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Traeume, zart wie Seide

Traeume, zart wie Seide

Titel: Traeume, zart wie Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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wird sich freuen, Sie mitzunehmen, und er weiß, wo ich wohne.“
    „Na ja, dann …“
    „Soll ich ihn für Sie anrufen?“
    Das wäre ja noch peinlicher. „Nein, das mache ich schon, danke.“
    „Und Sie müssen natürlich bei mir wohnen. Ich habe drei Gästezimmer, und ich würde mich über Gesellschaft freuen.“
    „Das ist sehr großzügig von Ihnen.“
    „Sehr gern. Bis morgen!“
    Überwältigt legte Joy auf und starrte aufs Telefon. Jetzt musste sie nur noch Gray anrufen.
    Entnervt unterbrach Gray die Verbindung. Schon der dritte Anruf dieses schmierigen gegnerischen Anwalts! Wieder einmal ging es um die Hetzkampagne gegen einen seiner politischen Schützlinge, die er gerichtlich hatte verbieten lassen. Schon morgen würde er wieder als Dompteur in diesem Zirkus aus Intrigen, Machtgier und verletzten Eitelkeiten mitspielen, und er freute sich nicht besonders darauf.
    Als das Telefon wieder klingelte, rief er gereizt in den Hörer: „Haben Sie immer noch nicht genug?“
    Es gab eine lange Pause, dann fragte jemand zögernd: „Gray?“
    „Oh, hallo.“
    „Hier ist Joy Moorehouse.“
    „Ja, ich weiß.“
    „Ich habe gerade mit Cassandra telefoniert. Sie sagt, dass Sie morgen nach New York fahren, und ich wollte fragen, ob Sie mich vielleicht mitnehmen würden.“
    Gray schloss die Augen und atmete tief durch. Es gab also doch noch Wunder.
    „Klar. Ich hole Sie ab. Aber ich fahre ziemlich früh los. Um sieben.“
    „Kein Problem.“
    „Dann machen Sie also das Kleid für Cassandra?“
    „Ja.“
    „Das freut mich für Sie. Und für Cass.“
    „Dann also bis morgen?“
    „Ja, bis dann.“
    Gray unterbrach die Verbindung. Er spürte, wie die Anspannung, die sich während der unerfreulichen Telefonate mit dem Anwalt in ihm aufgebaut hatte, langsam verschwand. Stattdessen spürte er freudige Erwartung. Und eine unterschwellige Erregung. Zufrieden lächelnd machte er sich wieder an die Arbeit.

5. KAPITEL
    Mit einem kleinen Koffer und ihrer Skizzenmappe stand Joy am nächsten Morgen vor dem White Caps und fragte sich, ob sie nicht doch träumte. Als der BMW die Einfahrt heraufkam, verstärkte sich das unwirkliche Gefühl noch. Gray stieg aus und begrüßte sie lächelnd.
    „Fertig?“
    Etwas benommen nickte sie. Nun würde sie also wirklich vier Stunden mit ihm verbringen. Er trug einen hervorragend geschnittenen Anzug und eine helle Krawatte. Das dunkle Haar war noch etwas feucht, und er duftete nach Zedernholzseife und einem herben Aftershave.
    Nachdem er ihr Gepäck im Kofferraum verstaut hatte, öffnete er ihr die Beifahrertür. Sie ließ sich auf den Ledersitz sinken und sah zwei Thermosbecher auf der Mittelkonsole.
    „Ich habe Ihnen auch einen Kaffee mitgebracht“, sagte er beim Einsteigen. „Ich wusste nicht, wie Sie ihn trinken. Zucker und Milch finden Sie in der Tüte dort.“
    Die Zeit verging wie im Flug. Joy kamen die vier Stunden viel kürzer vor, denn sie unterhielten sich die ganze Zeit. Gray zeigte großes Interesse an ihren Modeentwürfen, und auch sonst wollte er alles Mögliche über sie wissen: welche Bücher sie las, welche Musik sie mochte, wie sie über dies und jenes dachte. Sein Interesse an ihr machte ihn noch attraktiver. Bisher hatten ihr vor allem sein Aussehen und seine Ausstrahlung gefallen, doch jetzt stellte sie fest, dass sie sich auch gerne mit ihm unterhielt.
    „Cassandras Wohnung liegt an der Park in den Siebzigern“, erklärte er, als sie sich New York näherten.
    Es klang, als sollte ihr das etwas sagen, doch sie hob die Schultern: „Ich war noch nie hier.“
    „Na so was. Dann muss Cassandra dir unbedingt alles zeigen. New York ist einer der tollsten Orte auf der Welt. Ich liebe diese Stadt.“
    Etwas zweifelnd schaute sie aus dem Fenster. „Mir kommt sie ziemlich überwältigend vor.“
    Es war ein klarer Tag mit strahlend blauem Himmel, und Joy wurde schwindelig, als sie an den vielen Wolkenkratzern hochschaute. Doch auch auf Augenhöhe war es nicht viel besser. Überall drängten sich Fußgänger, gelbe Taxen, Fahrradkuriere, Lieferwagen – und alle hatten es eilig. Jeder strebte irgendwohin und wirkte dabei unglaublich wichtig.
    Auf einmal überfiel sie Heimweh nach White Caps. Um diese Zeit machte sie sonst das Mittagessen für Grand-Em – auf dem Geschirr, dass diese noch aus ihrer Jugend kannte.
    Was um alles in der Welt sollte sie hier in New York?
    Sie atmete tief durch und schaute auf ihre im Schoß gefalteten Hände, um sich von den auf

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