Träume wie Gold: Roman (German Edition)
die Telefonnummer von einer Mrs. Helen Owings aus Front Royal, Virginia, erhalten.«
»Ja.« Doras Finger schlossen sich fester um den Hörer. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich hoffe eigentlich, dass wir uns gegenseitig behilflich sein können.« Winesap las die Worte ›aufmunterndes Lachen‹ von seinem Notizblock ab und tat sein Bestes, dieses folgen zu lassen. »Es geht um ein Gemälde, das Sie im Dezember auf einer Auktion ersteigert haben, einen Billingsly.«
Doras Mund wurde trocken. »Ja, ich erinnere mich. Ein abstraktes Gemälde.«
»Genau. Die Sache ist die, dass ich ein Sammler abstrakter Kunst bin. Ich habe mich auf unbekannte Künstler spezialisiert – in sehr bescheidenem Rahmen allerdings, Sie verstehen.«
»Gewiss.«
»Es war mir leider aus familiären Gründen nicht möglich, dieser Auktion im Dezember beizuwohnen. Als Mrs. Owings mir dann sagte, dass dieses Gemälde von einer Kunsthändlerin und nicht von einem Sammler ersteigert worden sei, habe ich ein wenig Hoffnung geschöpft.«
»Genau genommen«, sagte Dora, »bin ich beides.«
»Ach, so ein Pech.« Er kramte in seinen Papieren. Keine seiner zahlreichen Notizen bezog sich auf diese Antwort. »So ein Pech.«
»Doch an einem fairen Angebot bin ich eigentlich immer interessiert, Mr. Petroy. Kommen Sie doch einfach mal
bei mir vorbei, und sehen Sie sich das Gemälde an. Aber bitte nicht vor Ende nächster Woche.« Sie machte eine Pause und tat so, als blättere sie ihren Terminkalender durch. »Ja, vorher werde ich leider keine Zeit haben.«
»Das wäre ausgezeichnet, wirklich ausgezeichnet.« Erleichtert wischte sich Winesap mit einem Taschentuch über den verschwitzten Nacken. »Welcher Tag wäre Ihnen denn angenehm, Miss Conroy?«
»Ich könnte Sie am Donnerstag einschieben, sagen wir um zwei?«
»Perfekt.« Eilig notierte er Zeit und Datum auf seinem Notizblock. »Ich hoffe, Sie legen mir das Bild so lange zurück. Es täte mir wirklich Leid, diese Gelegenheit zu verpassen.«
»Oh, ganz meinerseits«, gab Dora zurück und lächelte grimmig. »Ich verspreche Ihnen, das Bild verlässt meinen Laden nicht eher, als bis wir beide uns darüber eingehend unterhalten haben. Kann ich Sie irgendwo erreichen, für den Fall, dass sich etwas an dem Termin ändert?«
»Selbstverständlich.« Wie auf seiner Textvorlage vermerkt, gab Winesap ihr die Nummer eines von Finleys Strohmännern in New Jersey. »Aber nur während der Bürozeiten«, erklärte er. »Meine Privatnummer behalte ich gerne für mich.«
»Das verstehe ich. Also, dann bis nächsten Donnerstag, Mr. Petroy.«
Sie legte auf, viel zu aufgebracht, um das Gefühl der Hochstimmung genießen zu können. Der Kerl hält mich wohl für absolut bescheuert, dachte Dora wütend. Aber warte nur, DiCarlo oder Finley oder Petroy oder wer zum Teufel du sein magst, du kannst dich auf eine Überraschung gefasst machen!
»Lea! Ich muss schnell mal für eine Stunde weg. Wenn Jed kommt, sag ihm bitte, dass ich unbedingt mit ihm reden muss.«
»Mach’ ich, aber wohin …?« Lea verstummte, sie stemmte die Hände in die Hüften und starrte sprachlos auf die Tür, die laut hinter Dora ins Schloss fiel.
Sie hätte vorher anrufen sollen. Ihre Fahrt zum Polizeipräsidium war vergeblich gewesen, sodass sie gleich wieder nach Hause zurückgefahren war. Lieutenant Chapman befand sich im Feld, wurde ihr mitgeteilt. Hört sich an, als ob er auf Fasanenjagd gegangen ist, dachte Dora säuerlich.
Wie sollte sie umgehend Bescheid geben, dass man Kontakt zu ihr aufgenommen hatte, wenn niemand da war, dem sie es hätte melden können? Dann sah sie Jeds Wagen und gestattete sich ein verschmitztes Grinsen. Der sollte gleich mal erfahren, dass er nicht der Einzige war, der seinen Kopf zum Denken benutzte.
Sie fand ihn im Lager, wo er leise vor sich hin pfeifend die Regale strich.
»Da steckst du also. Kannst du mir eine Frage beantworten? Wo bitte sind die Cops, wenn man sie braucht?«
Jed strich ungerührt weiter. »Wenn du einen Cop brauchst, dann hättest du neun-eins-eins anrufen müssen.«
»Ich bin stattdessen zum Präsidium gefahren.« Um die Spannung zu erhöhen, schlüpfte sie umständlich aus ihrem Mantel. »Aber Brent war nicht da. Weshalb sagen sie, er sei im Feld? Kann mich nicht erinnern, in Philadelphia jemals an einem Feld vorbeigekommen zu sein.«
»Nur ein kleiner Trick, um Zivilisten zu beeindrucken. Weshalb brauchtest du Brent denn?«
»Weil«, sie machte eine dramatische
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