Träume wie Gold: Roman (German Edition)
dachte immer, nur Will sei eine so launische Mimose.«
»Alle meine Kinder waren wunderbar launisch«, erwiderte Quentin. »Ihr habt eben Theaterblut. Künstler haben kein einfaches Gemüt. Das ist nicht unsere Bestimmung.«
»Und was ist mit Cops?«
Er hielt einen Augenblick inne, trank einen Schluck Whisky und genoss die Situation. »Ich halte diese Arbeit ebenfalls für eine Art von Kunst – das Timing, die Choreografie, die Dramaturgie.« Er legte tröstend den Arm um sie. »Komm, Izzy, erzähl mir, was dir auf der Seele liegt.«
Und sie konnte es. Ihm hatte sie schon immer ihr Herz
ausschütten können, ohne Angst, dass er sie kritisierte oder abfällig auf ihre Beichte reagierte. »Ich bin so schrecklich verliebt in ihn. Und ich möchte darüber glücklich sein können. Meistens gelingt mir das auch, aber er traut dieser Art von Gefühlen nicht. Er hat keine Erfahrung damit. Seine Eltern haben ihm nie das gegeben, was du und Mom uns gegeben habt.«
Sie seufzte tief und beobachtete eine junge Frau, die einen Kinderwagen über das holprige Pflaster schob. Das Baby darin hatte rote Backen und lachte über das ganze Gesicht. Überrascht registrierte Dora ein Gefühl von Sehnsucht. Das will ich auch, meldete sich ihre innere Stimme. Ich will auch mein Kind durch die sonnenbeschienenen Straßen schieben und dabei lächeln.
»Ich fürchte, wir können uns gegenseitig nicht das geben, was wir brauchen«, erklärte sie vorsichtig.
»Zuerst einmal müsst ihr herausfinden, was für Bedürfnisse und Wünsche das genau sind.«
Wehmütig sah sie Mutter und Kind hinterher. »Die meinen kenne ich ziemlich genau. Aber kann man von einem Mann erwarten, dessen Kindheit leidvoll war, dass er den ersten Schritt in Richtung Familiengründung unternimmt? Es ist nicht fair, ihn zu diesem Schritt zu drängen, aber es ist auch nicht fair, wenn ich es mir versage, diesen ersten Schritt zu tun.«
»Glaubst du, nur Kinder aus glücklichen Familien gründen Familien?«
»Ich weiß nicht.«
»Jeds Großmutter scheint der Meinung zu sein, dass er bereits den ersten Schritt getan hat und dabei ist, sich den zweiten zu überlegen.«
»Ich weiß nicht …« Sie hielt mitten im Satz inne und starrte ihren Vater an. »Seine Großmutter? Hast du mit ihr gesprochen?«
»Ria, deine Mutter und ich haben einen ausgesprochen netten Nachmittag zusammen verbracht, als ihr in Kalifornien wart. »Eine tolle Frau«, setzte er hinzu, »sie ist von dir sehr angetan.«
Dora wurde ärgerlich. »Offenbar muss ich dich daran erinnern, dass ich bereits das Erwachsenenalter erreicht habe, und Jed ebenfalls. Ich empfinde es als absolut überflüssig und anmaßend, wenn ihr zusammengluckt und über unser Wohl sprecht, als wären wir Kleinkinder.«
»Aber ihr seid nun mal unsere Kinder.« Er lächelte nachsichtig und tätschelte ihre glutroten Wangen. »Wenn du erst einmal eigene Kinder hast, wirst du verstehen, dass die Liebe und Sorge von Eltern niemals aufhört, dass sie sich immer einmischen wollen.« Er schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln. »Ich liebe dich, Izzy, und ich vertraue dir.« Er kniff sie ins Kinn. »So, und jetzt erzähl mir, was dich sonst noch bedrückt.«
»Ich kann nicht.« Und das tat ihr Leid. »Aber ich kann dir versichern, dass sich mein Problem in wenigen Tagen gelöst haben wird.«
»Ich werde nicht nachbohren.« Schon gar nicht, da sie so offensichtlich auf der Hut zu sein schien. »Aber wenn du nicht bald ein fröhlicheres Gesicht machst, muss ich dir deine Mutter auf den Hals hetzen.«
»Ich lächle doch.« Zumindest versuchte sie es. »Siehst du, ich könnte nicht glücklicher sein, oder?«
Quentin beschloss, sich einstweilen damit zufrieden zu geben, und erhob sich. Er streckte ihr eine Hand entgegen. »Komm, lass uns einkaufen gehen.«
»Sie ist ein einziges Nervenbündel.« Jed hatte sich mit Brent im Fitnessstudio getroffen, um seine eigene Spannung am Punchingball abzureagieren. »Sie würde es nie zugeben, aber sie ist innerlich total blockiert.« Selbst nicht weniger blockiert, versetzte er dem Sandsack eine schnelle Folge harter Geraden. Brent, dem die undankbare Aufgabe zufiel, den Sandsack festzuhalten, stöhnte missmutig, als ihm der Aufprall schmerzhaft in die Arme fuhr. »Und ich kann ihr nicht helfen.«
»Wir arbeiten auf Hochtouren«, gab Brent zurück. Der Schweiß lief in Strömen an ihm herab, und er wünschte, er hätte sich mit Jed in einem gemütlichen Kaffeehaus
verabredet. »Nach
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