Träume wie Gold: Roman (German Edition)
lassen wie eine Marionette.«
Dazu war sie absolut fähig. Und sich das eingestehen zu müssen, behagte ihm überhaupt nicht. »Falls ich mich tatsächlich dazu hinreißen lassen sollte, dieser wahnwitzigen Idee zuzustimmen, kann ich mich dann wenigstens darauf verlassen, dass du haargenau meine Anweisungen befolgst?«
»Nein, aber ich werde es versuchen. Erfolg ist allerdings nicht garantiert – genau wie beim Angeln.«
Das wusste er nur zu gut, und deshalb wäre es ihm auch lieber gewesen, sein Gewässer zu kennen und den Köder selbst auszuwerfen. »Ich will nicht, dass dir etwas passiert.«
Dora schmolz dahin wie Butter in der Sonne. »Das ist eins der nettesten Dinge, die du mir bisher gesagt hast.«
»Wenn er dir irgendetwas antut, dann bringe ich ihn um.«
Ihr fröhliches Lächeln verschwand. »Pack mir bitte nicht diese Last auf den Buckel. Das macht mir nur Angst.«
Er hob sie vom Tisch herunter und stellte sie auf die Füße. »Conroy, ich sagte dir, dass ich dich nicht für hilflos halte, und dass ich auch nicht glaube, dass du zu nichts zu gebrauchen bist. Aber ich habe dir noch nicht gesagt, was du meiner Meinung nach bist.«
»Nein, das hast du nicht.« Sie zog eine Grimasse, machte sich auf das Schlimmste gefasst.
»Wichtig«, sagte er schlicht und versetzte damit ihr Herz in Aufregung. »Sehr wichtig.«
Gegen Mittag des nächsten Tages stellte Dora fest, dass zumindest ein Teil ihres Lebens wieder in normalen Bahnen verlief. Der Laden war wieder offen, und der erste Verkauf machte sie so glücklich, dass sie dem Kunden spontan zehn Prozent vom Preis nachließ. Als Lea dann erschien, um ihr beim Nachmittagsgeschäft zu helfen, begrüßte Dora sie mit einer innigen Umarmung.
Lachend machte Lea sich frei. »Was soll das denn bedeuten? Hast du etwa im Lotto gewonnen?«
»Viel besser. Wir haben wieder geöffnet.«
Lea schälte sich aus ihrem Mantel und zupfte sich die Frisur zurecht. »Du hast mir nie erklärt, warum du den Laden eigentlich zugemacht hast.«
»Zu kompliziert«, entgegnete Dora leichthin. »Ich brauchte einfach ein, zwei Tage Ruhe.«
»Dieser Einbruch hat dich mehr mitgenommen, als du
zugibst«, meinte Lea und nickte selbstzufrieden. »Das weiß ich.«
»Ja, wahrscheinlich. Na, wie auch immer, ich war vorhin beim Bäcker und habe ein paar Teekuchen gekauft, die mit Schokoladenfüllung.«
Lea holte tief Luft. »Und wie soll ich, bitteschön, die vier Pfund wieder loswerden, die ich über die Feiertage zugenommen habe?«
»Kraft deines Willens, meine Liebe.«
»Aha. Ach, übrigens, Mom hat mich gebeten, dich wegen des Bildes zu fragen.«
Dora ließ beinahe die Kuchenschachtel fallen. »Welches Bild?«
»Sie sagte etwas von einem Bild, das du ihr geliehen und dann wieder mitgenommen hast.« Lea gab den Kampf gegen die Pfunde vorübergehend auf und nahm sich einen Teekuchen mit Zuckerguss. »Sie spielt mit dem Gedanken, es Dad zum Valentinstag zu schenken. Scheint so, als habe er einen Narren an dem Bild gefressen.«
»Oh … ich, äh, das ist leider schon verkauft.« Das war zumindest nicht gelogen, beruhigte sich Dora. Sie hatte immer noch Jeds 80 Dollar, die sie wie einen Liebesbrief in ihrer Schmuckschatulle aufbewahrte.
»Was ist mit dir?« Lea musterte sie mit einem scharfen Blick. »Du siehst plötzlich so verwirrt aus.«
»Ja? Nein, es ist überhaupt nichts, muss erst wieder richtig in die Gänge kommen. Aber du hast Recht, ich bin tatsächlich ein bisschen nervös. Ich werde nämlich für ein paar Tage nach Los Angeles fliegen müssen.«
»Wozu das?«
»Ach, ich habe da eine Geschäftsverbindung aufgetan, die ich ein wenig vertiefen möchte. Aber ich will den Laden nicht schon wieder zumachen.« Sie wusste, dass Brent ihn überwachen lassen würde.
»Mach dir darüber keine Sorgen. Terri und ich werden das Kind schon schaukeln.« Das Telefon, das auf dem Ladentisch stand, klingelte zweimal. Lea runzelte fragend die Stirn. »Soll ich drangehen?«
»Nein.« Dora schüttelte ihre Schuldgefühle ab und nahm den Anruf entgegen. »Doras Antiquitäten- und Trödelladen, guten Tag.«
»Ich möchte gern mit Miss Isadora Conroy sprechen.«
»Am Apparat.«
»Miss Conroy.« An seinem Schreibtisch in Los Angeles sitzend, beugte Winsesap sich über seine methodisch eingeübte Textvorlage. »Mein Name ist, äh, Francis Petroy.«
»Ja, Mr. Petroy«, sagte Dora, während Lea einen Kunden begrüßte.
»Ich hoffe, ich störe Sie nicht, aber ich habe Ihren Namen und
Weitere Kostenlose Bücher