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Träume(h)r (German Edition)

Träume(h)r (German Edition)

Titel: Träume(h)r (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Moos
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Fahrers, der erst zweimal zu ihm herübersehen musste, um seinen seltsamen Sonnenbrand zu erkennen.
    »Ich dachte schon, dass deine Brille witzig sei«, lachte der Einheimische. »Aber das ist noch um einiges besser!«
    Sofort rückte Ole halb auf Marcs Schoß, um sich im Rückspiegel des Wagens betrachten zu können. Außer zwei weißen Herzen, gab es keine Stelle mehr in seinem Gesicht, die nicht knallrot leuchtete.
    »Danke für die Warnung!«, sagte er und rammte seinem Kumpel unerwartet den Ellenbogen in die Rippen.
    In einem Wendeplatz hielt der Abschleppwagen und setzte die beiden Freunde, gemeinsam mit der funktionsfähigen Vespa, unmittelbar vor dem Strand ab.
    »Ihr könnt den anderen Roller, falls alles gut läuft, schon bald abholen. Es kommt nur darauf an, wann der Mechaniker die passenden Ersatzteile bekommt. Ruft einfach an!«, sagte der Abschlepper und stieg ohne viel Zeit zu verlieren in den Wagen und fuhr los.
    Ole und Marc bedankten sich und hörten kurz darauf wie hinter ihnen die Geräusche des Motors verschwanden, während sie auf den cyanfarbenen Ozean zugingen. Der Asphalt der Straße endete direkt im Sand, wo die beiden sich ihrer Schuhe entledigten und auch ihr Gepäck fallen ließen. Im Laufschritt näherten sie sich, immer schneller werdend, dem Wasser und warfen dabei, ohne zurückzublicken, all ihre Kleidungsstücke von sich.
    »Hier sind Tom Sawywer und Huckleberry Finn am Ende ihrer Reise!«, rief Ole ins Meer hinaus. Marc befand sich bereits, einige Meter vor ihm, kniehoch im kühlen Nass. Dort holte er zu einem Kopfsprung aus und verschwand mit einem tiefen Zug unter Wasser. Sein Kumpel folgte ihm. Wenige Sekunden später tauchten beide auf und zitterten am ganzen Leib, als hätte man sie in ein Eisbad getaucht. Mit solchen Wassertemperaturen hatte niemand gerechnet.
    »Verdammt, ist das kalt hier! Meine Nippel sind nur noch so groß wie Stecknadelköpfe. Wie wäre es mit Rückzug, Frodo?«, schlug Marc zähneschlotternd vor.
    »Gute Idee!«, erwiderte Ole.
    Als sie sich jedoch umdrehten, vergaßen sie für einen kurzen Moment die eisige Kälte, die ihnen zu schaffen machte und starrten zum Strand, dem sie vorher keine Beachtung geschenkt hatten.
    Das Bild war ernüchternd. Auch hier hatte die Tourismusindustrie offensichtlich keinen Halt gemacht. Was sie bei ihrem Lauf in Richtung Freiheit übersehen hatten, stach nun schmerzhaft ins Auge.
    Abgefertigte Liegen, die mit Sonnenschirmen ausgestattet waren, übersäten den Sand. Bunte Tretboote standen aneinander gereiht und warteten darauf ausgeliehen zu werden und zu guter Letzt waren da die Urlauber. Überall Urlauber. Dick, rot, blond oder braunhaarig lagen sie kreuz und quer an der Küste verteilt und sahen alle gleich zufrieden aus. Einheimische, die sich von ihrem Alltag als hart arbeitende Menschen erholten, existierten nicht. Nur ein Eisstand hätte gefehlt, um die Szenerie perfekt zu machen, dachte sich Marc.
    »Einsam und verlassen sieht aber in meiner Vorstellung irgendwie anders aus, Turtle«, sagte Ole nach einer kurzen Schockphase.
    »Vielleicht täuscht der erste Eindruck nur. Jedenfalls wissen wir jetzt, weshalb hier niemand freiwillig im Wasser war«, entgegnete Marc optimistisch.
    Als sie wieder an Land kamen, waren sämtliche Augenpaare auf sie gerichtet, da sie nicht nur auf dem Weg ins Meer, wie Wilde schreiend, ihre Kleidung von sich geworfen hatten, sondern nun im Adamskostüm aus dem Wasser Richtung Strand gelaufen waren.
    Es dauerte etwas, bis sie wieder alle Kleidungsstücke beisammen hatten, die vom Wind über den gesamten Strand verteilt worden waren und die Badegäste so langsam das Interesse an ihnen verloren.
    Im Anschluss entschieden sie erst einmal eine Bleibe zu finden. Es musste nicht direkt ihre zukünftige Behausung sein, aber ein Provisorium war unumgänglich, da man bei dem stürmischen Wind nicht am Strand schlafen konnte und sie weder Zelte, noch Schlafsäcke besaßen.
    Folglich betrachteten sie von ihrem Standpunkt aus das Dorf und beschlossen nach kurzem Überlegen, dass es das Beste sei einfach loszugehen und die Gegend für sich selbst zu entdecken. Spontan gingen sie in den Westen, wo man schnell feststellen konnte, dass dieser Bereich voller Hotels und Ferienhäuser war, die nicht älter als zwanzig Jahre sein konnten. Überall gab es Straßen, die in Sackgassen führten, wo sich kleine Villen mit Pools verbargen. Es sah aus als seien mit den Jahren immer mehr Menschen nach Salema

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