Träume wie Gold: Roman (German Edition)
liest gerne.«
»Welche Art von Büchern?«
»Weiß ich nicht.« Warum, zum Teufel, war er nicht einfach in einen Blumenladen gegangen?
»Na schön.« Sie klopfte ihm aufmunternd auf den Arm. Er tat ihr jetzt tatsächlich ein bisschen Leid. »Sie scheint somit eine sehr beschäftigte engagierte Frau zu sein, einfühlsam und schöngeistig. Ein Gastgeschenk, hmm«, überlegte sie wieder. »Es sollte nicht zu persönlich sein. Etwas fürs Haus vielleicht.« Sie steuerte eine Ecke des Raumes an, die
wie eine Küche aus Großmutters Zeiten dekoriert war. »Das zum Beispiel wäre vielleicht etwas.« Dora nahm eine messingbeschlagene Holzdose mit kleinen Füßchen vom Regal.
Jed runzelte die Stirn. Für Kunstgewerbe hatten seine Eltern nicht viel übrig gehabt. »Was ist das – eine Keksdose?«
»Klug kombiniert.« Dora schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Eine Gebäckdose. Viktorianisch. Diese hier ist aus Eichenholz und stammt ungefähr aus dem Jahr 1870. Es ist ein praktisches und zugleich auch dekoratives Geschenk, das Sie vierzig Dollar kostet. So viel zahlen Sie auch für ein Dutzend langstieliger Rosen oder eine gute Flasche Wein.«
»Okay. Ich glaube, damit kann sie was anfangen.«
»Sehen Sie, war doch gar nicht so schlimm. Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein? Ein Weihnachtsgeschenk auf den letzten Drücker?«
»Nein, das ist alles.« Er folgte ihr in den vorderen Verkaufsraum zurück. Der Laden roch irgendwie – heimelig, entschied er. Nach Äpfeln. Im Hintergrund spielte leise Musik. Als er die Nussknackersuite erkannte, stellte er verblüfft fest, dass er sich auf einmal wesentlich entspannter fühlte. »Wo haben Sie das alles erstanden?«
»Ach, hier und dort, auf Auktionen, Flohmärkten, Haushaltsauflösungen.«
»Und davon können Sie tatsächlich leben?«
Amüsiert nahm sie eine Schachtel in die Hand und klappte sie auf. »Viele Leute sammeln, Skimmerhorn. Selbst wenn es ihnen oft gar nicht bewusst ist. Hatten Sie als Junge denn keine Murmeln, Comic-Hefte oder Baseball-Karten?«
»Doch, sicher.« Er hatte sie verstecken müssen, aber er hatte welche.
Mit raschen, geübten Bewegungen schlug sie die Schachtel mit Seidenpapier aus. »Und haben Sie diese nicht auch getauscht?« Sie sah Jed an, der gebannt auf ihre Hände starrte.
»Klar hab ich das«, brummte er. Er hob seinen Blick, den sie auffing und hielt. Ihr beim Arbeiten zuzusehen, hatte ein seltsames Gefühl in ihm ausgelöst. »Genau wie Sie mit Puppen gespielt haben.«
»Ehrlich gesagt, ich habe nie mit Puppen gespielt. Ich habe sie nie richtig gemocht. Ich habe lieber mit imaginären Figuren gespielt, die konnte ich nach Belieben verändern.« Sorgfältiger als gewöhnlich befestigte sie das Kärtchen mit dem goldgeprägten Aufdruck ›Doras Antiquitäten- und Trödelladen‹ an dem Päckchen. »Worauf ich hinauswollte, ist, dass die meisten Kinder sammeln und tauschen. Und es gibt Erwachsene, die in dieser Hinsicht Kinder bleiben. Soll ich Ihnen die Dose auch als Geschenk verpacken? Ist im Preis inbegriffen.«
»Wenn das so ist, nur zu.«
Er verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß und ging dann ans andere Ende des Tisches. Nicht, dass es ihn interessiert hätte, was dort ausgestellt war, nein, er brauchte Raum zum Atmen. Die sexuelle Anziehung, die er spürte, war ihm nicht neu. Doch es war das erste Mal, dass ihn schöne Hände und sehr große braune Augen erregten. Und dann war da noch dieses Lächeln. Sie sah immer so aus, als amüsierte sie sich über einen Witz.
Ganz offensichtlich war er zu lange allein gewesen, wie konnte er sich sonst von einer Frau angezogen fühlen, die sich über ihn lustig machte.
Um die Zeit totzuschlagen, betrachtete er einen baseballförmigen Gegenstand, der oben ein Loch hatte. Seitlich standen die Worte ›Mountain Dew‹. Neugierig drehte Jed das Ding hin und her. Um eine seltsame Art Trinkgefäß handelte es sich offenbar nicht, überlegte er dabei.
»Interessant, nicht?« Dora stellte die hübsch verpackte Schachtel vor ihn hin.
»Ich frage mich, was das sein soll.«
»Ein Streichholz-Anzünder.« Sie nahm den Daumen seiner Hand und legte ihn auf die raue Fläche der Rückseite. »Oben steckt man die Streichhölzer hinein, und hier zündet man sie an. Mountain Dew war ein Whisky. Dieses
antiquierte Feuerzeug stammt aus dem späten neunzehnten Jahrhundert.« Sie fing den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht ein. »Gefällt es Ihnen?«
»Es ist
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