Träume wie Gold: Roman (German Edition)
ließ dann ihrerseits einen nicht minder schrillen Schrei los, als sie jemand von hinten packte.
»Um Himmels willen, Conroy«, murmelte Jed, indes er sie zu den Türen zog. »Kann man dich denn nicht einmal fünf Minuten unbeaufsichtigt lassen?«
»Lass mich los!« Wahrscheinlich hätte sie ihm einen Schwinger verpasst, wenn er die Arme nicht seitlich an ihrem Körper fest gehalten hätte. »Die Alte hat es darauf angelegt.«
»Ich habe keine Lust, dich aus dem Knast auszulösen.« Er strebte auf eine Sitzecke mit dick gepolsterten Sesseln und Grünpflanzen zu. Das Orchester spielte gerade Stormy Weathers .
Wie passend.
»Setz dich hin!« Er unterstrich seine Anordnung mit einem Schubs, der sie geradewegs in den nächsten Sessel beförderte. »Und reiß dich gefälligst zusammen.«
»Skimmerhorn, das war meine ganz persönliche Angelegenheit.«
»Soll ich den Commissioner holen, damit der dich wegen Ruhestörung einlocht?«, erkundigte er sich freundlich. »Ein paar Stunden im Bau würden dich bestimmt zur Raison bringen.«
Dich auch, dachte sie wütend. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und trommelte mit den Fußspitzen auf den Boden. »Gib mir eine …«
Er hatte bereits eine Zigarette für sie angezündet.
»Danke«, murmelte sie und verfiel dann in trotziges Schweigen.
Er kannte ihre Art zu rauchen. Sie würde drei, vielleicht
auch vier hastige Züge nehmen und die Zigarette dann ausdrücken.
Der erste, zählte er, der zweite. Sie warf ihm einen zornigen Blick zu. Der dritte.
»Ich hab’ nicht angefangen.« Die Lippen zu einem Flunsch verzogen, drückte sie die Zigarette aus.
Jed wusste, dass er sich jetzt gefahrlos hinsetzen konnte. »Das habe ich auch nicht behauptet.«
»Du hast aber nicht angedroht, sie einlochen zu lassen.«
»Ich fand, die Dame hat einstweilen genug Probleme damit, sich die Kapern aus der Frisur zu pflücken. Willst du einen Drink?«
»Nein.« Sie zog es vor zu schmollen. »Schau, Skimmerhorn, sie hat mich beleidigt, meine Familie, Frauen im Allgemeinen. Und ich habe es geschluckt«, erklärte sie wahrheitsgemäß. »Ich habe sogar noch geschluckt, dass sie mich als Schlampe, als Nutte und als Hure titulierte.«
Jed fand die Angelegenheit auf einmal gar nicht mehr amüsant. »Das hat sie zu dir gesagt?«
»Ja, und ich habe den Mund gehalten«, ereiferte sie sich, »weil ich mich von dieser alten Schachtel nicht provozieren lassen wollte. Ich hatte nicht vor, eine Szene zu machen. Ich hatte nicht vor, mich auf ihr Niveau zu begeben. Doch dann ging sie zu weit, einen Schritt zu weit.«
»Was hat sie denn getan?«
»Sie bezeichnete mich als – Flittchen.«
Jed blinzelte und unternahm den lahmen Versuch, gegen das Kitzeln in seinem Hals anzuschlucken. »Als was?«
»Als Flittchen«, wiederholte sie und schlug dabei mit der Faust auf die Armlehne.
»Komm, die machen wir auf der Stelle nieder.«
Doras Augen wurden schmal. »Wage es ja nicht, zu lachen.«
»Tu ich doch gar nicht. Wer lacht denn?«
»Du, verdammt nochmal. Du beißt dir schier die Zunge ab, um es zu unterdrücken.«
»Stimmt gar nicht.«
»Und ob. Du nuschelst ja richtig.«
»Das kommt vom Scotch.«
»Ha, ha!« Sie drehte den Kopf zur Seite, doch Jed sah noch, wie ihre Lippen zitterten. Als er ihr Kinn nahm, und es sanft in seine Richtung zurückdrehte, lachten sie sich beide an.
»Dank dir gestaltet sich der Abend doch noch recht kurzweilig, Conroy.«
»Gott sei Dank.« Nachdem ihre Wut verraucht war, kicherte sie fröhlich und lehnte sich zurück, um den Kopf an seine Schulter zu betten. »Ich habe mir nämlich die ganze Zeit das Hirn zermartert, wie ich dich aufheitern könnte, für den Fall, dass Riker und der Bürgermeister dir die gute Laune verderben.«
»Weshalb sollte ich schlechte Laune haben?«
»Sie haben dich doch in die Mangel genommen, oder?« Obgleich er sich nicht bewegte, spürte sie, wie ein Teil von ihm sich entfernte. »Glücklicherweise kreuzte Mrs. Dawd meinen Weg, so musste ich mir keine Scherze aus den Fingern saugen.«
»Du hast ihr den Teller über den Kopf gekippt, um mich aufzuheitern?«
»Nein. Das war ein total selbstsüchtiger Akt, jedoch mit einem hübschen Nebeneffekt.« Sie sah ihn an. »Gib mir einen Kuss, ja?«
»Weshalb?«
»Weil ich einen will. Nur einen ganz freundschaftlichen.«
Er legte den Finger unter ihr Kinn, hob es ein wenig an und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. »Freundschaftlich genug?«
»Ja. Ich danke auch recht
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