Träume wie Gold: Roman (German Edition)
nein, sauer bin ich nicht, Jed.«
Die Resignation in ihrer Stimme traf Jed wie ein Schlag ins Gesicht. »Dora, ich habe es dir nicht verschwiegen, um dich zu kränken.«
»Das weiß ich. Deshalb ist mir ja auch ein Licht aufgegangen. Du hast es mir verschwiegen, weil du meinst, dass es mich nichts angeht. Du wolltest nicht, dass es mich etwas angeht – das ist wahrscheinlich treffender ausgedrückt. Es war eine ganz wichtige Entscheidung in deinem Leben. In deinem Leben«, wiederholte sie mit besonderem Nachdruck, »nicht in meinem. Warum solltest du dir also die Mühe machen, mir davon zu erzählen?«
Sie entglitt ihm. Er stand zwei Schritte von ihr entfernt und spürte, wie der Abstand zwischen ihnen von Sekunde zu Sekunde größer wurde. Und das machte ihm Angst. »Du stellst es so dar, als ob ich es dir verheimlichen wollte. Ich musste mir erst richtig darüber klar werden, das ist alles. Und ich habe angenommen, dass du das nicht verstehen würdest.«
»Du hast mir ja gar nicht die Chance gegeben, Jed«, erwiderte sie ruhig. »Glaubtest du denn, ich hätte dir solche Gefühle entgegenbringen können, ohne zu begreifen, wie viel dir deine Arbeit bedeutet?«
Die Vergangenheitsform, die sie verwendete, versetzte ihn in Panik. »Das hatte nichts mit dir zu tun.« Die Worte waren noch nicht ausgesprochen, da wusste er schon, dass es die falschen waren. Ihre Augen blieben trocken, doch der Schmerz darin war unübersehbar. »So habe ich es nicht gemeint.«
»Doch, hast du schon. Ich wünschte, ich würde es dir nicht verübeln, aber ich tue es. Ich weiß, dass du es nicht leicht hattest, doch du hast immer deine eigenen Entscheidungen getroffen. Du willst meine Gefühle, die ich dir entgegenbringe, nicht annehmen, und du willst keine Gefühle mir gegenüber zulassen. Und das nehme ich dir übel, Jed.«
Ihre Stimme blieb fest und sie erwiderte seinen Blick, doch ihre Hände hielt sie zusammengepresst. »Ich nehme
dir das sehr übel, du hast mich damit verletzt. Du bist der erste Mann, der mir so wehgetan hat, und ich bin der Meinung, dass du das ruhig wissen sollst.«
»Um Himmels willen, Dora.« Er machte einen Schritt auf sie zu, doch die Art, wie sie aufsprang und zurückwich, entmutigte ihn.
»Ich möchte nicht, dass du mich jetzt anfasst.« Sie sagte das ganz ruhig. »Nein, wirklich nicht. Es ist verdammt demütigend zu begreifen, dass das alles war, was uns verband.«
»Das ist nicht wahr.« Er ballte die Hände zu Fäusten, wusste jedoch, dass er die Mauer, die sie zwischen ihnen aufgebaut hatte, nicht würde durchbrechen können. »Du machst aus einer Mücke einen Elefanten, Dora. Es ist doch nur ein Job.«
»Schön wär’s. Aber wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Du hast ihn aufgegeben, um dich zu bestrafen, und du gehst zurück, weil du ohne ihn nicht glücklich bist. Ich freue mich für dich, Jed. Ehrlich.«
»Auf derartige Analysen kann ich verzichten. Es wäre mir sehr recht, wenn du damit jetzt aufhören und endlich vernünftig würdest.«
»Ich bin vernünftig, glaub mir. So vernünftig, dass ich es uns beiden ganz leicht machen werde. Übermorgen solltest du in der Lage sein, die Sache mit dem Gemälde endgültig zu klären. Oder zumindest größtenteils. Danach wirst du mich nicht mehr brauchen.«
»Verdammt nochmal, du weißt genau, dass ich dich brauche.«
Jetzt kamen die Tränen, und sie bekämpfte sie wie erbitterte Feinde. »Du kannst dir nicht vorstellen, was ich dafür gegeben hätte, das früher von dir zu hören. Wenn du mir nur einmal gesagt hättest, dass du mich brauchst. Aber ich bin keine mutige Frau, Jed, und ich muss mich schützen.«
Nein, er konnte die Mauer zwischen ihnen nicht durchbrechen. Er aber spürte ihren Schmerz, der ihn zutiefst berührte. »Was willst du, Dora?«
»Wenn wir am Donnerstag das alles hinter uns gebracht
haben, werde ich den Laden für ein paar Wochen schließen und an einen Ort fliegen, wo es warm ist. Das sollte dir genügend Zeit geben, eine andere Wohnung zu finden und auszuziehen.«
»Das ist nicht der richtige Weg, mit dieser Situation umzugehen.«
»Es ist mein Weg. Und ich glaube, in meinem Haus habe ich das Sagen. Es tut mir Leid, aber ich möchte dich hier nicht mehr sehen, wenn ich zurückkomme.«
»Einfach so?«
»Ja.«
»Gut.« Er hatte auch seinen Stolz. Es war nicht das erste Mal, dass er abgewiesen wurde. Und wenn es ihn diesmal auch sehr schmerzte, so würde er etwas finden, um diesen Schmerz zu verdrängen. Er
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