Träume wie Gold: Roman (German Edition)
erst vor zehn Minuten nach Hause gekommen. Herrgott noch mal, geh doch raus und fass meine Motorhaube an. Die muss noch warm sein.« Ihre Stimme stockte, ihr Herz raste. »Ich bin den ganzen Abend über im Theater gewesen. Kannst ja dort anrufen und meine Aussage nachprüfen.«
Er sagte nichts, beobachtete nur, wie sie sich auf die Tür zubewegte. Ihr Bademantel klaffte vorne auf. Er sah, wie sie zitterte, er sah die Angst in ihrem Gesicht. Tränen liefen ihr über die Wangen, unterdrückte Schluchzer erschütterten ihren Körper, als sie am Türknopf drehte.
»Bleib, wo du bist«, flüsterte sie. »Komm bloß nicht näher.« Sie floh aus seiner Wohnung, ließ die Tür offen stehen und knallte ihre eigene hinter sich zu.
Jed rührte sich nicht vom Fleck, wartete, dass sich sein eigener Herzschlag beruhigte. Er hatte sich nicht geirrt. Verdammt nochmal, er hatte sich nicht geirrt. Es war jemand in seiner Wohnung gewesen. Er wusste es. Jemand hatte seine Bücher verrückt, seinen Schrank durchwühlt und seine Pistole in der Hand gehalten.
Aber es war nicht Dora gewesen.
Angewidert von seinem Verhalten presste er die Handballen gegen seine Augen. Er war total ausgerastet. Kein Wunder, dachte er und ließ die Hände sinken. Darauf hatte
er schon seit Monaten gewartet. Hatte er deshalb nicht seinen Job an den Nagel gehängt?
Er war nach Hause gekommen, nachdem er sich den ganzen Tag mit Bankangestellten, Steuerberatern und Anwälten herumgeärgert hatte, um dann wie eine Tellermine zu explodieren.
Und als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hatte er auch noch eine Frau terrorisiert. Warum war er so brutal auf sie losgegangen? Weil sie es geschafft hatte, seine Mauer zu durchbrechen? Ja, sie hatte seine Mauer durchbrochen, und er hatte sie dafür bezahlen lassen. Netter Zug von dir, Skimmerhorn, schalt er sich und steuerte die Küche und die Flasche Whisky an.
Bevor er sich das erste Glas eingoss, hielt er inne. Das war zu einfach. Er fuhr sich durchs Haar, holte tief Luft und ging zu Dora hinüber, entschlossen, den schwierigen Weg zu gehen.
Als er klopfte, hockte sie auf der Armlehne eines Sessels und wiegte sich hin und her. Sie fuhr auf und kam taumelnd auf die Beine.
»Dora, es tut mir Leid. Verdammt«, murmelte er und klopfte noch einmal. »Lass mich bitte eine Minute reinkommen. Ich will mich nur vergewissern, dass du in Ordnung bist.« Das Schweigen hielt an und zerriss ihm schier die Brust. »Nur eine Minute. Ich schwöre, dass ich dich nicht anfasse. Ich will nur sehen, ob du in Ordnung bist.«
Frustriert drehte er am Türknopf.
Doras Augen weiteten sich vor Schreck, als sie sah, wie er sich bewegte. O Gott, o Gott!, dachte sie in einem erneuten Anfall von Panik, sie hatte nicht abgeschlossen. Sie lief zur Tür und erreichte sie, als Jed sie bereits geöffnet hatte.
Wie erstarrt blieb sie stehen, er sah die panische Angst in ihrem Gesicht, eine Angst, die er im Laufe vieler Jahre in zu vielen Gesichtern gesehen hatte. Er hoffte, ihr diese Angst jetzt nehmen zu können. Ganz langsam hob er beide Hände, die Handflächen waren nach außen gerichtet.
»Ich bleibe hier stehen. Ich komme keinen Schritt näher.
« Sie zitterte wie Espenlaub. »Ich fasse dich nicht an, Dora. Ich möchte mich nur entschuldigen.«
»Lass mich in Ruhe.« Ihre Wangen waren noch feucht, ihre Augen jedoch wieder trocken und voller Angst. Er konnte nicht gehen, bevor er diese Angst nicht gelindert hatte.
»Warum?«
Ihre Frage brachte ihn einigermaßen durcheinander. »Spielt das eine Rolle? Ich habe ohnehin keine Entschuldigungen parat. Außerdem wäre jede Entschuldigung angesichts dessen, was ich getan habe, völlig unzureichend. Ich möchte …« Er machte einen Schritt auf sie zu und blieb sofort stehen, als sie zurückwich. Einen Schlag in die Magengrube hätte er leichter verkraftet. »Ich würde gerne sagen können, dass mein Verhalten gerechtfertigt war, aber das war es nicht.«
»Ich will wissen, warum? Du schuldest mir eine Erklärung.«
Sie hatte Recht. Er schuldete ihr eine Erklärung.
»Speck hat mein Haus eine Woche nach dem Mord an meiner Schwester durchsucht.« Weder seiner Miene noch seiner Stimme war anzumerken, was es ihn kostete, ihr dies zu erzählen. »Er ließ einen Schnappschuss von ihr und einige Zeitungsartikel über die Explosion auf meiner Kommode zurück.« Die Übelkeit, die ihn jetzt wieder überfiel, war beinahe so stark wie damals. »Er wollte mich damit wissen lassen, dass er
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