Träume wie Gold: Roman (German Edition)
machen, was aus denen wird, wenn Sie in Schwierigkeiten geraten. Mein Boss lässt nicht mit sich spaßen.« Sein Blick streifte vielsagend das Veilchen unter ihrem Auge. »Sie haben Erfahrung mit solchen Männern, nicht wahr?«
Abwehrend legte sie eine Hand auf ihre Wange. »Ich … ich bin gestürzt.«
»Natürlich. Geradewegs in die Faust eines anderen gestolpert, wie?« Als sie nicht antwortete, fuhr er fort, sie weiter in die Enge zu treiben. »Wenn mein Boss sein Eigentum nicht zurückbekommt, wird er seine Wut nicht an mir auslassen, sondern an Ihnen.«
Sie werden es herausfinden, dachte sie, vor Angst wie gelähmt. Sie finden immer alles heraus. »Ich habe nichts aus dem Paket genommen. Gar nichts. Ich habe nur …«
»Nur was?« DiCarlo stürzte sich wie ein Panther auf ihre letzten Worte. Er musste sich beherrschen, ihr nicht die Hände um den Hals zu legen und den Rest aus ihr herauszuquetschen.
»Ich bin schon drei Jahre bei Premium.« Schniefend kramte sie in ihrer Handtasche nach einem Kleenex. »In einem Jahr könnte ich zur Vorarbeiterin aufsteigen.«
DiCarlo unterdrückte einen zornigen Fluch und zwang sich zur Ruhe. »Hören Sie zu, ich weiß, was es heißt, die Leiter raufzuklettern. Also, wenn Sie mir da raushelfen, werde ich das Gleiche für Sie tun. Ich sehe keinen Grund, warum dieses Gespräch nicht unter uns bleiben sollte. Deshalb habe ich es ja auch nicht in Tarkingtons Büro führen wollen.«
Opal angelte nach einer Zigarette. Automatisch ließ DiCarlo das Seitenfenster einen Spalt runterfahren. »Sie gehen nicht wieder zu Mr. Tarkington zurück?«
»Nicht, wenn Sie mit offenen Karten spielen. Ansonsten …« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, griff er unsanft nach ihrem Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich herum.
»Es tut mir Leid. Es tut mir wirklich schrecklich Leid, dass mir das passiert ist. Ich dachte, dass ich es wieder richtig hingekriegt hätte, war mir aber nicht ganz sicher. Und ich hatte Angst. Ich habe vorigen Monat ein paar Tage nicht arbeiten können, weil mein Jüngster krank war, und letzte Woche kam ich einmal zu spät, weil ich hingefallen war, und … da war ich so in Eile, dass ich die Rechnungen durcheinander gebracht habe.« Auf eine Ohrfeige gefasst, drehte sie das Gesicht zum Fenster. »Ich habe sie fallen lassen. Ich dachte, dass ich sie wieder in der richtigen Reihenfolge aufgehoben hätte, aber wie gesagt, ganz sicher war ich mir nicht. Gestern habe ich einen Stapel mit Versandpapieren durchgesehen, und die haben gestimmt. Deshalb hatte ich gehofft, dass alles in Ordnung sei und niemand von meinem Missgeschick erfahren würde.«
»Sie haben die Rechnungen durcheinander gebracht«, wiederholte er leise. »Irgendeine idiotische Packerin kriegt das Zittern, schmeißt die Rechnungen durcheinander – und bringt mich beinahe um Kopf und Kragen!«
»Es tut mir Leid«, schluchzte sie. Vielleicht schlug er sie ja doch nicht, aber bezahlen würde er sie dafür lassen. Opal wusste, dass sie immer für etwas würde bezahlen müssen. »Es tut mir wirklich aufrichtig Leid.«
»Es wird Ihnen noch viel mehr Leid tun, wenn Sie nicht herausfinden, wo meine Sendung gelandet ist.«
»Ich bin gestern alle Papiere noch einmal durchgegangen. An dem fraglichen Tag hatten wir nur einen anderen ähnlich großen Karton, der über mein Band gelaufen ist.« Immer noch schluchzend, griff sie noch einmal in ihre Tasche. »Ich habe die Adresse aufgeschrieben, Mr. DiCarlo.« Sie kramte einen kleinen Zettel aus ihrem Geldbeutel, den er ihr sofort aus der Hand riss.
»Sherman Porter, Front Royal, Virginia.«
»Bitte, Mr. DiCarlo, ich habe doch Kinder.« Sie wischte sich die Tränen ab. »Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe, aber bisher habe ich bei Premium meine Arbeit immer tadellos gemacht. Ich kann es mir nicht leisten, meinen Job zu verlieren.«
Er steckte den Zettel in die Tasche. »Das werde ich nachprüfen, und dann sehen wir weiter.«
Etwas erleichtert, atmete sie auf. »Dann werden Sie Mr. Tarkington also nichts davon erzählen?«
»Ich sagte, wir werden sehen.« DiCarlo startete den Motor und überlegte sich dabei den nächsten Schritt. Wenn die Sache nicht nach seinen Vorstellungen lief, würde er sich Opal noch einmal vorknöpfen. Und das würde sie dann mehr kosten als nur ein blaues Auge.
Dora stand hinter dem Ladentisch und zupfte eine große rote Schleife auf einem Weihnachtspäckchen zurecht. »Sie wird begeistert sein, Mr. O’Malley.« Zufrieden
Weitere Kostenlose Bücher