Träume wie Gold: Roman (German Edition)
interessiert.«
»Verzeihung.« Sie griff nach der Tube mit Reinigungsmilch und entfernte ihr Make-up. »So eine Sammlung habe ich noch nirgends gesehen und auch noch nie von einer ähnlichen gehört, die sich mit seiner messen könnte.« Sorgfältig verteilte sie die Feuchtigkeitscreme auf ihrer Haut. »Aber die Art, wie er mir seine Schätze präsentierte, kam mir irgendwie seltsam vor.«
»Inwiefern?«
»Nun, es war, als wartete er darauf, dass ich etwas sagte, etwas unternahm.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Es ist schwer zu erklären, aber die Atmosphäre war anders als in seinem Büro.« Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. Dora hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihre Haut, jetzt ohne Make-up, wirkte fahl und beinahe durchsichtig. »Er hat mir irgendwie Angst gemacht, obwohl er sich als perfekter Gentleman, als perfekter Gastgeber gab. Doch mit ihm allein zu sein war schaurig.«
»Erzähl einfach.« Er ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten. »Es muss keinen Sinn ergeben.«
Dora nickte erleichtert, verließ das Badezimmer und setzte sich wieder aufs Bett. »Er hat mich durch das ganze Haus geführt«, begann sie. »Und wie ich schon sagte, war die Art und Weise, wie er mir seine kostbaren Schätze zeigte, irgendwie eigenartig, besonders bei einigen bestimmten Stücken. Ich spürte genau, wie er mich beobachtete, während ich sie in Händen hielt und sie betrachtete. Ich versuchte, mein Gefühl zu ignorieren, weil er die ganze Zeit über eigentlich
ungeheuer charmant war. Dann haben wir gegessen – ein elegantes Dinner in einem eleganten Raum auf elegantem Porzellan serviert – und uns über Kunst, Musik und dergleichen unterhalten. Wenn er mich berührte, dann stets in einer absolut korrekten Art und Weise, und doch …«
Sie ließ ein kleines Lachen hören. »Ich würde es wirklich begrüßen, wenn du mich nicht gleich als hypersensibles Wesen mit einer übersteigerten Einbildungskraft bezeichnest, wenn ich dir sage, was meine Empfindung war: Ich hatte das Gefühl, nackt vor ihm zu sitzen. Wir löffelten dieses unglaublich köstliche Dessert, und ich konnte mich verdammt nochmal des Eindrucks nicht erwehren, als würde er durch mein Kleid hindurchsehen. Ich kann es nicht erklären, aber ich habe es so stark gespürt, es war ein unheimliches Gefühl, das sich nicht abschütteln ließ.«
»Vielleicht hat er sich wirklich versucht vorzustellen, wie du unter deinem Kleid aussiehst. Männer tun so etwas mitunter, selbst elegante Herren.«
Sie konnte nur den Kopf schütteln. »Nein, so war es nicht – es hatte weder bei ihm noch bei mir etwas mit Sex zu tun. Es war vielmehr so, dass ich mir absolut schutzlos vorkam.«
»Du warst allein?«
»Nicht wirklich – oder nicht oft. Er beschäftigt eine ganze Armee von Dienstboten. Nein, ich habe mich nicht davor gefürchtet, dass er mir etwas antut. Und dann war da die komische Geschichte in der Toilette.«
»Er war mit dir in der Toilette?«
»Nein. Ich habe nach dem Dinner das Bad aufgesucht, um mein Make-up aufzufrischen, und hatte dabei die ganze Zeit das Gefühl, als schaute er mir über die Schulter.«
Sie atmete langsam aus, dankbar, dass Jed sie nicht als Dummerchen bezeichnete. »Ernsthaft, ich habe nicht daran geglaubt, dass er mit der Geschichte etwas zu tun hat, als ich heute Nachmittag sein Büro verließ. Aber jetzt, jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich weiß nur, dass ich dieses Haus nicht noch einmal betreten möchte, selbst wenn er mir anböte, dass ich mir eine seiner Ambrakugeln
aussuchen dürfte, die, wie ich hinzufügen muss, wunderschön sind.«
»Du musst da nicht noch einmal hin, Dora. Mal sehen, ob die Kollegen von der Steuerfahndung nicht mal ein bisschen an Finleys Fassade kratzen wollen.«
»Gut.« Das nervöse Zucken über ihrem linken Auge hörte einfach nicht auf. »Sieh zu, was du über eine Saphirbrosche – wahrscheinlich sechzehntes Jahrhundert – in Erfahrung bringen kannst. Der Stein hat gut und gerne seine acht Karat, wird von einer Goldfiligran-Fassung mit einigen rund geschliffenen Diamanten gehalten. Er hatte es ungeheuer wichtig, mir dieses Stück zu zeigen.«
»Fein. Du hast gute Arbeit geleistet.«
»Hm.« Sie schenkte ihm ein schläfriges Lächeln. »Bekomme ich dafür den goldenen Detective-Stern?«
»Der ist nur vergoldet, Nancy. Nein, du gehst jetzt ins Bett.«
»Auch recht.«
»Möchtest du etwas gegen deine Kopfschmerzen?«
Sie hörte auf, sich die Schläfen
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