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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Sohlen umherschlich und Beweise sammelte. Zweifellos hätte er diese Kunst erlernen können, aber er zog es vor, seine Zeit nicht mit dem Überprüfen von Adressen und Telefonnummern zu verbringen. Er bezahlte andere Leute, die diese Aufgaben bei Bedarf für ihn erledigten, und stellte seinen Kunden die Kosten dann in Rechnung.
    »War’s das?« fragte Fergus, nachdem er seine Mitschrift beendet hatte.
    »Für den Augenblick. Wenn ich mehr weiß, melde ich mich. Bitte kümmern Sie sich gleich um die Sache, Fergus. Der Mann dreht jeden Tag mehr durch. Die ersten beiden Scherze waren nicht lebensbedrohlich, aber wenn es sich bei dem Fahrer des blauen Fords gestern um Kendall handelt, ist er mittlerweile hochgefährlich geworden.«
    »Ich hänge mich gleich dahinter.«
    Harry beendete das Gespräch und blieb dann vor dem großen Salzwasseraquarium stehen. Wie viele Personen würden sich noch einmischen, um Molly zu überzeugen, daß sie ihm nicht vertrauen durfte? fragte er sich, während er die Engelfische betrachtete, die das Miniaturriff umschwärmten. Er besaß den Ruf, subtil vorgehende Schwindler und Scharlatane zu enttarnen. Große Firmen und die Regierung nahmen seine Dienst in Anspruch, wenn sie einen Verdacht auf Wissenschaftsbetrug hegten. Er hatte ein Buch über die Geschichte der wissenschaftlichen Fälschungen geschrieben und eines über die Gefahren wissenschaftlicher Illusionen. Beinahe kam es ihm so vor, als hätte er der Aufdeckung von Betrug sein ganzes Leben gewidmet. Das Erbe der Trevelyans hatte ihm die Fähigkeit verliehen, Gauner, Betrüger und Lügner zu enttarnen. Sein Universitätsstudium hatte ihm das Wissen und die Denkfähigkeit vermittelt, faulen Zauber im High-Tech-Bereich aufzudecken.
    Er hatte immer auf der Seite der Wahrheit gestanden. Immer war er es gewesen, der einen Betrug ans Licht gebracht hatte. Er befand sich auf der rechtschaffenen Seite und wies mit dem Finger auf die Lügner. Nun versuchten andere, Molly einzureden, daß seine Absichten falsch seien und er sich unrechtmäßig an der Stiftung zu bereichern versuche. Und er besaß keine Möglichkeit, seine Unschuld zu beweisen. Bis jetzt schien sie ihm zu vertrauen. Wie oft würde sie noch hören müssen, daß er nur mit ihr schlief, um Zugriff auf das Vermögen der Abberwick-Stiftung zu bekommen, bis sie die Anschuldigungen zu glauben begann? Und wann, fragte er sich, würde auch sie an seinem gesunden Geisteszustand zu zweifeln beginnen, wenn andere ihn verrückt nannten?
    Aus der Halle kam ein leises Geräusch.
    »Grübelst du wieder?« fragte Molly fröhlich von der Tür.
    Harry wandte sich rasch um und sah sie an. »Ich habe dich gar nicht gehört.«
    »Ich bin im gleichen Moment gekommen, als Ginny ging.« Molly durchquerte das Arbeitszimmer und schlang die Arme um Harrys Nacken. Er zog sie näher und neigte den Kopf, um sie zu küssen. Es war ein gutes Gefühl, sie am Ende eines langen Tages bei sich zu haben, dachte er. Es fühlte sich richtig an. Harry wollte nicht darüber nachdenken, was geschehen könnte, wenn sie auf die Anschuldigungen und Warnungen hörte.
    Molly legte den Kopf zurück und suchte mit ihren jadegrünen Augen sein Gesicht ab. »Wollen wir über das Essen reden?«
    Er lächelte leicht. »Woran hast du gedacht?«
    »Ich dachte, wir könnten heute abend ausgehen. Du steckst in einer deiner trübsinnigen Phasen. Wahrscheinlich ist Vollmond. Ein Essen im Restaurant könnte dir helfen, diese Stimmung abzuschütteln.«
    »In Ordnung.« Ein Gefühl des Unbehagens durchrieselte Harry, und er fragte sich, ob seine wiederkehrende Nachdenklichkeit Molly schon zu stören begann. Der Gedanke verschlechterte seine ohnehin düstere Stimmung. Er bemühte sich, heiter zu klingen. »Du wählst das Restaurant.«
    »Warum gehen wir nicht einfach auf die andere Straßenseite? Das neueröffnete Lokal bietet pazifische Küche an.« Molly brach ab, da eines der beiden Telefone auf seinem Schreibtisch summte. »Entschuldigung. Der Privatanschluß. Muß jemand von der Familie sein.« Sie ließ seinen Nacken los.
    »Verdammt.« Mit unguter Vorahnung betrachtete Harry das Telefon. Für einige Sekunden überlegte er, ob er den Anruf ignorieren sollte. Für heute hatte er von Familienproblemen genug. Dann griff er nach dem Hörer.
    »Harry hier.«
    »Harry, ich bin es, Josh.«
    Der aufgeregte Klang von Joshs Stimme verstärkte Harrys Sorge. »Was ist los?«
    »Großvater liegt im Krankenhaus von Hidden Springs. Er hatte vor

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