Träume wie Gold: Roman (German Edition)
leben. Ihr Stolz konnte das ja verkraften, aber bei den Kindern war sie sich da keineswegs sicher.
Opal entdeckte DiCarlo sofort. Er war nicht zu übersehen, wie er da lässig am Kofferraum eines knallroten Porsches lehnte. Der Wagen war schon atemberaubend genug, doch der Mann – groß, dunkel, gut aussehend und in einen hellgrauen Kashmirmantel gehüllt – sah aus wie ein leibhaftiger Hollywoodstar. Verschreckt, ängstlich und nervös ging sie mit gesenktem Kopf auf ihn zu.
DiCarlo sagte kein Wort, öffnete nur die Beifahrertür. Seine Lippen verzogen sich etwas bei dem leisen Seufzer, den sie ausstieß, als sie auf den ledergepolsterten Sitz rutschte. Er klemmte sich hinter das Lenkrad und startete.
»Mr. DiCarlo, ich wünschte wirklich, ich könnte Ihnen bei dieser unangenehmen Sache helfen. Ich …«
»Sie werden mir helfen.« Er legte den ersten Gang ein, und wie ein roter Blitz schoss der Porsche davon. Da er sich bereits darüber im Klaren war, wie er mit Opal verfahren wollte, schwieg er die nächsten zwei Minuten hartnäckig, um ihre Nerven noch ein wenig zu strapazieren. Als sie dann zögernd das Wort ergriff, spielte ein zufriedenes Lächeln um seine Mundwinkel.
»Wohin fahren wir?«
»Hm, einfach spazieren.«
Trotz des erregenden Gefühls, in einem sündteuren Sportwagen zu sitzen, waren ihre Lippen trocken. »Ich muss in einer halben Stunde zurück sein.«
DiCarlo verfiel wieder in Schweigen und jagte den Porsche durch die Straßen.
»Was soll das alles bedeuten?«
»Das werde ich Ihnen sagen, Opal. Ich glaube, wir können uns außerhalb der lärmenden Arbeitsatmosphäre viel besser unterhalten. Sie hatten die letzten Wochen einiges um die Ohren, kann ich mir vorstellen.«
»Sie sagen es. Der Weihnachtsstress.
»Und ich glaube, Sie wissen auch ganz genau, was mit meiner Sendung passiert ist.«
Ihr Magen reagierte nervös. »Sehen Sie, Mister, ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass ich nicht weiß, was damit passiert ist. Ich mache nur meine Arbeit, und die, so gut ich kann.«
Er lenkte den Wagen so ruckartig in eine scharfe Rechtskurve, dass Opal erschreckt die Augen aufriss. »Wir wissen beide, dass ich da nichts vermasselt habe, Schätzchen. Wir können die Sache auf die harte Weise klären oder aber freundlich, das liegt ganz bei Ihnen.«
»Ich … ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»O doch.« Seine Stimme war leise, klang aber bedrohlich. »Sie wissen ganz genau, was ich meine. Also, was ist mit dem Paket passiert? Hat Ihnen der Inhalt so gut gefallen, dass Sie beschlossen, ihn mit nach Hause zu nehmen? Als verfrühte Weihnachtsgratifikation, sozusagen?«
Opal richtete sich auf, und ein Teil ihrer Angst verwandelte sich in empörten Zorn. »Ich bin keine Diebin! Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht mal einen Bleistift gestohlen. So, und jetzt wenden Sie diesen verdammten Wagen, Sie aufgeblasener Bonze!«
Es war genau dieses freche Mundwerk – wie Curtis ihr immer vorhielt –, das ihr gebrochene Nasen und blaue Augen einbrachte. Die Erinnerung daran ließ Opal in ihrem Sitz zusammensinken.
»Möglich, dass Sie nichts gestohlen haben«, lenkte er ein, nachdem sie wieder angefangen hatte zu zittern. »Umso mehr täte es mir dann Leid, Sie anzeigen zu müssen.«
»Anzeigen? Wieso anzeigen?«
»Ein Paket mit Waren, die mein Boss für sehr wertvoll hält, ist verschwunden. Die Polizei wird sich daher mit Sicherheit dafür interessieren, was mit der Lieferung passiert ist, nachdem sie in Ihre Hände gelangte. Auch wenn Sie unschluldig sein sollten, wird ein derartiges Verhör ein dickes Fragezeichen in Ihre Personalakte malen.«
Die aufkommende Panik legte sich wie ein Schraubstock um ihren Hinterkopf. »Ich weiß nicht einmal, was in der Kiste drin war. Ich habe sie doch nur verschickt. Das ist alles.«
»Wir beide wissen, dass das eine faustdicke Lüge ist.« DiCarlo lenkte den Porsche auf den Parkplatz eines Supermarktes. Zufrieden stellte er fest, dass sie Tränen in den Augen hatte und ihre Finger nervös an dem Schultergurt ihrer Umhängetasche drehten. Sie ist gleich so weit, dachte er. Er drehte sich zu ihr um und bedachte sie mit einem kalten, mitleidlosen Blick.
»Sie wollen Ihren Job behalten, nicht wahr, Opal? Sie wollen nicht gefeuert werden – und auch nicht verhaftet, hab’ ich Recht?«
»Ich habe Kinder«, schluchzte sie, als die ersten Tränen über ihre Wangen liefen. »Ich habe doch Kinder.«
»Dann sollten Sie sich mal Gedanken darüber
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