Träume wie Gold: Roman (German Edition)
diesem Treffen am Donnerstag sollten wir in der Lage sein, sie dann aus der Sache rauszuhalten.«
»Das ist es nicht allein.« Jed wechselte von dem schweren Punchingball zu einem leichteren, was Brent nur begrüßte. Mit zusammengekniffenen Augen holte Jed aus und katapultierte den Sandsack fast bis unter die Decke. »Sie hat sich in mich verliebt.«
Brent nahm die Brille ab, um die beschlagenen Gläser zu putzen. »Ach, soll das eine Neuigkeit sein?«
»Sie erwartet von mir mehr, als ich ihr geben kann. Und sie hat ein Recht darauf.«
»Möglich. Hat sie sich beklagt?«
»Nein.« Jed ließ weiter seine Fäuste fliegen.
»Dann beruhige dich und genieße die Romanze.«
Jed wirbelte so blitzartig herum, dass Brent automatisch in Deckung ging. »Das ist keine verdammte Romanze! Mit Dora ist es was anderes. Es ist …« Er hielt unvermittelt inne, wütend über das blasierte Lächeln, das sich auf Brents Gesicht breit gemacht hatte. »Treib keine Spielchen mit mir«, zischte er drohend.
»Wollte nur mal die emotionale Lage abchecken, Captain.« Als Jed ihm wortlos die Boxhandschuhe hinhielt, schnürte Brent sie gehorsam auf. »Ach, apropos Lage, inoffiziell habe ich läuten hören, dass du am Ersten wieder das Kommando übernehmen wirst. Goldman grollt und schmollt bereits hinter seinem Schreibtisch.«
»Warte nur, dem wird es gleich besser gehen, sobald ich seine Versetzungspapiere unterschrieben habe.«
»Oh, lass mich dir die Füße küssen.«
Jed grinste, als er seine Hände massierte. »Die offizielle Bekanntgabe findet am Montag statt. Und wenn du versuchst, mich hier zu küssen, Brent, Freundchen, haue ich dir die Nase platt.« Er schnappte sich sein Handtuch und trocknete sich das Gesicht ab. »Bis dahin ist Goldman noch am Ruder. Ist alles klar für Donnerstag?«
»Zwei Männer werden im Laden sein, zwei weitere draußen, und einen halben Block entfernt postieren wir einen
Übertragungswagen. Solange Dora sich an die Anweisungen hält, werden wir jedes Wort mithören, das gesprochen wird.«
»Sie wird sich daran halten.«
Die nachmittägliche Stunde mit ihrem Vater hatte in Dora eine Sehnsucht nach Familie ausgelöst. Und der gab sie denn auch nach, indem sie den Laden etwas früher zusperrte und den Abend bei Lea verbrachte. Das Getöse, das aus dem Wohnzimmer zu ihnen herüberdröhnte, war Balsam für ihre Seele.
»Richie macht definitiv Fortschritte auf der Trompete«, kommentierte Dora.
Lea lauschte den quäkenden Disharmonien mit einer Mischung aus Stolz und Verzweiflung. »In drei Wochen findet in der Schule ein Konzert statt. Ich werde dir einen Platz in der ersten Reihe reservieren.«
»Gott segne dich.« Die Töne, die jetzt aus dem Nachbarzimmer kamen, konnte man mit genügend Fantasie für das Angriffssignal der Kavallerie und den gellenden Schrei eines Rebellen halten. »Genau das habe ich gebraucht.« Zufrieden kletterte Dora auf einen Hocker in der Küche.
»Ich hätte nichts dagegen, dir für ein paar Stunden das Kommando hier zu überlassen«, seufzte Lea und gab noch einen Schuss Burgunder an den Eintopf, der auf dem Ofen köchelte.
»So dringend brauche ich es nun auch wieder nicht.« Dora trank einen Schluck Rotwein. »Nein. Ich habe den Nachmittag mit Dad verbracht und mir dabei überlegt, wie es wohl wäre, ihn nicht stets in der Nähe zu wissen. Das ist alles.«
»Etwas geht hier vor.« Mit gerunzelter Stirn klopfte Lea den Kochlöffel am Topfrand ab und platzierte ihn auf einer dafür vorgesehenen Ablage. »Zwischen deinen Augenbrauen hat sich diese senkrechte Falte breit gemacht, und du bist leichenblass. Du hast immer so eine ungesunde Farbe, wenn dir etwas im Magen liegt.«
»Dir würde es auch auf den Magen schlagen, wenn du
kurz vor der Inventur einen neuen Buchhalter auftreiben müsstest.«
»Das war nicht schlecht, aber nicht gut genug.« Lea lehnte sich zu ihrer Schwester hinüber und musterte sie mit einem forschenden Blick. »Du bist nervös, Dora, und das hat mit deinem Laden nichts zu tun. Wenn du mir nicht erzählst, was mit dir los ist, werde ich Mom auf dich ansetzen müssen.«
»Warum droht mir heute nur jeder mit Mom?«, wollte Dora wissen. »Ich bin ein bisschen außer der Reihe, okay. Aber mein Leben hat in letzter Zeit auch einige merkwürdige Wendungen genommen. Ich wünsche, dass meine Familie meine Privatsphäre insoweit akzeptiert, dass es mir möglich ist, meine Probleme selbst zu bewältigen.«
»In Ordnung. Es tut mir Leid.
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