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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bestimmt nicht.« Quentin beugte sich verschwörerisch zu Jed. »Nicht, dass ich mich beschweren will, aber wenn meine geliebte Gattin ein Ei kocht, feiert sie das als kulinarischen Triumph. Ihre Qualitäten liegen woanders.«
    »Da bin ich mir sicher. Dora ist drinnen.«
    »Klar, wo sonst? Eine engagierte Geschäftsfrau, meine Erstgeborene, ganz anders als der Rest der Familie, was das anbelangt. Obwohl sie auf der Bühne eine glänzende Karriere hätte machen können. Wirklich glänzend«, betonte er mit einem Anflug von Bedauern in der Stimme. »Aber sie hat sich für den Handel entschieden. Gene sind schon eine merkwürdige Sache, finden Sie nicht?«
    »Darüber habe ich mir noch nicht den Kopf zerbrochen.« Eine Lüge, dachte er. Eine faustdicke Lüge. Er hatte sich zu diesem Thema intensive Gedanken gemancht. »Hören Sie, ich muss das hier fertig machen, bevor es dunkel wird.«
    »Dann gehe ich Ihnen doch am besten ein wenig zur Hand«, sagte Quentin eifrig. Er wollte seine Ader fürs Praktische unter Beweis stellen, die ihn zu einem ebenso guten Regisseur wie Schauspieler machte.
    Jed musterte den dicken Bauch, den roten Mantel und den wehenden weißen Bart. »Haben Sie denn keine Engel, die so was für Sie erledigen?«
    Quentin lachte fröhlich, und sein voller Bariton füllte den windigen Hinterhof. »Die sind heutzutage alle gewerkschaftlich organisiert, mein Junge, tun keinen Handschlag mehr, die kleinen Racker, als im Vertrag festgelegt ist.«
    Jeds Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als er die Schleifmaschine wieder in Gang setzte. »Wenn ich damit fertig bin, könnten Sie mir beim Anschrauben helfen.«
    »Mit Vergnügen.«
    Geduldig setzte Quentin sich auf die unterste Treppenstufe. Er hatte schon immer gern Leuten bei handwerklicher Arbeit zugesehen. ›Zugesehen‹, wohlgemerkt. Glücklicherweise hatte ihn eine solide Erbschaft davor bewahrt, seine Ausbildung zum Schauspieler mit seiner Hände Arbeit verdienen zu müssen. Seine Frau hatte er als Dreißigjährige während der Shakespeare-Aufführung, Der Sturm , kennen gelernt, er verkörperte Sebastian und sie Miranda. Sie hatten geheiratet, waren mit beachtlichem Erfolg von Bühne zu Bühne gereist, bis sie sich in Philadelphia niedergelassen und die Liberty Players gegründet hatten.
    Jetzt, im bequemen Alter von dreiundfünfzig Jahren, hatte er die Liberty Players zu einer respektablen Schauspielertruppe gemacht, die von Ibsen bis Neil Simon alles spielte, und das meist vor ausverkauftem Haus.
    Nachdem sein Leben bislang so problemlos verlaufen war, glaubte er fest an sein Glück. Er hatte seine jüngste Tochter gut und glücklich verheiratet und beobachtete wohlgefällig, wie sein Sohn erfolgreich die Familientradition auf der Bühne fortführte. Blieb nur noch Dora.
    Quentin hatte bereits entschieden, dass dieser wohlhabende junge Mann mit den unergründlichen Augen die perfekte Lösung war. Mit einem selbstzufriedenen Lächeln zog er seinen Flachmann aus Santas dickem Bauch, der aus einem Kissen bestand, und genehmigte sich einen kräftigen Schluck. Und gleich noch einen.
    »Gut gemacht, Junge«, meinte Quentin eine halbe Stunde später, als er sich von der Treppenstufe erhob, um das Geländer mit Kennermiene zu betätscheln. »Samtweich, wie die Wange einer Lady. Es war ein echtes Vergnügen, Ihnen bei der Arbeit zuzuschauen. Und wie wird es jetzt festgemacht?«
    »Fassen Sie doch mal mit an«, schlug Jed vor. »Und gehen Sie mit Ihrem Ende nach oben auf die Treppe.«
    »Wunderbare Arbeit.« Die silbernen Glöckchen an Santas Stiefeln klingelten, als er die Stufen emporstieg. »Glauben Sie nicht, ich bin handwerklich völlig unbedarft. Ich habe des Öfteren beim Bühnenaufbau mitgeholfen. Einmal haben wir einen tollen Jolly Roger für eine Peter-Pan-Produktion gebaut.« Quentin zwirbelte die Enden seines weißen Schnauzbarts zusammen und setzte dabei einen bedrohlichen Blick auf. »Ich habe natürlich den Hook gespielt.«
    »Darauf hätte ich gewettet. Passen Sie auf.« Mit Hilfe von Brents elektrischer Bohrmaschine fixierte Jed das Geländer an den dazugehörigen Pfosten. Und während der ganzen Prozedur plätscherte Quentins Stimme dahin wie ein fröhliches Maibächlein. Zu seiner Beruhigung stellte Jed fest, dass sich das Geplauder genauso leicht ausblenden ließ wie die Hintergrundmusik in einer Zahnarztpraxis.
    »So einfach ist das.« Wieder am Fuße der Treppe stehend, rüttelte Quentin am Geländer und strahlte. »Und unverrückbar

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