Träume wie Gold: Roman (German Edition)
ein Teil der Liste. DiCarlo überlief ein kalter Schauer. Kein einziges der Stücke befand sich mehr in Porters Besitz. Verkauft, hämmerte es in seinem Kopf, alles verkauft.
»Davon ist nichts mehr da.« Seine Stimme klang leise.
»Sagte Ihnen doch, dass wir einen tollen Umsatz gemacht haben.« Zufrieden schenkte sich Porter noch einen Whisky ein.
»Ich brauche diese Stücke.«
»Das sagten Sie bereits. Aber die Sendung kam fünf Minuten vor Eröffnung der Auktion rein, und da war keine Zeit mehr, eine Bestandsaufnahme zu machen. Wie die Dinge stehen, können Ihr Chef und ich der Firma Premium vor Gericht die Hosen ausziehen.« Diese Vorstellung veranlasste Porter dazu, sich noch einen Schluck zu genehmigen. »Wette, das wird die Burschen eine hübsche Stange Geld kosten.«
»Mr. Finley will seine Ware zurückhaben. An einem Prozess ist er nicht interessiert.«
»Das liegt bei ihm«, meinte Porter und leerte sein Glas. »Helen führt eine genaue Adressenliste von unseren Kunden. Es macht sich nämlich bezahlt, sie immer wieder zu unseren Auktionen einzuladen. Am besten gehen Sie diese Liste durch und vergleichen die Namen mit denen, die Helen neben den verkauften Stücken vermerkt hat. Dann nehmen Sie mit den Kunden Kontakt auf und erklären ihnen die Sachlage. Selbstverständlich bekomme ich dann auch meine Ware zurück. Habe schließlich dafür bezahlt, richtig?«
Es würde Tage dauern, Finleys Waren ausfindig zu machen, überlegte DiCarlo, und bei dem Gedanken wurde ihm leicht übel. »Selbstverständlich«, log er.
Porter griente genüsslich. So, wie es aussah, hatte er die fremde Partie bereits verkauft. Und jetzt würde er auch noch seine verkaufen, obwohl er nur für eine bezahlt hatte.
»Die Adressenliste.«
»Ach ja, richtig.« Sichtlich guter Stimmung, zu der auch der Four Roses beigetragen hatte, wühlte Porter sich durch eine Schublade und beförderte dann einen Metallkasten voller Karteikarten ans Tageslicht. »Hier, bitte. Nehmen Sie sich Zeit. Ich hab’s nicht eilig.«
Zwanzig Minuten später verließ DiCarlo Porter, der sich inzwischen einen kleinen Schwips angetrunken hatte. Und es begleitete ihn ein winziger Hoffnungsschimmer. Wenigstens die Porzellanfigur befand sich noch in Front Royal und zwar im Besitz eines gewissen Thomas Ashworth, seines Zeichens Antiquitätenhändler. Er vertraute fest darauf, dass die schnelle Wiederbeschaffung eines der Stücke Finley einstweilen zufrieden stellte und ihm dadurch ein bisschen mehr Zeit blieb.
Während er den Mietwagen durch leichten Verkehr zu Ashworths Laden steuerte, legte DiCarlo sich seine Strategie zurecht. Er würde das Missgeschick erklären und sich freundlich und verbindlich zeigen. Da Ashworth nur 45
Dollar für die Figur bezahlt hatte, würde er sie von ihm zurückkaufen und sich selbstverständlich mit einem angemessenen Aufschlag einverstanden erklären. Das sollte relativ schnell und schmerzlos vonstatten gehen. Sobald er die Figur hatte, würde er Finley anrufen und ihm die gute Nachricht überbringen, dass alles nach Plan lief. Mit ein bisschen Glück würde Finley einverstanden sein, dass Winesap die restlichen Personen auf der Liste aufsuchte, sodass er am Heiligen Abend zu Hause in New York unter seinem Christbaum sitzen würde.
Diese Vorstellung stellte DiCarlos gute Laune wieder so weit her, dass er fröhlich ein Lied vor sich hin summend den Wagen vor Ashworths Antiquitätengeschäft parkte. Erst als er ausgestiegen war und den halben Gehsteig überquert hatte, verschwand das Lächeln aus seinem Gesicht.
GESCHLOSSEN
Schwarz auf weiß las er das Wort auf einem großen Pappschild, das auf der Ladentür angebracht worden war.
Mit zwei Schritten war DiCarlo an der Tür, rüttelte an der Klinke, klopfte gegen die Scheibe. Das konnte doch nicht wahr sein! Heftig atmend stellte er sich vor das große Schaufenster, und presste sein Gesicht an die Scheibe. Er konnte aber nichts erkennen.
Finley würde keine Ausreden akzeptieren, das wusste er. Keine Entschuldigungen wie ›Das war schlicht und einfach Pech: Der Laden hatte zu‹ gelten lassen.
Und dann, gerade als er fluchen wollte, entdeckte DiCarlo das tanzende Paar aus Porzellan. Entschlossen ballte er die behandschuhten Hände zu Fäusten. Er war nicht gewillt, sich von einem Schloss und einer Glasscheibe aufhalten zu lassen.
Zunächst einmal musste er den Wagen umparken. Im Schritttempo fuhr er um den Block herum und hielt dabei nach Streife fahrenden
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