Träume(h)r (German Edition)
liegen geblieben?«
Marc erzählte seinem Retter, wie er aus Furcht vor der Restaurantbesitzerin vorgetäuscht hatte, bewusstlos geworden zu sein, als der Lumpensack auf ihn fiel. Da seine Augen die ganze Zeit über geschlossen waren, um eine authentische Darbietung abzuliefern, konnte er nicht beobachten, wie Esmeralda das Lokal verließ. Er hatte zwar ihre Schritte beim Gehen hören können, aber konnte sich nicht hundertprozentig sicher sein, dass die Luft um ihn herum rein war. Immerhin hatte es die schwergewichtige Spanierin auch geschafft Marc im Innenhof zu überraschen ohne, dass er die leiseste Ahnung von ihrer Anwesenheit gehabt hatte.
»Danke für die Rettung!«
»Kein Ding, Turtle. Bist zum Glück nicht dabei draufgegangen. Ich hätte den Plan vielleicht etwas besser durchdenken sollen«, entgegnete Ole und kratzte sich dabei am Hinterkopf.
»Ach was, hat jedenfalls funktioniert. Bei dir funktioniert nicht alles direkt so, wie es sollte, aber am Ende funktioniert es doch irgendwie!«, sagte Marc gut gelaunt, woraufhin der Riese seinen Arm ausstreckte, um ihm aufzuhelfen.
Marc zog sich mit einem kräftigen Ruck hoch. Als er sich auf halber Strecke nach oben befand, ertönte ein lautes Knacken.
»Verdammte Scheiße!«, rief er über den gesamten Innenhof.
»Was ist das denn jetzt los?«, fragte Ole erschrocken. Der Laut hatte sich überaus schmerzhaft angehört und genauso klangen seine darauffolgenden Schreie.
»Das fühlt sich an, als würde mir jemand mit einer Metallstange in das Kreuz schlagen«, beschrieb der Leidende seine Qualen. Ole war zum zweiten Mal am Abend vollkommen aufgelöst und wusste nicht, wohin.
»Hilfe! Scheiße, Marc! Mist, was sollen wir jetzt tun? Das kann doch nicht wahr sein!«
Sofia rannte auf der Stelle los, um den Zugang zum Restaurant abzusperren, wofür ihr Marc sehr dankbar war, denn bereits nach einer Minute polterte es von außen wild gegen die Tür.
Marc fühlte sich, wie mitten in einem Horrorfilm gelandet zu sein. Auf der Flucht war eine der Filmcharaktere verletzt worden und wartete verzweifelt darauf gefressen oder wie in seinem Fall, vernascht zu werden, nachdem die übrigen Akteure trotz mehrmaliger Versuche an einer Rettungsaktion gescheitert waren. Ole hasste dieses Filmgenre abgrundtief, da es fast immer für ein schwaches Drehbuch, eine stumpfe Handlung und neunzig Minuten Zeitverschwendung stand.
Vergeblich versuchte Marc noch einmal mit der Hilfe des Riesen aufzustehen, aber es war hoffnungslos. Der Schmerz saß zu tief in seinem Rücken. Er machte seinen Körper bewegungsunfähig.
»Sofia, ist hier ein Krankenhaus in der Nähe?«, fragte Ole aufgebracht. Sie guckte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Wir sind hier in Madrid und nicht in Kambodscha, Ole. Natürlich haben wir Krankenhäuser!«
»Aber die sind immer überfüllt oder etwa nicht? Ich habe mich mal in Barcelona am Handgelenk verletzt und musste stundenlang warten.«
Der Riese stand vor ihr und wischte sich ununterbrochen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Man konnte ihm ansehen, dass er Angst um seinen Kumpel hatte.
»Ich hab´s!«, sagte Sofia enthusiastisch, ohne auf Oles Frage einzugehen. »Wartet hier auf mich, ich bin gleich wieder da!«
Während sich Sofia und Ole über ihr weiteres Vorgehen unterhalten hatten, lag Marc noch immer am Boden und stellte sich auf ein Leben im Rollstuhl ein, das ihm das Dasein als Fischer unmöglich machen würde, da man für diese Tätigkeit sicherlich Beine brauchte.
»Mann, Ole! Wie soll ich denn Fischer werden, wenn ich im Rollstuhl sitze?«, fragte er verzweifelt, nachdem die Spanierin fort war.
»Wer sagt denn, dass du im Rollstuhl landest? Du wirst noch viele Fische mit mir fangen. Glaub mir, Turtle! Wir enden in Schaukelstühlen auf deiner Terrasse und trinken unser Bier, das du uns mit zwei gesunden Beinen holen wirst!«
Marc schien seinem Kumpel überhaupt nicht zu zuhören.
»Hast du schonmal einen Fischer im Rollstuhl auf die See hinausfahren gesehen?«, fragte er verzweifelt. Ole überlegte kurz, aber fand keine Antwort, die Marc hätte aufmuntern können.
»Nein«, sagte er ehrlich, doch nach einem kurzen Spaziergang durch sein Langzeitgedächtnis ereilte Ole ein Gedanke.
»Captain Dan!«, sagte er plötzlich und versetzt seinem Kumpel dadurch einen Schrecken, da die Bedrohung noch immer vor der Tür lauerte.
»Wer?«, fragte Marc mit aufkeimendem Hoffnungsschimmer.
»Hast wohl nicht alle Hausaufgaben gemacht, die ich dir
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