Träume wie Gold: Roman (German Edition)
eine zügellose sexuelle Ekstase auslösen.«
Er knirschte mit den Zähnen.
»Witzig, Conroy. Ausgesprochen witzig.« Doch dann drehte er sich um und verschwand in Richtung Badezimmer.
Als er in grauen, an den Knien durchgescheuerten Trainingshosen wieder auftauchte, hatte sie auf seinem kleinen Picknicktischchen ein appetitliches Frühstück aufgebaut.
»Haben Sie es schon mit Aspirin versucht?«
»War gerade dabei.«
»Die sind erst mal das Wichtigste.« Sie hielt ihm drei Tabletten hin. »Hier, spülen Sie sie damit runter.«
Mit argwöhnischem Blick betrachtete er die dicke orange Flüssigkeit, die sie ihm einschenkte. »Was, zum Teufel, ist das?«
»Das reinste Labsal. Vertrauen Sie mir ruhig.«
Da er sich wirklich schlecht fühlte, spülte er die Tabletten mit zwei großen Schlucken hinunter. »Pfui Spinne, das schmeckt ja wie das Zeug, mit dem man Leichen einbalsamiert.«
»Oh, ich schätze, es ist auch so was Ähnliches. Aber für die Wirkung kann ich garantieren. Dad schwört darauf, und glauben Sie mir, er ist Experte auf diesem Gebiet. Hier, versuchen Sie’s mal mit einem Schluck Kaffee – er wird zwar nichts gegen Ihren Kater ausrichten, aber Sie so weit wach machen, dass Sie ihn richtig genießen können.«
»Was war denn in dem Flachmann?«
»Quentin Conroys Geheimwaffe. Er hat im Keller einen Destillierapparat, mit dem er herumexperimentiert wie ein besessener Alchimist. Dad hebt ganz gern mal einen.«
»Ach ja, hätte ich nicht gedacht.«
»Ich weiß, ich sollte ihn dafür rügen, aber das fällt mir schwer. Er schadet ja niemandem damit. Nicht einmal sich selbst, glaube ich.« Dora nahm sich ein Stück von einem der beiden Croissants und knabberte daran. »Außerdem wird er nicht zänkisch oder arrogant oder unverschämt davon. Und er würde sich nie hinter das Lenkrad eines Wagens setzen – oder schwere Maschinen bedienen.« Sie zuckte die Achseln. »Manche Männer sammeln Briefmarken. Dad trinkt. Na, fühlen Sie sich schon besser?«
»Ich werd’s überleben.«
»Dann ist es ja gut. Ich muss jetzt den Laden aufsperren. Sie würden sich wundern, wie viele Leute am Heiligen
Abend noch Geschenke kaufen gehen.« Sie war schon an der Tür, als sie sich noch einmal umdrehte. »Ach, und das Geländer ist wirklich toll geworden. Vielen Dank. Sagen Sie Bescheid, wenn Sie in der Stimmung sind, mir einige Regale zusammenzunageln. Und keine Angst …« Sie warf ihm ein Lächeln zu. »Ich will auch nicht mit Ihnen in die Kiste steigen.«
Dann schloss Dora die Tür hinter sich und ging summend den Flur entlang.
DiCarlo war bester Laune; das Glück war zu ihm zurückgekehrt. Der gemietete Porsche schnurrte mit 95 Meilen die Stunde dahin. Neben ihm auf dem Beifahrersitz und sicher in einer Kiste verpackt, fuhren der Bronzeadler und die Reproduktion der Freiheitsstatue mit, die er gerade in einem Kuriositätengeschäft in Washington, D.C. erstanden hatte.
Alles war wie geschmiert gelaufen, dachte DiCarlo zufrieden. Er hatte den Laden betreten, der Form halber eine Weile herumgestöbert und war dann als stolzer Besitzer zweier Musterbeispiele amerikanischen Kitschs wieder hinausspaziert. Jetzt noch ein schneller Umweg über Philadelphia, um die nächsten beiden Objekte auf seiner Liste zu erstehen, und dann ab nach New York. Wenn alles glatt lief, konnte er um neun Uhr zu Hause sein, rechtzeitig genug, um mit seiner Familie Weihnachten zu feiern.
Am zweiten Feiertag würde er sich dann wieder an die Arbeit machen. Bei guter Zeiteinteilung, so überlegte er, würde er noch vor dem Stichtag Mr. Finleys gesamte Ware in Händen halten. Er könnte sich sogar einen Bonus verdienen.
Zum Takt der Radiomusik tippte er Finleys Privatnummer in das Autotelefon.
»Ja.«
»Mr. Finley, DiCarlo am Apparat.«
»Und, haben Sie mir interessante Neuigkeiten mitzuteilen?«
»Gewiss, Sir.« Er sang die Worte beinahe. »Ich habe zwei weitere Stücke aus D.C. mitgebracht.«
»Und lief die Aktion diesmal glatter?«
»Glatt wie Seide. Im Augenblick bin ich gerade auf dem Weg nach Philadelphia. Dort befinden sich zwei weitere Stücke, in einem Laden. Spätestens um drei werde ich dort sein.«
»Dann wünsche ich Ihnen bereits jetzt schöne Weihnachten, Mr. DiCarlo. Bis zum Sechsundzwanzigsten werde ich schlecht erreichbar sein. Falls es etwas zu berichten gibt, hinterlassen Sie Winesap eine Nachricht.«
»Ich bleibe in Verbindung, Mr. Finley. Genießen Sie die Feiertage.«
Finley legte den Hörer auf,
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