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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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marschiert. Bewegung tut gut. Und mir immer wieder meinen Text vorgesagt und die Positionen rekapituliert. Ich habe mir meine Straßenklamotten ausgezogen und mich in meinen Morgenrock gewickelt, habe Sprechübungen gemacht. Ich hatte ein ganzes Repertoire an Zungenbrechern, die ich immer wieder geübt habe.«
    »Zungenbrecher?«
    »Fischers Fritz fischt frische Fische … und dergleichen.« Lächelnd ließ sie ihre Zunge sich zwischen den Zähnen hin und her bewegen. »Man muss seine Zunge elastisch halten.«
    »Deine scheint mir außergewöhnlich elastisch zu sein.«
    »Danke.« Lachend sah sie ihn an. »Gut gemacht, Skimmerhorn. Jetzt fühl’ ich mich schon viel besser.«
    »Wunderbar.« Er fuhr ihr mit der Hand übers Haar und ging dann zum Telefon. »Ich werde uns etwas zu essen bestellen, und dann werden wir alles noch einmal durchsprechen.«
    Dora stöhnte und ließ sich rückwärts aufs Bett fallen. »Ich hasse autoritäre Regisseure.«
     
    Aber er gab nicht nach. Zwei Stunden später hatten sie gegessen, argumentiert, jeden unvorhergesehenen Zwischenfall besprochen, doch Jed war immer noch nicht zufrieden. Er hörte sie im Badezimmer ihre Zungenbrecher üben und runzelte besorgt die Stirn. Es wäre ihm wohler gewesen, wenn er ihr eine Wanze hätte verpassen können. Unsinn, schalt er sich. Schließlich hatte sie am helllichten Nachmittag eine Verabredung in einem vollbesetzten Bürohaus – aber es hätte ihn dennoch beruhigt. Wenn er nicht damit rechnen müsste, dass Finleys Sicherheitsleute die Wanze entdeckten, hätte er darauf bestanden.
    Die Sache war wirklich ungefährlich, beruhigte er sich, war mit so gut wie keinem Risiko verbunden. Und er hatte bereits alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um sicherzustellen, dass auch die kleinste gefährliche Situation nahezu ausgeschaltet war.
    Es war das »nahezu«, das ihn bedrückte.
    Die Tür ging auf, und Dora erschien in dem roten Kostüm, das ihren reizvollen Körper wie eine zweite Haut umhüllte und ihre Beine in einer Art betonte, die jeden Mann auf Gottes Erdboden unruhig machen würde.
    »Was meinst du?« Sie hielt sich zwei verschiedene Ohrringe an die Ohrläppchen. »Die Perlen oder die Hänger?«
    »Wie zum Teufel soll ich das wissen?«
    »Die Perlen«, entschied sie. »Wirken diskreter. Ich hatte ganz vergessen, wie viel sicherer ich mich in einem Kostüm fühle. Bleibt nur noch das bisschen Nervenflattern, aber das ist gut für den Adrenalinspiegel.« Sie griff nach ihrer Parfümflasche.
    Jed legte die Stirn in Falten, als sie sich einsprühte – den Hals, den Haaransatz im Nacken, die Handgelenke und
die Kniekehlen. Dieses ganz und gar weibliche Ritual verursachte ein seltsames flaues Gefühl in seiner Magengrube. Als sie ihre antike Silberbürste zur Hand nahm und sich sorgfältig das Haar bürstete, wusste er, was dieses Gefühl bedeutete. Er kam sich wie ein Voyeur vor.
    »Du siehst gut aus.« Er musste sich räuspern. »Du kannst jetzt aufhören, dich so in Szene zu setzen.«
    »Sich das Haar zu bürsten, hat nichts mit Sich-in-Szenesetzen zu tun, sondern gehört hierzulande zur täglichen Körperpflege.« Während sie die Bürste noch ein paar Mal durch ihr Haar zog, kreuzten sich ihre Blicke im Spiegel. »Ich glaube, du bist viel nervöser als ich.«
    »Halt dich nur ganz genau an unseren Plan und versuche, alles zu behalten, was du siehst. Und erwähne ja nicht das Gemälde. Du hast nicht die geringste Ahnung von diesem Bild. Versuche, das Thema auf Winesap zu bringen. Wir überprüfen ihn zwar, aber mich interessieren deine Eindrücke – deine Eindrücke, wie gesagt, nicht deine Mutmaßungen.«
    »Hab’ ich verstanden.« Ohne Hast legte sie die Bürste beiseite. »Jed, ich weiß genau, was ich tue und wie ich es tue. Es ist doch ganz einfach.«
    »Pass auf dich auf.«
    »Keine Sorge, Darling.«
     
    Sehr beeindruckt von dem geschmackvollen Ambiente, sah Dora sich gewissenhaft in der Empfangshalle vor Finleys Büro um, bemüht, sich jede Einzelheit einzuprägen. Wie sie bereits vermutet hatte, war er ein passionierter Kunstsammler, und dieses gemeinsame Interesse versprach eine solide Gesprächsgrundlage. Ihre Hände waren eiskalt. Und das war gut so. Diese ungekünstelte Nervosität war genau das, was sie brauchte, um den Anlass ihres Besuchs ins richtige Licht zu rücken.
    Es fiel ihr nicht leicht, sich zu beherrschen, da sie am liebsten kreuz und quer durch den Raum gegangen wäre und Finleys Schätze aus nächster Nähe in

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