Träume wie Gold: Roman (German Edition)
wie ein Felsen. Ich hoffe, meine Izzy weiß Ihre Arbeit zu würdigen.« Er gab Jed einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. »Warum kommen Sie nicht zu uns zum Weihnachtsessen? Meine Ophelia ist eine absolute Meisterin in der Küche.«
»Ich habe schon etwas vor.«
»Natürlich.« Quentins lockeres Lächeln gab seine Gedanken nicht preis. Er hatte sehr viel sorgfältigere Nachforschungen über Jed Skimmerhorn angestellt, als irgendjemand ahnte. Und er wusste ganz genau, dass Jed außer einer Großmutter keine Angehörigen mehr hatte. »Na, dann vielleicht Silvester. Da steigt im Theater jedes Jahr eine große Party. Im Liberty. Sie sind herzlich eingeladen.«
»Danke. Ich werde es mir überlegen.«
»So, und jetzt, denke ich, nach getaner Arbeit, haben wir beide uns eine Belohnung redlich verdient.«
Er zog noch einmal seinen Flachmann aus den Tiefen seines Mantels und nickte Jed einladend zu, während er die silberne Verschlusskappe mit Whisky füllte und sie Jed
reichte. Da dieser keinen triftigen Grund sah, die Einladung abzulehnen, kippte er den Whisky mit einem Satz hinunter. Er schaffte es gerade noch, ein Keuchen zu unterdrücken, denn es war das reinste Feuerwasser.
»Alle Achtung!« Quentin schlug Jed noch einmal kameradschaftlich auf den Rücken. »Ich mag es, wenn ein Mann trinken kann. Hier, nehmen Sie noch einen. Auf einem Bein kann man nicht stehen.«
Jed leerte noch eine Kappe und spürte, wie die Flüssigkeit langsam die Kälte aus seinen Knochen vertrieb. »Sind Sie sicher, dass Whisky ein angemessenes Getränk für den heiligen Santa Claus ist?«
»Mein lieber Junge, wie hätten wir sonst wohl die langen, eiskalten Nächte am Nordpol überstehen sollen? Unser nächstes Stück wird South Pacific sein. Nette Abwechslung, mit all den Palmen. Wir versuchen, jedes Jahr ein paar Musicals in unser Programm einzubauen. Bonbons fürs Publikum. Muss Izzy sagen, dass sie Sie mal mitnehmen soll.«
Er machte Jeds provisorisches Glas noch einmal voll und stimmte lautstark ›There is Nothin’ Like a Dame‹ an.
Es musste am Whisky liegen, entschied Jed. Ja, das war die einzig schlüssige Erklärung, warum er abends bei dieser Kälte draußen vor der Tür hockte und nichts Komisches daran fand, einem Santa Claus zuzuhören, der Songs aus Musicals in die Nacht hinausschmetterte.
Als er die nächste Kappe durch die Kehle rinnen ließ, hörte er die Tür hinter sich aufgehen und drehte sich träge um. Oben auf dem Treppenabsatz stand Dora, die Hände in die Hüften gestemmt.
Herr im Himmel, die hat ja tolle Beine, dachte er.
Dora streifte Jed mit einem vernichtenden Blick. »Ich hätte wissen müssen, dass Sie ihn dazu anstiften.«
»Ich habe nur meine Arbeit getan.«
»Aha. Auf der Treppe sitzen und mit einem Mann im Santa-Claus-Kostüm Whisky trinken – auch eine Art von Arbeit.«
Weil seine Zunge plötzlich sehr schwer war, bemühte
Jed sich um eine besonders deutliche Aussprache. »Ich habe das Geländer repariert.«
»Gratuliere!« Dora kam langsam die Stufen hinunter und bekam ihren Vater gerade noch am Arm zu fassen, bevor dieser zu einer wirbelnden Pirouette ansetzen konnte. »Die Show ist vorbei.«
»Izzy!« Hocherfreut drückte Quentin seiner Tochter einen schmatzenden Kuss auf die Wange und umarmte sie wie ein Bär. »Dein junger Mann und ich haben uns um die Zimmermannsarbeiten an deinem Haus gekümmert.«
»Das sehe ich. Ihr beide scheint im Moment wirklich sehr beschäftigt zu sein. Du kommst jetzt mit mir rein, Dad.« Sie nahm ihm den Flachmann aus der Hand und gab ihn Jed. »Ich komme gleich wieder«, flüsterte sie ihm zu und zerrte ihren Vater die Treppe hoch.
»Ich habe doch nur meine Arbeit getan«, brummte Jed vor sich hin und verschloss mit großer Sorgfalt den Flachmann, bevor er ihn in die hintere Hosentasche schob. Als Dora zurückkam, sammelte er gerade Brents Werkzeug auf. Er tat dies mit einer Betulichkeit, als verpackte er feines Porzellan.
»So.« Jed knallte den Kofferraum zu und lehnte sich schwer dagegen. »Wo ist Santa?«
»Der schläft. Wir haben hier eine eiserne Regel, Skimmerhorn. Bei der Arbeit wird nicht getrunken.«
Jed richtete sich auf, stützte sich aber klugerweise am Wagen ab. »Ich war bereits fertig.« Mit verschleiertem Blick deutete er auf das Geländer. »Da, sehen Sie?«
»Ja.« Sie schüttelte seufzend den Kopf. »Ich kann Ihnen eigentlich keinen Vorwurf machen. Er ist einfach unwiderstehlich. Kommen Sie, ich bringe Sie
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