Träume(h)r (German Edition)
später fand er einen schweren Jutesack, der mit Lumpen gefüllt war.
»Ich glaube, ich habe hier etwas!«, rief er aufgeregt nach unten zu Marc, der während Esmeraldas nächster Offensive seinen Hut einbüßen musste.
»Schieß los, bevor ich mich dazu entschließe dieses Biest meinen Degen spüren zu lassen«, rief Marc.
Ole erklärte ihm mit wilden Zurufen, was zu tun war. Es war im Grunde kinderleicht. Marc musste das Ungeheuer, wenn es erneut auf ihn zugestürmt kam, an eine bestimmte Stelle am Rand des Innenhofs locken. In diesem Moment konnte Oles Falle zuschnappen und er würde den schweren Jutesack vom Dach fallen lassen. Esmeralda wäre anschließend darunter begraben, hoffentlich nicht ernsthaft verletzt und sein Kumpel in Sicherheit.
Es war leider schwerer, als Ole es sich vorgestellt hatte. Erst beim fünften Versuch gelang es Marc die zähe Spanierin an die richtige Stelle zu locken. Der Stress und auch das Adrenalin in seinem Körper hatten ihm mittlerweile jegliche Kraft geraubt.
Der Riese ließ den Sack punktgenau los, der daraufhin gerade in Richtung Boden fiel. Ole hatte ihn im richtigen Moment fallen gelassen und wenn seine Berechnungen stimmten, dann musste die wollüstige Spanierin nur noch ihre Geschwindigkeit beibehalten, um von dem Flugobjekt erfasst zu werden. Nachdem der Sack am ersten Stockwerk mit einer ordentlichen Geschwindigkeit vorbeigerauscht war, dachte Ole, dass es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war ein Gewicht von dieser Höhe aus fallen zu lassen, das einen Menschen locker hätte erschlagen können.
Nachträglich war man immer schlauer. Der Sack flog weiter und kam seinem Ziel immer näher.
Oles Vorhaben wäre planmäßig verlaufen und Marc gerettet worden, wenn nicht kurz vor dem Aufprall ein altes, verrostetes Metallstück, das er übersehen hatte, aus der Wand hervorgeragt hätte. Es veränderte die Flugbahn des Gegenstandes und anstatt Esmeralda zu treffen, wurde Marc mit voller Härte umgehauen. Er fiel ohne Gegenwehr zu Boden und blieb, unter der Last begraben, liegen.
Sofia schrie laut auf und auch Ole war über das von ihm angerichtete Desaster entsetzt. Er hatte von seiner Position aus das Metallstück, das aus der Wand herausragte, nicht sehen können. Ihm wurde bei dem Gedanken Marcs Eltern zu erklären, wie er ihren einzigen Sohn mit einem Lumpensack getötet hatte, schwindelig. Er packte die Spanierin an der Hand und rannte mit ihr im Weltrekordtempo zum Innenhof herunter, um nach seinem Freund zu sehen.
Dort angekommen umkreiste Esmeralda mit ruhigen Schritten ihre Beute. Sie schnaufte angestrengt, aber erfreulicherweise hatte sie das Interesse an dem bezwungenen Matador verloren.
Marc lag regungslos auf dem Boden und war unter dem riesigen Lumpensack begraben. In seiner aktuellen Situation wäre er nicht annähernd dazu im Stande gewesen etwas, das einer Erektion auch nur ähnelte, hervorzubringen. Der Riese zerrte das Gewicht von seinem Kumpel herunter und versuchte ihm dabei zu helfen das Bewusstsein wiederzuerlangen. Marc rührte sich nicht. Die vorsichtigen Schläge seines Freundes ins Gesicht brachten keinen Erfolg.
»Wach auf, du Arsch!«, rief Ole hysterisch und rüttelte an Marc, der weiterhin auf dem Boden lag und keinen Ton von sich gab. Sofia stand neben dem Riesen, den Tränen nahe.
»Wach doch auf!«, bettelte sie.
Esmeralda hatte sich inzwischen, ohne ein Wort zu sagen, aus dem Staub gemacht, da ihr Matador nicht mehr zu gebrauchen war. Das dumpfe Stampfen ihrer Tritte konnte man noch hören, als sie längst aus dem Lokal verschwunden war.
Nicht weit von ihnen fand Ole auf einem der Restauranttische eine Vase, die man beim Abräumen vergessen hatte. Er warf den Blumenstrauss darin auf den staubigen Boden und schüttete das gesamte Wasser, das sich in dem Gefäß befand, mit einem Mal in Marcs Gesicht. Sofort fing der Matador an, wie verrückt zu husten.
»Bist du vollkommen irre geworden? Hast du mein verstecktes Zwinkern nicht gesehen? Ich wollte mich doch nur vor Esmeralda retten!«, hustete Marc.
»Mach so etwas nie wieder! Nie wieder! Mit wem soll ich denn in Portugal Fische fangen, wenn du nicht mehr da bist?«
»Hast du nicht verstanden? Bei mir ist alles in bester Ordnung! War alles nur Show, Frodo!«
Der Riese unterbrach seinen hysterischen Anfall.
»Dir hat gar nichts gefehlt?«
Allein Marcs schelmisches Grinsen reichte aus, um zu wissen, dass er geschauspielert hatte.
»Warum bist du dann wie ein Toter
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