Träume wie Gold: Roman (German Edition)
hübscher kleiner Wachhund.«
»Ich glaube, den nehm ich auch noch mit – als erstes Willkommensgeschenk für meine zukünftige Großnichte beziehungsweise meinen Großneffen. Kann ich mit Kreditkarte bezahlen?«
»Selbstverständlich. Das Verpacken dauert einen kleinen Augenblick. Wie wär’s inzwischen mit einer Tasse Kaffee? Bedienen Sie sich.« Dora deutete auf ein Tischchen, auf dem sie stets Kaffee, Tee und Gebäck für ihre Kunden bereitstehen hatte. Dann trug sie die beiden Türstopper zum Ladentisch. »Weihnachtseinkäufe, Skimmerhorn?«, erkundigte sie sich im Vorbeigehen.
»Ich brauche ein … wie nennt man das? Ein Gastgeschenk.«
»Sehen Sie sich nur um. Bin gleich zurück.«
Jed wusste nicht so recht, wonach er sich umsehen sollte. Das voll gestopfte Apartment war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das große Angebot in Doras Laden gewesen.
Angesichts der vielen zierlichen Figürchen, die hier herumstanden, kam er sich vor wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen – genau wie damals im Salon seiner Mutter. Der Unterschied war nur, dass hier keine Anfassen-Verboten-Atmosphäre herrschte. Glasflaschen in allen Größen und Farben leuchteten im warmen Sonnenlicht, das durch die Schaufenster hereinfiel, sie luden geradewegs
dazu ein, in die Hand genommen zu werden. An den Wänden hingen alte Reklameschilder, die unter anderem für Magenpulver oder Schuhcreme warben. Ordentlich in Reih und Glied marschierende Zinnsoldaten kämpften neben vergilbten Drucken aus dem letzten Krieg.
Jed schlenderte durch einen schmalen Durchgang in den angrenzenden Raum, der nicht minder vollgestopft war. Teddybären, Teekannen, Kuckucksuhren und Korkenzieher standen zum Verkauf bereit. Ein ganz gewöhnlicher Trödelladen, dachte er. Die Leute mochten so etwas ›Kuriositäten‹ nennen, für ihn war es schlicht und einfach Trödel.
Gelangweilt nahm er ein kleines Emaildöschen mit Rosendekor aus einem der Regale. Das könnte Mary Pat gefallen, entschied er.
»Sie überraschen mich, Skimmerhorn.« Dora kam lächelnd auf ihn zu und deutete mit dem Finger auf das Döschen. »Sie haben wirklich einen erlesenen Geschmack. Das ist ein ganz besonders hübsches Stück.«
»Was tut man da hinein? Haarnadeln oder Ringe, nehme ich an.«
»Kann man auch. Ursprünglich wurde es benutzt, um Schönheitsplaster aufzubewahren. Die damalige High Society trug diese Pflaster anfangs, um Pockennarben zu verdecken, später dann wurde daraus eine Mode. Diese Dose hier stammt aus der Grafschaft Staffordshire, circa 1770.« Sie sah ihn an und fügte mit einem Lachen in den Augen hinzu: »Für zweieinhalbtausend gehört sie Ihnen.«
»Die?« Die Dose füllte nicht einmal seine Handfläche aus.
»Ich bitte Sie, sie stammt aus der Zeit George des Dritten.«
»Ja, richtig.« Er stellte sie mit derselben Sorgfalt an ihren Platz zurück, die er einer Handgranate hätte angedeihen lassen. »Nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe.«
»Kein Problem. Wir haben hier für jeden Geschmack etwas. Ein Gastgeschenk, sagten Sie?«
Er murmelte etwas Unverständliches und blickte sich suchend um. Jetzt hatte er wirklich Angst, irgendetwas anzufassen.
Auch fühlte er sich in seine Kindheit zurückversetzt, in den Salon des Skimmerhornschen Hauses. Und das war kein gutes Gefühl.
Fass bloß nichts an, Jedidiah. Du bist immer so ungeschickt. Und hast vor nichts Achtung.
Er blendete die Erinnerung an seine Kindheit und den untrennbar damit verbundenen Duft nach Chanel und Sherry aus.
Seinen finsteren Gesichtsausdruck dagegen wurde er nicht so schnell los. »Vielleicht sollte ich einfach ein paar Blumen mitbringen.«
»Auch eine Idee. Natürlich halten die nicht lange.« Dora gefiel dieser Ausdruck männlichen Unbehagens in seinem Gesicht. »Eine Flasche Wein ist auch stets willkommen, wenngleich nicht sonderlich originell. Passt aber immer. Warum beschreiben Sie mir nicht ein wenig Ihre Gastgeberin?«
»Weshalb?«
Das Misstrauen in seiner Stimme ließ Doras Lächeln noch breiter werden. »Damit ich mir ein Bild von ihr machen und Ihnen dann vielleicht den einen oder anderen Tipp geben kann. Ist sie mehr der sportliche Freizeittyp oder eher die begnadete Hausfrau, die ihr eigenes Brot backt?«
Möglich, dass sie es nicht direkt darauf anlegte, dass er sich dumm vorkam, aber er fühlte sich so. »Nun, sie ist die Frau meines Kollegen – ehemaligen Kollegen. Sie arbeitet als Krankenschwester auf der Unfallstation, hat Kinder und
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