Träume wie Gold: Roman (German Edition)
ausgefallen.«
»Ich liebe das Ausgefallene.« Sie ließ ihre warme Hand noch einen Augenblick auf der seinen liegen. »Nehmen Sie es. Betrachten Sie es als Einzugsgeschenk.«
Der unerklärliche Charme, den dieses Objekt auf ihn ausgeübt hatte, verflog augenblicklich. »Heh, so war das nicht …«
»Es ist nicht wertvoll, in Dollar ausgedrückt, meine ich. Akzeptieren Sie diese nachbarschaftliche Geste, Skimmerhorn, seien Sie nicht so zickig.«
»Nun, wenn Ihnen so viel dran liegt.«
Sie lachte und drückte kurz seine Hand. »Ich hoffe, Ihre Bekannte hat Freude an der Dose.« Damit verließ sie ihn, um weiter zu bedienen. Sie behielt ihn aber so lange im Auge, bis er durch die Ladentür verschwand.
Ein ungewöhnlicher Mann, war ihr Urteil. Aber das Ungewöhnliche lag ihr ja.
DiCarlo raste den Van Wyck Highway entlang in Richtung Flughafen, er wählte mit der einen Hand eine Nummer auf seinem Autotelefon an, während er mit der anderen lenkte. »DiCarlo«, meldete er sich. »Holen Sie mir Mr. Finley an den Apparat.« Nervös warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Er würde es schaffen. Er musste es schaffen.
»Mr. DiCarlo.« Finleys Stimme füllte das Wageninnere. »Sie bringen gute Nachrichten, nehme ich an.«
»Ich habe die Sache zurückverfolgt, Mr. Finley.« DiCarlo zwang sich zu einem geschäftsmäßigen Ton »Und den Fehler gefunden. Irgendein Idiot bei Premium hat die Papiere verwechselt und unsere Sendung nach Virginia geschickt. Aber das werde ich umgehend erledigen.«
»Verstehe.« Es folgte eine lange Pause. DiCarlo fühlte Angst. »Und was verstehen sie unter ›umgehend‹?«
4. Kapitel
»Ein ganz schönes Durcheinander, nicht wahr?« Während er diese für DiCarlo völlig überflüssige Frage stellte, kramte Sherman Porter in seinem überquellenden Aktenschrank herum.
»Normalerweise hätten wir die Verwechslung sofort gemerkt, aber wir hatten gerade eine Auktion«, fuhr Porter fort, während er achtlos das ganze Ablagesystem durcheinander brachte. »Und was für eine Auktion. Haben eine Menge unter den Hammer gebracht. Verdammt, wo tut diese Frau bloß die Papiere hin?«
Porter riss eine andere Schublade auf. »Keine Ahnung, wie ich in diesem Sauhaufen etwas finden soll! Helen hat sich eine Woche freigenommen, um ihre Tochter in Washington D.C. zu besuchen. Sie haben mich gerade noch am Hemdzipfel erwischt. Wir machen nämlich bis zum Ersten zu.«
DiCarlo sah nervös auf die Uhr. Viertel nach sechs. Er war in Eile. Und was seine Geduld anbelangte, damit war er schon seit Stunden am Ende. »Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, Mr. Porter. Die Rückgabe dieser Warensendung ist für meinen Chef von allergrößter Wichtigkeit.«
»O doch, Sie haben sich klar ausgedrückt. Der Mann will selbstverständlich zurückhaben, was ihm gehört. Hmmm, das hier sieht recht viel versprechend aus.« Porter förderte einen dünnen Stapel ordentlich getippter Listen zutage. »Sehen Sie, Helen führt genau Buch über alle Objekte, die wir versteigert haben, einschließlich der Losnummer und des Verkaufspreises. Die Frau ist ein Goldstück.
»Darf ich das mal sehen?«
»Aber sicher.« Er händigte DiCarlo die Listen aus und zog eine der Schreibtischschubladen auf. Er entnahm ihr eine Flasche Four Roses und zwei verkratzte Plastikgläser.
Mit einem einfältigen Grinsen wandte er sich an seinen Besucher. »Trinken Sie einen mit? Wärmt die Knochen, außerdem haben wir Feierabend.«
DiCarlo betrachtete angewidert die Flasche. »Nein.«
»Gut, aber ich genehmige mir einen.«
DiCarlo nahm seine eigene Liste zur Hand und verglich die Posten. Es war alles aufgeführt, stellte er mit einer Mischung aus Erleichterung und Verzweiflung fest. Und alles verkauft. Der Basset, die tanzenden Porzellanfiguren, das abstrakte Gemälde, der Bronzeadler und der ausgestopfte Papagei. Die scheußliche Gipsnachbildung der Freiheitsstatue hatte ebenso einen Käufer gefunden wie die beiden Buchstützen, die die Form von Meerjungfrauen hatten.
In seiner Jackentasche hatte DiCarlo noch eine zweite Liste. Darauf war detailliert vermerkt, was sorgfältigst und für viel Geld in den jeweiligen Stücken versteckt worden war: eine gravierte Gallae-Vase, Wert circa 100.000 Dollar; ein aus einer Privatsammlung in Österreich gestohlenes Netsuke-Paar von ebenfalls sechsstelligem Wert; eine antike Saphirbrosche, die angeblich Maria Stuart, die Königin von Schottland, einst getragen hatte.
Und das war nur
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