Träume wie Gold: Roman (German Edition)
draußen nur mit einem raschen Blick.
Kurze Zeit später stand er in Doras Apartment. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, abzuschließen.
Hier gestaltete sich die Suche sehr viel aufwendiger. Im Gegensatz zu Jeds Wohnung, die nur sehr spärlich möbliert war, war diese mit Möbeln vollgestopft. Die Unordnung in der ersten Wohnung ließ auf Nachlässigkeit schließen. In Doras Wohnung war sie Ausdruck ihres Lebensstils.
An den Wänden hingen etliche Bilder. Ein Stillleben in
Aquarell und zwei ovale Porträts, das eine zeigte einen ernst dreinblickenden Mann mit gestärktem Vatermörderkragen, das andere eine Frau. Ferner fanden sich zahlreiche Lithografien, altmodische Reklameposter und etliche Federzeichnungen. Doch das abstrakte Gemälde war nicht darunter.
Er ging ins Schlafzimmer hinüber, um ihren Kleiderschrank zu durchsuchen. Da hörte er, dass die Wohnungstür geöffnet wurde. Im selben Augenblick hockte DiCarlo bereits im Schrank, hinter einem farbenprächtigen Sortiment von Kleidern verborgen, die überaus erotisch nach Frau dufteten.
»Ich muss doch verrückt sein«, schimpfte Dora wütend. »Absolut verrückt.« Sie legte ihren Mantel ab, warf ihn über die Rückenlehne des nächstgelegenen Sessels und gähnte herzhaft. Wie hatte sie sich nur von ihren Eltern dazu überreden lassen können? Warum hatte sie das nur getan?
Immer noch ärgerlich ging sie schnurstracks ins Schlafzimmer. Ihre Pläne für den heutigen Abend waren so harmlos und bescheiden gewesen. Eine gemütliche Single-Mahlzeit, bestehend aus gegrilltem Hühnchen und wildem Reis; ein ausgedehntes Schaumbad mit einem Gläschen Chardonnay. Und als krönenden Abschluss hatte sie es sich mit einem guten Buch vor dem prasselnden Kaminfeuer im Schlafzimmer gemütlich machen wollen.
Aber nein, dachte sie, und knipste die Tiffany-Lampe neben ihrem Bett an, stattdessen war sie in die altbekannte Familienfalle getappt, dass die ›Show weitergehen muss‹.
War es etwa ihre Schuld, dass drei Bühnenarbeiter mit Grippe darniederlagen? War es etwa ihre Schuld, dass ihr Vater ihr so lange zugesetzt hatte, bis sie der Gewerkschaft beigetreten war?
»Absolut nicht«, konstatierte sie lautstark und zog dabei den hautengen schwarzen Kaschmirpullover über den Kopf. »Schließlich hab’ ich denen nicht diese verdammte Grippe an den Hals gewünscht. Und ich hätte mich keineswegs verpflichtet fühlen müssen, für die Bande einzuspringen, bloß weil ich auch diesem Verein angehöre.«
Seufzend beugte sie sich nach vorn, um ihre schwarzen Schuhe aufzuschnüren. Statt sich einen ruhigen, gemütlichen Abend zu Hause zu machen, war sie dem telefonischen Hilferuf ihrer Mutter gefolgt, mit dem Erfolg, dass sie stundenlang Requisiten geschleppt und Kulissen verschoben hatte.
Und sie hatte den Abend, wenn auch widerstrebend, sogar genossen. Hinter der Bühne zu stehen und den Stimmen zu lauschen, rauszuflitzen, wenn die Lichter ausgingen, und die Szenenbilder umzubauen, diesen gewissen Stolz auf die Familie zu spüren, als die Schauspieler immer wieder vor den Vorhang gerufen wurden.
Was soll’s, dachte Dora schließlich unter erneutem Gähnen, wenn man mit dem Theater aufgewachsen ist …
Durch den schmalen Riss im Holz der Schranktür bot sich DiCarlo ein exzellenter Ausblick. Je mehr er sah, desto mehr verrauchte sein Zorn über die ungebetene Störung. Die neue Situation eröffnete in der Tat ganz interessante und völlig unerwartete Möglichkeiten.
Die Frau, die gerade am Fußende des Betts ihre Abendgymnastik absolvierte, hatte einen sehr verführerischen Striptease hingelegt und war jetzt nur noch mit zwei schwarzen, sehr winzigen Wäscheteilchen bekleidet. Bewundernd studierte DiCarlo die weiche Rundung ihres Hinterteils, als sich Dora zu ihren Zehenspitzen herunterbeugte. Sie war toll gebaut, ihr Körper straff, kompakt und von großer Beweglichkeit.
Gut, sie hatte seine Pläne über den Haufen geworfen, doch DiCarlo bildete sich viel auf sein kreatives, spontanes Handeln ein. Er musste einfach nur abwarten, bis diese überaus hübsche und angenehmerweise allein stehende Dame zu Bett gegangen war.
Dora drehte sich um, und DiCarlo konnte in aller Ruhe die Wölbung ihrer spitzenumhüllten Brüste betrachten.
Sehr ansprechend, dachte er und lächelte in die Dunkelheit. Sehr ansprechend, in der Tat.
Und lag sie erst einmal im Bett, überlegte DiCarlo weiter, dann würde es ein Leichtes sein, sie mit Hilfe seines
Charmes – und seiner 22er
Weitere Kostenlose Bücher