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Träume(h)r (German Edition)

Träume(h)r (German Edition)

Titel: Träume(h)r (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Moos
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nun verriet, wie er mit dem Briten unendlich viele Tests durchführte, wobei dieser ständig seinen dicken Pullover ablegen musste.
    Irgendwann bemerkte Luis, dass Noah jedes Mal, wenige Sekunden nach dem Ausziehen seines Pullovers, eine Verbesserung seiner Schmerzen empfand. Umgekehrt war es, wenn er den Strickpullover wieder anziehen durfte.
    Nachdem der Arzt diesen Ablauf in Verbindung mit den entsprechenden Reaktionen seines Patienten mehrfach beobachtet hatte, war er neugierig geworden und stülpte sich selbst den Pullover über, als der Engländer gerade einer MR-Tomographie unterzogen wurde.
    Er vernahm exakt an der Stelle, wo der Patient sein Leiden beschrieb, ein leichtes Kratzen. Es war der Pflegehinweis in der Innenseite des heiß geliebten Pullovers aus Schafwolle, der Noah London zum Verhängnis wurde. Er kratzte unentwegt an seiner Wirbelsäule. Was einem normalen Menschen niemals aufgefallen wäre, machte den hypochondrischen Briten anscheinend verrückt und ließ ihn glauben, dass er unter einer seltenen Krankheit litt. Zuletzt, so erzählte Luis, hatte er lediglich eine Schere genommen, das Etikett aus Noahs Pullover geschnitten und ihn um ein Uhr nachts aus seiner Klinik gejagt.
    »Zum Glück habe ich ihn nicht in die Staaten geschickt. Die würden sich prächtig über mich amüsieren, sobald sie festgestellt hätten, dass das einzige Heilmittel für diesen Mann ein Pullover ohne Pflegehinweis gewesen wäre«, sagte er und klang dabei erleichtert, dass die Lösung für das Problem nicht an seinem eigenen Können gescheitert war. Daraufhin blickte er zu Marc.
    »Esmeralda, nehme ich an!«
    Es klang, wie die Diagnose einer Krankheit.
    »Ja, zumindest mit ihr zusammenhängend«, antwortete Marc. Der Arzt nickte und navigierte seine Gäste in das private Behandlungszimmer, wo sie den Leidenden auf einer Liege ablegten, die sich in der Mitte des Raumes befand. Daraufhin wurde dem Doktor die restliche Arbeit überlassen.
    »Wo genau sitzt der Schmerz?«, fragte Luis, nachdem er den Patienten vorsichtig auf die Seite gedreht hatte. Marc versuchte mit seiner Hand nach dem Fleck zu greifen, aber das Stechen der Schmerzen wurde dabei unerträglich, also lotste er den Arzt bis zu der entsprechenden Stelle.
    »Vielleicht ist es ja auch nur ein Etikett im Nacken, wie bei dem Engländer«, sagte Marc, der nicht vorhatte seinen Humor zu verlieren, wenn er schon in Zukunft auf seine Beine verzichten musste.
    »Das bezweifle ich«, erwiderte der Arzt in strengem Ton und konzentrierte sich auf das Abtasten seines Patienten.
    Nach einer kurzen Einschätzung der Situation schaute er Marc ohne mit der Wimper zu zucken an. Sein Blick war vollkommen ernst und vermittelte dem angehenden Fischer ein ungutes Gefühl. Ihm stockte der Atmen und für einen Moment wurde es ganz still im Raum. Marc dachte an den beinlosen Captain Dan oder besser gesagt Captain Fröhlich, der zusammen mit Ole auf das Meer hinausfahren würde. Die Illusion eines beinlosen Shrimp-Fischers, war viel schöner als die Realität, wurde ihm schlagartig bewusst.
    »Was ist denn nun?«, fragte Ole ungeduldig, der die Untersuchung von der Seite aus beobachtete.
    »Machen sie sich keine Sorgen! Es ist vermutlich ein ausgerenkter Wirbel. Das kriege ich im Handumdrehen wieder hin«, antwortete Luis selbstsicher.
    »Ich muss nur einmal hier fest drücken und«
    Es knackte laut und Marc stöhnte vor Schmerzen laut auf. Für ihn hörte es sich so an, als wäre gerade ein morsches Stück Holz durchgebrochen. Nichts desto trotz waren seine Beschwerden verschwunden.
    »Wow, das nenne ich einen Arzt. Danke Luis!«, sagte er bewundernd und setzte sich vorsichtig auf. Um zu testen, ob er auch wirklich wieder funktionsfähig war, reckte und streckte sich Marc ausgiebig. Daraufhin schüttelte er dem Spezialisten dankbar die Hand.
    »Hey Ole, jetzt, wo man mich repariert hat. Wo sollen wir eigentlich schlafen?«
    Zu Pepe und Sofia konnten sie nicht, da die beiden selbst über dem Restaurant wohnten. Der Riese wusste sonst auch keinen Rat und zuckte mit den Schultern.
    »Ihr könntet hier bleiben, wenn ihr wollt«, schaltete sich Luis ein. »Ich kann eure Lage nachvollziehen. Esmeralda kenne ich schon seit Jahren und ich war auch mal ein junger Matador, wenn ihr wisst, was ich meine.«
    Zum ersten Mal sah Marc den Arzt grinsen. Er wollte gar nicht wissen, wie viele Matadores Esmeralda schon auf ihrem Gewissen hatte. Bestimmt genug, um eine Selbsthilfegruppe zu gründen,

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