boutique. »Und einkaufen gehen.«
»Wir befinden uns nicht auf einer Vergnügungsreise, Conroy.«
»Ich versuche doch nur, das Beste aus der Situation zu machen.«
Jed blieb ihr eine Antwort schuldig und bog in die 83. Straße ein. Da er auch nicht die winzigste Parklücke finden konnte, parkte er seinen Mietwagen entgegen seiner
Prinzipien in der zweiten Reihe. »Ich muss dir jetzt einfach vertrauen.«
»In Ordnung. Inwiefern?«
»Ich möchte, dass du dich hinters Steuer setzt, während ich hineingehe und mich nach DiCarlo erkundige, den Hausmeister befrage und vielleicht ein paar Nachbarn.«
Sie sah etwas beleidigt aus. »Warum kann ich nicht mitkommen?«
»Weil ich möchte, dass der Wagen hier steht, wenn ich zurückkomme. Falls du ihn bewegen musst, dann fahr einmal um den Block, aber halte nirgends wegen Schuhen oder irgend welcher Fummel an, sondern parke ihn wieder genau an dieser Stelle. Verstanden?«
»Ich bin doch nicht taub«, maulte sie. Er gab ihr einen Kuss und stieg aus.
»Verriegle die Türen, Conroy.«
Nachdem sie bereits zwanzig Minuten gewartet hatte, beschloss Dora, Jed einen Zettel an die Windschutzscheibe zu klemmen, mit der Bitte, sie in besagter Boutique abzuholen. Sie kramte gerade in ihrer Handtasche nach dem Notizblock, als er zum Wagen kam.
Er startete den Motor und wartete auf den richtigen Moment, um sich in den Verkehr einzufädeln. »Wie zum Teufel kommen wir von hier aus am schnellsten nach Brooklyn?«
»Ist das alles, was du mir zu sagen hast? Lässt mich fast eine halbe Stunde hier rumsitzen und verlangst dann eine genaue Straßenbeschreibung von Brooklyn.«
»Der Hausmeister hat mich in DiCarlos Wohnung gelassen.«
»Eine äußerst lahme Entschuldigung.« Sie schmollte eine Weile, doch dann gewann die Neugier die Oberhand. »Und? Was hast du dort gefunden?«
»Einige Dutzend italienische Schuhe, etliche Armani-Anzüge, ein paar Flaschen Dom Perignon und seidene Unterwäsche in allen Regenbogenfarben.«
»DiCarlo besitzt anscheinend einen Hang zum Exklusiven.«
»Und dann fand ich ein Sparbuch mit etwas über siebentausend Dollar, eine Porzellanmadonna und Familienfotos.«
»Er spart sein Geld, hält an seinen religiösen Wurzeln fest und verehrt seine Familie. Klingt eigentlich nicht so richtig nach einem kaltblütigen Mörder.«
»Und Ted Bundy hatte ein hübsches Gesicht und ein nettes Lächeln.« Er bog in die
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