Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Lachen folgte. »Okay, Skimmerhorn. Lauf nur zu und mach unsere kleine Welt einbruchsicher. Sonst noch was?«
»Ich dachte mir, ich messe mal die Regale aus, die du haben willst.«
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und griff um ihn herum nach dem Korb mit den Orangen. »Bist wohl des Müßiggangs schon überdrüssig, wie?« Dora wartete kurz auf eine Antwort, und als diese ausblieb, schnitt sie mit einem gefährlich aussehenden Messer eine Orange auf. »Nach dem Frühstück zeige ich dir, wie ich mir das mit den Regalen vorstelle. Wir machen heute erst mittags auf.« Nachdem sie ein halbes Dutzend Früchte zerteilt hatte, steckte sie die Stücke in einen Entsafter.
»Wie wär’s, wenn du inzwischen den Tisch deckst?«
»Wofür?«
»Fürs Frühstück. Will macht sagenhafte Pfannkuchen.« Bevor er noch etwas erwidern konnte, pfiff der Wasserkessel. Dora goss kochendes Wasser in den Filter. Der köstliche Duft machte jede Absage hinfällig.
»Wo hast du die Teller?«
»Im ersten Schrank.«
»Noch etwas«, meinte er, während er die Schranktür aufmachte. »Du solltest dir vielleicht etwas Anständiges anziehen.« Er bedachte sie mit einem Lächeln, das ihr augenblicklich den Atem nahm. »Der Anblick deines feuchten, halb nackten Körpers könnte bei mir eine sexuelle Ekstase auslösen.«
Dora fand es überhaupt nicht komisch, ihre eigenen Worte ins Gesicht geschleudert zu bekommen. Sie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und ließ Jed stehen.
»Hm, riecht gut«, meinte Will, der jetzt in schwarzen Jeans und einem Sweatshirt in die Küche geschlendert kam. Seine Haare, die eine Nuance heller waren als die seiner Schwester, hatte er zu einer kunstvollen Sturmfrisur geföhnt. Er hätte einer Ralph-Lauren-Werbung entsprungen sein können. »Dora kocht einen Superkaffee. Heh, würde es Ihnen was ausmachen, die Glotze anzuwerfen? CNN vielleicht? Hab schon seit Tagen nicht mehr gehört, was in der Welt so vor sich geht.« Will goss für Jed und sich Kaffee ein und krempelte sich die Ärmel hoch.
»Verflucht nochmal, Will!«
Doras Stimme ließ Will zusammenzucken, dann grinste er. »Ich hab’ vergessen, das Waschbecken sauber zu machen«, erklärte er Jed. »Sie hasst Rasierschaum im Waschbecken wie die Pest.«
»Ich werd’s mir merken, falls das einmal ein Thema werden sollte.«
»Dora hingegen findet nichts dabei, im Badezimmer ihre Unterwäsche aufzuhängen.« Will erhob seine Stimme, bis er sicher sein konnte, dass sie ihn durch die geschlossene Badezimmertür hören konnte. Er gab ihr der Würze halber noch einen Schuss Sarkasmus mit auf den Weg. »Mit zwei Schwestern aufgewachsen, musste ich mich immer erst durch einen Dschungel von Schlüpfern kämpfen, bis ich das Waschbecken erreichte.«
Während er seine Worte wirken ließ, maß Will verschiedene Zutaten ab und rührte sie lässig in einer Schüssel zusammen. Als er Jeds Blick auffing, grinste er. »Wir sind alle begnadete Köche«, erklärte er. »Lea, Dora und ich. Eine aus
der Not heraus geborene Fertigkeit, um die Tiefkühlmahlzeiten und TV-Dinner unserer Kindheit zu überleben. Also, wie war das denn nun mit dem Einbruch?«, fuhr er dann ohne Überleitung fort. »Glauben Sie, dass man sich deshalb ins Hemd machen muss?«
»Ich für meinen Teil neige dazu, wenn jemand auf mich schießt. Bin in der Hinsicht irgendwie komisch.«
»Schießt?« Wills Hand verharrte bewegungslos über dem Schüsselrand; das Ei, das er gerade daran aufgeschlagen hatte, tropfte langsam hinein. »Was meinen Sie mit schießen?«
»Eine Pistole. Kugeln.« Jed nippte an seinem Kaffee. »Bäng.«
»Du heiliger Strohsack. Davon hat Dora kein Sterbenswörtchen verlauten lassen.« Mit der immer noch tropfenden Eierschale in der Hand stürmte Will ins Wohnzimmer durchquerte den kurzen Flur, um dann die Badezimmertür aufzureissen.
Dora stach sich vor Schreck beinahe mit dem Eyeliner ins Auge. »Verdammt, Will!«
»Du hast gar nichts von Schüssen erzählt. Herrgott nochmal, Dora, du hast es hingestellt wie ein kleines Malheur.«
Seufzend schob Dora den Pinsel in die Hülle und warf Jed der hinter Will stand einen wenig liebenswürdigen Blick zu. Sie hätte mit ihrem halb geschminkten Gesicht albern aussehen müssen, doch ihre finstere Miene ließ sie ungeheuer sexy aussehen.
»Danke vielmals, Skimmerhorn.«
»Nichts zu danken, Conroy.«
»Ihm brauchst du keinen Vorwurf zu machen.« Aufgebracht, wie er war, packte Will seine Schwester bei den Schultern und
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