Träume wie Gold: Roman (German Edition)
schenken.«
»Sie versehen Ihre Schätze aber wirklich mit traurigen Geschichten, Edmund.«
»Bitterkeit und Schmerz erhöhen ihre Bedeutung für mich. Einst der Besitz von Königen und Königinnen und jetzt ein Stück in der Sammlung eines gemeinen Bürgers. Sollen wir uns zu Tisch begeben?«
Nach der Hummersuppe wurde Peking-Ente gereicht, Beide Speisen waren köstlich zubereitet, sie zergingen auf der Zunge. Serviert wurde auf Limoges-Porzellan, gespeist mit altem englischem Silberbesteck; der Dom Perignon wurde aus antiken Waterford-Gläsern getrunken.
»Erzählen Sie mir etwas über Ihr Geschäft«, begann Finley
die Konversation. »Es ist gewiss sehr aufregend, zu kaufen und zu verkaufen, täglich mit schönen Dingen umzugehen.«
»Ja, es macht mir sehr viel Spaß.« Dora musste sich regelrecht zwingen, sich zu entspannen und das delikate Mahl zu genießen. »Leider kann sich mein bescheidenes Angebot nicht mit den Stücken messen, die sich in Ihrem Besitz befinden. Was ich anzubieten habe, ist eine bunte Mischung aus Antiquitäten, Posten aus Haushaltsauflösungen und …« Trödel – hörte sie Jed mit seiner spöttischen und ach so wohltuenden Stimme hinzufügen. »Krimskrams«, ergänzte sie ein wenig steif. »Ich muss gestehen, dass ich neben meiner Liebe zu Antiquitäten auch eine Vorliebe für Kitsch habe.«
»Und Sie lieben, ebenso wie ich, den Besitz, die Macht über diese Dinge. Es ist ungeheuer befriedigend, sein Geld mit Dingen zu verdienen, die man liebt. Nicht jeder hat die Chance oder den Mut, dieses Geschäft mit Erfolg zu betreiben. Und ich glaube, Isadora, dass Sie eine große Portion Mut besitzen.«
Dora war etwas nervös. »Meine Familie nennt es Sturheit. Doch wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass man mir sehr leicht Angst einjagen kann.«
»Sie stellen Ihr Licht unter den Scheffel, Isadora. Immerhin sind Sie hierher gekommen, zu mir.« Er lächelte, doch der Blick, mit dem er sie über den Rand seiner Brille hinweg fixierte, war messerscharf. »Und nach allem, was Sie wussten, besteht doch immerhin die Möglichkeit, dass DiCarlo in meinem Auftrag gehandelt haben könnte. Schließlich ist – war – er mein Angestellter.«
Als Dora blass wurde und ihre Gabel laut auf den Teller sinken ließ, lachte er und tätschelte ihre Hand. »Jetzt habe ich Sie erschreckt. Verzeihen Sie mir. Ich wollte eigentlich nur meine Vermutung, Ihren Mut betreffend, etwas deutlicher untermauern. Weshalb sollte ich wohl DiCarlo in Ihren Laden einbrechen und ein paar wertlose Stücke stehlen lassen, wenn ich es mir leisten kann, sie ehrlich zu erwerben?«
»Ich bezweifle, dass ich sehr viel anzubieten hätte, was Sie interessieren könnte.«
»Oh, da möchte ich aber widersprechen«, entgegnete er lächelnd und bestellte mit einer knappen Handbewegung das Dessert. »Ich bin sicher, ich könnte mich für einiges erwärmen, das Sie anzubieten haben. Sagen Sie«, fuhr er fort, »stoßen Sie gelegentlich auf einen Grueby?«
»Ich hatte einmal eine Statuette von einem Jungen – leider fehlte eine Ecke.« Sie ballte ihre Hände im Schoß zusammen, als das herrliche Schokoladen-Soufflé serviert wurde. »Ich habe Ihre Grueby-Vase in der Bibliothek gesehen. Sie ist entzückend.«
Sie entspannte sich erst ein wenig, als sie sich über Keramik unterhielten, und sie begann zu glauben, dass sie sich nur eingebildet hatte, er habe sie ködern wollen.
Der Kaffee und der Brandy wurden im Salon vor dem Kamin serviert, in dem ein behagliches Feuer knisterte. Ihre Unterhaltung plätscherte so locker dahin wie zwischen alten Freunden. Und dennoch waren Doras Nerven zum Zerreißen gespannt. Sie wäre am liebsten aufgestanden und davongerannt.
»Schade, dass Sie Ihren Aufenthalt hier nicht ein wenig verlängern können.« Finley spielte mit einer kleinen Porzellanfigur, die eine nackte Frau darstellte.
»Ein eigenes Geschäft beansprucht sehr viel Zeit. Ich bin sicher, Sie verstehen das.«
»Ja, in der Tat. Ich fühle mich zuweilen wie der Gefangene meines eigenen Erfolgs. Und Sie?« Er fuhr mit der Fingerspitze über die nackte, glänzende Brust der Figur. »Kennen Sie das Gefühl, in der Falle zu sitzen?«
»Nein.« Doch sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, als kämen die Wände des Raumes unaufhaltsam auf sie zu. »Sie müssen über ausgezeichnete Kontakte verfügen.« Ihr Blick wanderte angelegentlich durch den Salon. Sie konnte ihm nicht dabei zusehen, wie er mit der Figur spielte. »Gehen
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