Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Oh, ich bin glücklich, wenigstens das in Händen zu halten, aber es erinnert mich daran, dass meine Sendung unvollständig ist. Eine Sendung, möchte ich hinzufügen, die zusammenzustellen mich acht Monate gekostet hat und zwei weitere für den Transport. Das macht nahezu ein Jahr meiner Zeit aus, die mir sehr wertvoll ist. Ganz zu schweigen von den Unkosten.« Er zertrümmerte mit seinem Aschenbecher auch den Rest der Figur. Nadelspitze Porzellansplitter flogen wie winzige Geschosse durch die Luft. »Sie verstehen doch, dass ich ungehalten bin, oder nicht?«
»Doch, Sir.« Kalte Schweißperlen rannen DiCarlo den Rücken herab. »Natürlich.«
»Dann müssen wir zusehen, dass wir den Rest zurückbekommen. Setzen Sie sich, Mr. DiCarlo.«
Mit zitternden Fingern wischte DiCarlo einige Splitter von der beigen Ledersitzfläche eines Stuhls, und ließ sich dann vorsichtig auf der Kante nieder.
»Die Festtage stimmen mich großmütig, Mr. DiCarlo.« Finley liebkoste mit den Fingerspitzen zärtlich das Etui. »Morgen ist Heiliger Abend. Sie haben doch sicher Pläne.«
»Ja, eigentlich schon. Meine Familie, verstehen Sie …«
»Familie.« Auf Finleys Gesicht erschien ein Lächeln. »Es geht doch nichts über eine Familie unter dem Christbaum. Ich selbst habe keine, aber das ist unwichtig. Und da es Ihnen gelungen ist, mir wenigstens einen kleinen Teil meines Eigentums zurückzubringen, und das auch noch so schnell, widerstrebt es mir, Sie Weihnachten Ihrer Familie zu entziehen.«
Er nahm das Etui zwischen beide Hände. »Ich gebe Ihnen Zeit bis zum Ersten. Überaus großzügig, ich weiß, aber wie gesagt … die Feiertage. Da werde ich immer sentimental. Aber am ersten Januar will ich alles, was mir gehört, hier auf diesem Tisch haben – nein, sagen wir am zweiten.« Sein Lächeln wurde breiter. »Ich vertraue darauf, dass Sie mich nicht enttäuschen.«
»Gewiss nicht, Sir.«
»Selbstverständlich erwarte ich einen täglichen Bericht von Ihnen. Feiertage hin oder her. Sie erreichen mich hier oder unter meiner privaten Nummer. Wir bleiben in Verbindung, Mr. DiCarlo. Falls ich nicht in regelmäßigen Abständen von Ihnen höre, sehe ich mich gezwungen, Sie persönlich aufzusuchen. Und das wollen wir doch vermeiden, oder?«
»Ja, Sir.« Das unangenehme Bild, von einem tollwütigen Wolf verfolgt zu werden, drängte sich DiCarlo auf. »Ich werde mich unverzüglich an die Arbeit machen.«
»Exzellent. Oh, und bevor Sie gehen, lassen Sie Barbara eine Kopie dieser Liste für mich machen, ja?«
Warum er das tat, konnte Jed sich nicht erklären. Es hatte nicht die geringste Veranlassung bestanden, Dora an diesem Morgen in ihrem Laden aufzusuchen. Er war rundum
zufrieden gewesen mit seinem Vorsatz, die nächsten Tage im Fitnessstudio zu verbringen, zu Hause seine Gewichte zu stemmen und endlich wieder einmal in aller Ruhe zu lesen. Gott allein wusste, welcher Teufel ihn geritten hatte, die Treppe hinunterzugehen und sich freiwillig anzubieten, Doras Pakete auszuliefern.
Immerhin, erinnerte er sich amüsiert, hatte er für seine Dienste ein recht ordentliches Trinkgeld eingesteckt. Es handelte sich um ein paar Dollar und in einem speziellen Fall um eine bunt bemalte Dose, die mit selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen gefüllt war.
Genau betrachtet, war es keine große Affäre gewesen, und zudem hatte er die interessante Erfahrung gemacht, wie viel herzlicher man empfangen wurde, wenn man statt seiner Dienstmarke ein Paket mit Geschirr in der Hand hielt.
Er hätte die ganze Geschichte als lehrreiche Erfahrung abhaken können, doch jetzt stand er draußen in der Kälte und reparierte dieses verdammte Geländer. Und weil es ihm im Grunde seines Herzens auch noch Spaß machte, kam er sich noch idiotischer dabei vor.
Im Freien arbeiten musste er deshalb, weil es in Doras Haus nicht genügend Raum für diese Arbeit gab. Und da sich Doras Werkzeug auf einen einzigen Schraubenzieher und einen Spielzeughammer mit angebrochenem Griff beschränkte, hatte er unterwegs bei den Brents vorbeifahren müssen, um sich den Rest auszuleihen. Mary Pat hatte selbstverständlich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und ihn gründlich ausgefragt. Sie begann bei seinen Essgewohnheiten und endete bei seinem Liebesleben, wobei ihn dabei Marsriegel bei Laune halten sollten. Fast eine Stunde hatte es ihn gekostet, bis er ihr, ohne unhöflich zu werden, mit einer elektrischen Handsäge entkommen konnte.
Die Ereignisse des Tages hatten Jed
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