Traeume wie Samt
Brust. Als sie ihn berührte, wurde Harry von einem heftigen Schütteln gepackt. »Sie zittern ja.« Molly hielt kurz innen und musterte ihn. »Ist Ihnen kalt?«
»Nein. Heiß. Sehr heiß.« Und es wird immer heißer.
»Ich hole Ihnen gleich etwas zu trinken.« Molly beugte den Kopf vor, während sie sein Hemd öffnete. Ihr zerzaustes Haar kitzelte seine Nase. Es war die wunderbarste Empfindung, die Harry jemals gespürt hatte. Er sog Mollys wohlriechendes Shampoo ein und machte einen tieferen Atemzug, um den darunterliegenden Duft ihres Körpers aufzunehmen. Die Weiblichkeit selbst lag darin, und alles Männliche in Harry reagierte mit gebannter Ehrfurcht. Ohne es zu ahnen, verführte Molly ihn mit einem sinnlichen Zauber, als würde sie, in sieben Schleier gehüllt, tanzen und dazu das Tamburin schlagen. Harry stöhnte auf. Etwas fiel dumpf auf den Teppich. Benommen merkte er, daß es der Metallgegenstand war, den er aus dem Wohnzimmer mitgenommen hatte. An ihm gab es etwas Wichtiges. Etwas, das er unbedingt wissen mußte.
Aber Molly hatte sein Hemd geöffnet, und er konnte nicht länger über das Metallteil nachdenken. Sie strich über seine bloße Brust. Herr im Himmel. Diese süßen, warmen, weichen Finger. Mit dieser Berührung brannte sie ihm für immer ihr Zeichen ein.
»Molly?« In seiner Stimme lagen Flehen, Gebet und Fluch zugleich. Harry wußte, daß sein Schicksal besiegelt war. Heute nacht würde er Molly verlieren.
»Es ist alles gut«, murmelte sie sanft. »Morgen geht es Ihnen wieder besser. Ist das Fieber ganz plötzlich gekommen?«
»Ja.« Und es würde sein Tod sein.
Nachdenklich schob Molly die Lippen zusammen. »Vielleicht eine Lebensmittelvergiftung.«
Gegen das Feuer, das ihn bald verzehren würde, gab es nur ein Mittel. Erneut bebte die Glasbrücke unter Harrys Füßen. Das drohende Verhängnis nahm seinen Lauf.
Mollys Finger glitten zu seinen Schultern, um das Hemd hinunterzuschieben. Die Berührung brachte Harrys bloße Haut zum Glühen, als drohte sie im nächsten Augenblick in Flammen aufzugehen. Brennende Hitze stieg in ihm auf. Die männliche Erregung war so stark wie noch nie in seinem Leben. Flatternd sank das Hemd auf den Teppich.
Molly sah ihm in die Augen. »Sie sind so warm. Ich hole Ihnen ein Glas Wasser.«
Harry ergriff die Chance, den gefährlichen Zauber zu brechen, mit dem sie ihn, ohne es zu wissen, umwoben hatte. »Ja.«
»Ich komme gleich zurück. Setzen Sie sich hin, Harry, bevor Sie fallen. Nehmen Sie mir die Bemerkung nicht übel, aber Sie sehen furchtbar aus.«
»Ja.« Es gefiel ihr nicht, wie er aussah. Nun begann es. Bald würde sie Angst vor ihm haben. Verzweiflung ergriff Harry. Er sank auf die Bettkante und versuchte sich zusammenzureißen. Während Molly in das angrenzende Bad ging, bettete er den Kopf in die Hände und bewegte sich auf das Zentrum seines Selbst zu.
Verlasse die Glasbrücke. Baue die Wände wieder auf.
Wasser rann in das Waschbecken.
Schneller, du Narr. Du wirst sie sonst verlieren.
Aber er konnte sich nicht zurückziehen. Es war zu spät.
»Hier, nehmen Sie«, sagte Molly sanft. »Trinken Sie das, und legen Sie sich ins Bett.«
Ohne den Kopf zu heben, öffnete Harry die Augen. Das erste, worauf sein Blick durch die gespreizten Finger fiel, war die Schublade des Nachtschränkchens. Heute morgen hatte er in einem optimistischen Augenblick die Schachtel mit Kondomen aus dem Badezimmer geholt und in die kleine Schublade gelegt.
Molly trat vor ihn und versperrte ihm die Sicht. Sie schob ihm ein Glas in die Hand. Beinahe ließ er es fallen. »Vorsichtig«, sagte Molly.
Mit einiger Anstrengung trank Harry das Wasser, aber die Flüssigkeit half nicht, die Hitze in ihm zu lindern. Er wünschte, es wäre Whiskey oder Brandy gewesen. Alkohol hätte vielleicht die Erektion zurückgehen lassen, die seine Hose zu sprengen drohte. »Danke.« Seine Stimme klang, als hätte jemand seine Zunge mit Sandpapier bearbeitet.
»Vielleicht sollte ich den Notarzt anrufen.«
»Nein, bitte nicht. Rufen Sie niemanden an.«
»In Ordnung.« Molly kniete nieder und löste seine Schnürsenkel. Harry starrte auf den weißen Bademantel, der sich in weichen Falten um ihren Körper legte. Der Anblick erinnerte ihn an ein Brautkleid. Molly wirkte sinnlich und keusch in einem. Eine höchst erregende Mischung. »Ich weiß, wie stolz Sie auf Ihre männliche Unabhängigkeit sind.« Molly streifte einen Schuh ab. »Trotzdem sollten Sie die Tatsache akzeptieren,
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