Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Polizeiautos Ausschau. Zwei Blocks weiter stellte er schließlich den Wagen ab. Dann entnahm er dem Handschuhfach einige Utensilien, die er möglicherweise
brauchen würde: Taschenlampe, Schraubenzieher und seinen Revolver. Alle Gegenstände ließ er in die Tasche seines Kaschmirmantels gleiten, dann stieg er aus.
    Diesmal führte ihn der Weg nicht zum Vordereingang, sondern eine kleine Seitenstraße entlang. Er bewegte sich mit den entschlossenen, aber maßvollen Schritten eines Mannes, der genau wusste, wohin er wollte. Seine Augen wanderten dabei aufmerksam nach rechts und links.
    Es war eine kleine Stadt, und an einem kalten, windigen Abend wie diesem saßen die meisten Leute gemütlich am heimischen Esstisch. DiCarlo begegnete niemandem, als er dem Hintereingang von Ashworths Antiquitätenqeschäft zustrebte.
    Es gab keinerlei Hinweis auf eine Alarmanlage. Mit schnellen, sicheren Handgriffen brach er unter Zuhilfenahme des Schraubenziehers die Hintertür auf. Das Geräusch von splitterndem Holz zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Seitdem er sein Brot mit organisiertem Diebstahl verdiente, hatte er das Vergnügen, das ihm in früheren Jahren ein gelungener Einbruch bereitet hatte, beinahe vergessen. Lautlos schlüpfte DiCarlo durch die Tür und zog sie hinter sich zu. Er knipste die Taschenlampe an, schirmte den Lichtstrahl mit der Hand ab und leuchtete vorsichtig umher. Der kleine, vollgestellte Raum, in dem er sich befand, war offensichtlich das Büro. Um von seiner Mission abzulenken, hatte DiCarlo sich entschlossen, einen ganz gewöhnlichen Einbruch vorzutäuschen. Ärgerlich über diese Zeitverschwendung, riss er diverse Schubladen auf und verstreute den Inhalt über den Fußboden.
    Als er aber dabei zufällig auf eine Plastiktasche mit dem Aufdruck einer Bank stieß, schnalzte er erfreut mit der Zunge. Er schien tatsächlich Glück im Unglück zu haben. Gut fünfhundert Dollar, schätzte er, nachdem er den Packen kleiner Scheine flüchtig durchgeblättert hatte. Zufrieden ließ er das unerwartete Geschenk in seiner Manteltasche verschwinden und schlich im Schein der Taschenlampe in den Verkaufsraum.
    Ein gewisses Maß an Vandalismus schien DiCarlo gerade
richtig für sein Unternehmen zu sein. Wahllos griff er sich eine Milchglaslampe und eine Capo-di-Monte-Vase und schmetterte sie auf den Boden. Er schickte spaßeshalber noch ein Tischchen mit Mokkatassen hinterher. Einer spontanen Eingebung folgend, und um den so lange vermissten Nervenkitzel, den ein Einbruch mit sich brachte, mal wieder ausgiebig genießen zu können, stopfte er sich noch eine Hand voll wertvoller Döschen in die Manteltasche.
    Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht griff er nach der Figur. »Du gehörst mir, Baby«, murmelte er und blieb wie angewurzelt stehen, als aus dem Treppenhaus zu seiner Rechten ein breiter Lichtstrahl in den Laden fiel. Mit einem stummen Fluch auf den Lippen quetschte sich DiCarlo zwischen einen Rosenholzschrank und eine Messingstehlampe.
    »Ich habe bereits die Polizei verständigt«, hörte er einen älteren Mann sagen, der in einem grauen Flanellmorgenmantel und mit einem Golfschläger bewaffnet, langsam die Treppe herunterkam. »Sie sind schon unterwegs. Und Sie rühren sich am besten nicht vom Fleck.«
    DiCarlo konnte das Alter des Mannes und seine Angst an der Stimme erkennen. Für einen kurzen Augenblick war er verwirrt, als ihm der Geruch von gebratenem Hähnchen in die Nase stieg. Der alte Mann musste im ersten Stock wohnen, er verfluchte sich für seine Dummheit, dass er wie ein Amateur Lärm gemacht hatte.
    Doch für Selbstvorwürfe war jetzt keine Zeit. Die Figur unter den Arm geklemmt, sprintete er auf Ashworth zu, so wie er einst mit den Gucci-Taschen reicher alter Damen unter der Jacke die Fifth Avenue entlang gesprintet war.
    Ashworth stieß einen dumpfen Laut aus, als DiCarlo sich mit seinem ganzen Gewicht gegen ihn warf. Er geriet ins Taumeln, sein abgetragener Hausmantel öffnete sich und entblößte bleistiftdünne, schneeweiße Beine. Mit pfeifendem Atem schlug er ziellos den Schläger durch die Luft und bemühte sich dabei, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Eher unbewusst als vorsätzlich packte DiCarlo den
Eisenkopf des Golfschlägers, als dieser haarscharf an seinem Ohr vorbeizischte. Er zog ihn mit einem kräftigen Ruck zu sich heran. Ashworth kam wie ein Pfeil hinterhergeflogen. Mit einem hässlichen, dumpfen Geräusch schlug sein Kopf auf der Kante einer gusseisernen

Weitere Kostenlose Bücher