Traeume wie Samt
stahlharten Blick. »So ist es doch?«
»Ja, ja. Ich bin schon weg«, brummte Gordon.
»Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten.« Harry trat höflich zur Seite.
Aus dem Lagerraum tauchte Tessa auf. »Die Etiketten sind aufgeklebt, Molly. Ich gehe jetzt.«
Einen Augenblick lang sagte Molly nichts. Sie sah zu Tessa und dann zu Gordon. »Gordon?« begann sie leise.
»Was ist?« Finster wandte er sich zu ihr um.
»Möchtest du einen Rat?«
Gordon machte ein mißtrauisches Gesicht. »Was für einen Rat?«
Molly tippte mit dem Finger auf den Tresen, während sie schnell nachdachte. »Du bietest ein gutes Produkt an. Ich mache mir nicht viel aus Kaffee, aber ich weiß, daß deiner der beste der Stadt ist.«
»Und?«
»Du bist mit deinen Cafébars in Schwierigkeiten geraten, weil du zu schnell expandiert hast«, fuhr Molly fort. »Wenn es dir ernst ist, dein Geschäft zu retten, mußt du besser auf die grundlegenden Dinge achten. Du brauchst professionellen Rat, was Marketing, Verpackung und Anzeigengestaltung angeht.«
»Ja?« Halb abwehrend, halb neugierig starrte Gordon sie an. »Und woher soll ich diesen Rat deiner Meinung nach bekommen?«
»Von Tessa«, sagte Molly.
Verblüfftes Schweigen erfüllte den Raum.
Tessa reagierte als erste. »Wovon redest du, Molly? Willst du damit sagen, daß ich Gordon von allem profitieren lassen soll, was ich durch die Arbeit für dich gelernt habe?«
»Nur, wenn er bereit ist, dafür zu bezahlen.«
Tessa war aufgebracht. »Du willst tatsächlich, daß ich einem Konkurrenten helfe? Du willst, daß ich ihm zeige, wie er seine Anzeigen geschickter plazieren kann? Ich soll ihm helfen, seinen Kaffee attraktiver zu verpacken? Ihm sagen, wie er mit Lieferanten umgehen soll? Was wäre ich dann?«
»Eine Beraterin«, sagte Harry.
Tessa machte ein verständnisloses Gesicht. Dann begegnete sie Gordons Blick von der anderen Seite des Verkaufsraumes. »Beraterin.« Tessa kostete das Wort.
»Ich könnte mir kein hohes Beraterhonorar leisten«, warnte Gordon.
»Das ist in Ordnung«, entgegnete Tessa geschickt. »Ich nehme einen Anteil am Gewinn.«
»Im Augenblick gibt es keinen«, sagte Gordon.
Tessa sah Molly an und lächelte. »Das wird sich bald ändern.«
Gordon zögerte. »Wollen Sie einen Milchkaffee mit mir trinken und über alles reden?«
»Gern«, antwortete Tessa. »Was habe ich schon zu verlieren?« Sie griff nach ihrem übergroßen Rucksack und folgte Gordon aus dem Laden.
Harry hob eine Braue, nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte. »Sollte ich mir Sorgen darüber machen, wieviel Mitgefühl du plötzlich für Gordon zeigst?«
Seine Frage überraschte Molly. »Ich habe es nicht für Gordon getan, sondern für Tessa.«
»Ich verstehe.«
»Tessa hat ein Gespür für Verkauf und Marketing. Sie ist ein Naturtalent, aber sie wird niemals in die etablierte Geschäftswelt Amerikas passen. Ich mache mir schon länger Sorgen über ihre Zukunft. Sie kann nicht ewig als meine Angestellte arbeiten. Sie braucht eine Marktnische, auf die sie spezialisiert ist und in der sie ihre Talente entwickeln kann. Mir kam die Idee, daß Gordon Brooke Espresso ein guter Anfang sein könnte.«
Harrys Augen schimmerten. »Weißt du, was ich denke?«
»Was denn?«
»Ich denke, daß du neben deiner Abberwick-Neugier auch den Basteldrang der Familie geerbt hast. Nur bastelst du lieber an Menschen, als mit unbelebten Objekten zu experimentieren.«
»Mach dir um Tessa und Gordon keine Sorgen. Gibt es Neuigkeiten von deinem Privatdetektiv?«
Die zweideutige Belustigung verschwand aus Harrys Blick. »Er hat vor zwanzig Minuten angerufen und mitgeteilt, daß er den Wagen schließlich ausfindig machen konnte und mit dem Eigentümer des Schrottplatzes gesprochen hat. Morgen im Laufe des Vormittags werde ich einen Blick auf den Ford werfen.«
»Du fliegst also morgen früh nach Portland?«
»Gleich als erstes.«
»Ich komme mit«, sagte Molly.
»Was ist mit dem Laden?«
»Tessa kann das allein regeln. Wenn sie Hilfe braucht, soll sie eine Kollegin aus ihrer Band mitbringen.«
Harry sah Molly nachdenklich an. Dann nickte er. »In Ordnung. Vielleicht ist es sogar besser, wenn du bei mir bist.«
Molly war erfreut. »Du denkst, ich könnte dir mit meinem Rat helfen?«
»So habe ich es nicht gemeint«, sagte Harry. »Ich habe dich lieber in meiner Nähe, um dich im Auge zu behalten, falls Kendall tatsächlich von jemandem ermordet wurde, der damit seine Spuren zu
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